Made in Troisdorf Troisdorfer Behinderten-Werkstätten fertigen Corona-Schutzmasken

Troisdorf/Niederkassel · Die Rhein-Sieg Werkstätten der Lebenshilfe produzieren medizinische und einfache Schutzmasken – und verkaufen sie deutschlandweit.

 Die beiden Lemo-Geschäftsführer (v. l.) Willi Fenninger und Bernd Schlarp, Markus Wilden und Rafael Deinert, kaufmännischer Leiter der Rhein-Sieg Werkstätten.

Die beiden Lemo-Geschäftsführer (v. l.) Willi Fenninger und Bernd Schlarp, Markus Wilden und Rafael Deinert, kaufmännischer Leiter der Rhein-Sieg Werkstätten.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

„Bis zu 500 Masken können in der Minute produziert werden“, erklärt Markus Wilden. Er ist Geschäftsführer der Rhein-Sieg Werkstätten der Lebenshilfe (RSW) und beobachtet den Kran, der die acht Tonnen schwere Maschine in drei Teilen vom Lkw holt. Innerhalb kürzester Zeit wurde daraus eine zehn Meter lange Produktionsmaschine.

Die Maskenproduktion ist eine „Troisdorfer Lösung“: Fertigungsmaterialien wie Vliesstoffe und Meltblown-Vlies werden von den Firmen Reifenhäuser und Inovatec geliefert, die Niederkasseler Maschinenbaufirma Lemo stellt die Anlage und die Werkstätten fertigen und vertreiben die Ware.

Fertigung ohne Handkontakt

Die Mitarbeiter der Werkstätten haben sich über die neue Herausforderung riesig gefreut. Knapp 420 Menschen mit einer geistigen Behinderung sind allein in Troisdorf angestellt, insgesamt sind es rund 1300 im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. „Dazu kommen noch etwa 350 Menschen im betreuenden Personal“, berichtet Marlis Schikora. Die pädagogische Leiterin betreut junge Leute, die gerade die Förderschule abgeschlossen haben, ebenso, wie Menschen im Renteneintrittsalter.

Die Maschine produziert Masken. In der heutigen Zeit nichts Außergewöhnliches. Doch tut sie dies, ohne dass die Ware von Menschenhand angefasst werden muss. „Ich kenne Deutschland keine Maschine, die das kann“, sagt Willi Fenninger nicht ohne Stolz. Der geschäftsführende Lemo-Gesellschafter ist vor Ort und begleitet den Aufbau. Wilden berichtet, wie es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit gekommen ist. „Der Kontakt ist rein zufällig zustandegekommen. Die Firma Lemo ist seit 30 Jahren Fördermitglied der Lebenshilfe. Bernd Schlarp, ebenfalls geschäftsführender Lemo-Gesellschafter, und ich denken lokal – und so wurde die Idee geboren, dass man gemeinsam Masken produzieren könnte. Über die Kämpgen-Stiftung erhielten wir 50 000 Euro Fördermittel, Förderanträge beim Bundeswirtschaftsministerium sind ebenfalls gestellt. Auch eine eigene Kartonage wurde entworfen. Nach 36 Monaten ziehen wir ein Resümee und schauen, wie es weitergeht.“

Medizinische Typ R 2- Masken

Produziert werden medizinische Masken Typ 2 R und einfache Schutzmasken auf höchstem technischem Niveau. Die Typ 2 R-Masken sind in den USA als Notfallprodukte freigegeben. Sie sind wasserabweisend und verfügen über einen 99,53-prozentigen Virenfilter, so Schlarp. „Wir sind wettbewerbsfähig mit bester Qualität ‚Made in Deutschland’“, wissen die Lemo-Geschäftsführer, in deren Betrieb die Maschinen von 200 Mitarbeitern zusammengebaut werden. „Wir machen die Pläne, haben die Software und beauftragen die Zulieferer. Nach rund vier Monaten ist die Anlage betriebsbereit.“ Dazu Schlarp: „Als Anfang des Jahres keine Masken verfügbar waren, haben wir beschlossen, dass wir die hier selbst herstellen können.“ Und Wilden ergänzt: „Unter dem Motto ‚Wir für uns’ gehen die Masken nach Troisdorf und Umgebung, aber wir liefern sie auch deutschlandweit.“

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