Zweisamkeit Troisdorferinnen sind seit 43 Jahren beste Freundinnen

Serie | Troisdorf · Seit 43 Jahren sind Bettina Schultheiss und Brigit Rogozia befreundet. Sie haben schöne wie schwere Zeiten miteinander geteilt. Und sie wissen: Im Alter sind sie als Single-Frauen niemals allein, solange sie ihre Freundin haben.

Birgit Rogozia (links) und Bettina Schultheiss sind seit 43 Jahren befreundet.

Birgit Rogozia (links) und Bettina Schultheiss sind seit 43 Jahren befreundet.

Foto: Sofia Grillo

Wer Bettina Schultheiss und Brigit Rogozia im Doppelpack begegnet, dem begegnet pure Lebensfreude, Unternehmungslust und Enthusiasmus – es sind Wesenszüge ihrer Freundschaft, die sie nun schon seit 43 Jahren pflegen. Als Schulkinder haben sie sich kennengelernt und begleiten sich seither durch gute wie schlechte Zeiten. Die Zweisamkeit gibt ihnen nicht nur Freude, sondern auch Ruhe. Denn beide Single-Frauen wissen: Solange sie die jeweils andere haben, sind sie auch im Alter niemals allein oder einsam.

Gemeinsam gegen den Sportlehrer

Mit zehn Jahren trafen Bettina und Birgit im Gymnasium Altenforst in Troisdorf das erste Mal aufeinander. Damals dachten sie vermutlich noch nicht an ihr 53. Lebensjahr. Doch so schnell, wie beide in einer Clique mehrerer Mädchen zusammenfanden und sich befreundeten, zeichnete es sich schon ab, dass sie sich so viele Jahre später noch immer bedingungslos beiseite stehen. Den Beistand, den leisteten sie sich als Schulkinder vor allem im Sportunterricht. Ihre gemeinsame Abneigung gegen Sport und den Lehrer schweißte sie zusammen. „Wir haben über unseren Sportlehrer gemeckert und uns Entschuldigungen ausgedacht, warum wir nicht am Unterricht teilnehmen müssen. Für die Bundesjugendspiele haben wir meistens solche Entschuldigungen gefunden oder meldeten uns freiwillig zum Zeitmessen“, erzählt Rogozia und lacht mit ihrer Freundin noch heute über die kindlichen Streiche.

Schulheiss verließ zwar nach der zehnten Klasse die Schule, doch der Kontakt brach nie ab. „Sobald eine aus unserer Clique Auto fahren konnte, gingen wir ins Octagon in Pennenfeld – das war für uns DIE Diskothek in Bonn. Wir wollten raus aus Troisdorf, in die Stadt, in die große weite Welt“, erzählt Schultheiss. Während die Freundinnen als Jugendliche die kleine große Welt Bonn unsicher machten, so führen sie es als Erwachsene in der wirklichen großen Welt fort.

Gemeinsam auf Reisen, gemeinsam durchs Leben

In Thailand, in Florida, in Singapur, auf Bermuda oder auf Kreuzfahrten waren Schultheiss und Rogozia immer nur im Doppelpack unterwegs. Wer zusammen reist, der lernt sich so richtig kennen und weiß, wie gut man zusammenpasst, wissen die Freundinnen. Bei ihnen passt es – auch wenn sie dabei die Marotten der jeweiligen anderen mit im Gepäck haben. „Immer wenn Bettina in einem Zug sitzt, passiert irgendwas, was eine gehörige Verspätung hervorruft“, neckt Birgit Rogozia ihre Freundin. „Und immer, wenn Bettina eine Cola-Flasche öffnet, weiß ich, ich muss in Deckung gehen. Denn dann schießt eine große Fontäne aus der Flasche und landet auf meiner weißen Hose.“ Die Freundinnen können darüber lachen – ebenso wie über die Marotten von Birgit Rogozia, die nun von Schulheiss aufzählt werden: „An Verspätungen muss man sich bei Birgit gewöhnen. Wenn man mal möchte, dass sie pünktlich kommt, dann muss man sie eben eine halbe Stunde zu früh bestellen. Außerdem braucht sie 100 Jahre im Badezimmer.“ Wie Schwestern, die eng miteinander aufwachsen, kennen sich die Freundinnen in- und auswendig. „Verbergen können wir voreinander eigentlich nichts. Aber das führt auch dazu, dass es keine Missverständnisse gibt“, sagt Schultheiss.

Beide haben durch ihre Freundschaft einen Menschen an der Seite, auf den sie sich immer verlassen können. Was bedeutet es, mit dieser Gewissheit zu leben? Schultheiss versucht es anhand eines Beispiels zu erklären: „Wenn ich nachts um 3 Uhr irgendwo bin und komme dort nicht weg, dann weiß ich, ich kann Birgit anrufen und sie holt mich.“ Das Beispiel sei keineswegs ausgedacht, sondern so erlebt und es steht auch für größere Dinge im Leben: „Als ich mich von meinem Mann getrennt habe, da konnte ich mich bei Birgit ausheulen und meine Geschichten auch zum 85. Mal erzählen. Sie stand mir bei.“ Und als Birgit damals kurzfristig bei ihrem Partner ausziehen musste, da standen plötzlich Bettina Schultheiss und weitere gemeinsame Freundinnen vor ihrer Tür und schleppten die Kisten mit ihr.

Gemeinsam altern

Genauso wie sie schwere Zeiten miteinander teilen, so auch die guten. Die Troisdorferinnen treffen sich mindestens einmal die Woche und telefonieren regelmäßig. Sie kümmern sich um die Mütter der jeweiligen anderen und stacheln sich gegenseitig zu Unternehmungen und Reisen an. Beide sind unverheiratet und kinderlos. Doch sie wissen, selbst wenn die Mütter irgendwann nicht mehr leben, werden sie nicht allein sein. „Dass eine von uns einsam auf der Couch sitzt, wird die andere gar nicht zulassen. Und Weihnachten werden wir auch nie allein feiern, solange es die andere gibt“, sagt Rogozia. Sie witzeln schon darüber, mit den anderen Freundinnen aus der alten Schul-Clique eine Alters-WG zu gründen – immerhin wissen sie aus 43 Jahren Freundschaft, dass das klappen könnte.

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