211 Schüler sind betroffen „Betreute Schulen“ kündigt Übermittagsbetreuung an Troisdorfer Grundschulen
Troisdorf · Der Verein „Betreute Schulen“ kündigt überraschend die Trägerschaft, für die Übermittagsbetreuung an sieben Troisdorfer Grundschulen. Als Hauptgrund nennt der Verein den Fachkräftemangel. Die Stadt Troisdorf sucht nach neuen Lösungen.
Überrascht war die Stadt Troisdorf vor knapp zwei Wochen, als das Jugendamt ein Schreiben der Geschäftsführung des Vereins „Betreute Schulen“ erhielt. Darin kündigt der Verein, der Mitglied des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt ist, gegenüber der Stadt die Trägerschaft, für die Übermittagsbetreuung an sieben Troisdorfer Grundschulen zum 31. Juli auf. Als Begründung für diesen Schritt nennt der Verein den allgemeinen Fachkräftemangel und die mangelnde Attraktivität der Tätigkeiten, die eine dauerhafte Nachbesetzung der freien Stellen unmöglich machen würde.
20 Personen an Troisdorfer Grundschulen eingesetzt
Betroffen sind insgesamt 211 Kinder an sieben Troisdorfer Grundschulen in den Stadtteilen Bergheim, Friedrich-Wilhelms-Hütte, Oberlar und Troisdorf-Mitte. Für sie sucht die Stadt derzeit nach einem neuen Betreuungsangebot. Der Verein „Betreute Schulen" ist an weiteren Schulen in Sankt Augustin und Hennef für Übermittagsbetreuung sowie für OGS-Angebote verantwortlich und hat 700 Mitarbeiter. An der Troisdorfer Grundschule kümmern sich zuletzt 20 Personen um die Übermittagsbetreuung. „Wir haben in Troisdorf 1997 mit der Übermittagsbetreuung angefangen“, sagt Vereinssprecher Günther Damm. „Deshalb fällt uns dieser Schritt auch besonders schwer. Es tut uns sehr weh, hier nun die Wurzeln unserer Arbeit zu kappen, aber es blieb keine andere Möglichkeit“, sagt Damm. Der Verein wolle ja weiterhin seinen „hohen Qualitätsansprüchen“ gerecht werden.
In den Anfängen kümmerten sich zahlreiche engagierte Eltern um die Übermittagsbetreuung. „Viele von diesen Menschen sind aber mittlerweile im Ruhestand und neue Mitarbeiter zu finden ist sehr schwer“, sagt Damm. Die Betreuung umfasst laut dem Vereinssprecher gerade mal zwei Stunden pro Tag, also zehn Stunden pro Woche. „Dafür finden sie niemanden. Zudem sollten Interessenten auch in der Nähe leben. Solch eine Tätigkeit macht nämlich nur Sinn, wenn man in der Nachbarschaft wohnt und dafür nicht noch lange Strecken fahren muss“, sagt Damm. Zudem gibt es in Troisdorf für den Verein ein spezifisches Problem: „Dort haben wir im Gegensatz zu Hennef und Sankt Augustin keine OGS-Trägerschaft, sodass wir bei der Personalverteilung keine Synergieeffekte nutzen können“, sagt Damm. Die 20 Personen, die bisher in Troisdorf tätig sind, werden laut dem Vereinssprecher ab dem neuen Schuljahr an anderer Stelle eingesetzt.
Verwaltung sondiert mögliche Alternativen
„Die Kündigung war tatsächlich überraschend“, sagt Stadtsprecherin Bettina Plugge auf Anfrage. Über die Entscheidung des Vereins informierte Tanja Gaspers als zuständige Erste Beigeordnete in der vergangenen Woche den Jugendhilfeausschuss. Laut Plugge sondiert Bürgermeister Alexander Biber, der die Entscheidung von „Betreute Schulen“ ausdrücklich bedauert, derzeit in Gesprächen mit dem Jugendamt mögliche Alternativen. Mit einem Interessenbekundungsverfahren will die Stadt zeitnah nach neuen Kooperationspartnern suchen, die das Betreuungsangebot möglichst fortsetzen und auch für die betroffenen Mitarbeiter des Vereins Perspektiven aufzeigen.
„Parallel wird die Stadt auch mit den Schulen und deren Fördervereinen sprechen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen suchen“, sagt Plugge. Dabei hofft die Verwaltung auch darauf, engagierte Eltern mit ins Boot zu holen. Ziel ist, bis zum Beginn des neuen Schuljahres mit neuen Trägern für sämtliche Grundschüler die Übermittagsbetreuung anzubieten.