500 Stunden ehrenamtliche Arbeit Vom Aalfang zum Museumsschiff in Troisdorf-Bergheim

Troisdorf · NRW-Stiftung unterstützt Restaurierung des Aalschokkers der Bergheimer Fischereibruderschaft mit 26.000 Euro. Die Fischereibrüder warten auf Hochwasser, dann kann das Schiff von Mondorf wieder auf der Diescholl vor Anker gehen.

 Der restaurierte Aalschokker wartet im Mondorfer Hafen, bis er wieder an seinen angestammten Platz vor dem Fischereimuseum zurückkehren kann.

Der restaurierte Aalschokker wartet im Mondorfer Hafen, bis er wieder an seinen angestammten Platz vor dem Fischereimuseum zurückkehren kann.

Foto: Martina Welt

„Der Schokker war immer ein Museumsstück, jetzt wird er zum Museumsschiff“, formulierte der erste Brudermeister der Fischereibruderschaft zu Bergheim, Günter Engels, die Zukunft des Aalschokkers, der seit 32 Jahren auf der Diescholl vor Anker liegt. Anlass für die guten Aussichten des größten beweglichen Denkmals der Stadt Troisdorf war die Übergabe der schriftlichen Zusage über 26.000 Euro von der NRW-Stiftung für die Restaurierung des denkmalsgeschützten Schiffes. Franz-Josef Lersch-Mense überbrachte die Finanzspritze, die es ermöglicht, die „Maria Theresia“ in Zukunft auch für Besucher zugänglich zu machen.

Eine Reling wurde angebracht ebenso wie eine sichere Steigleiter zum Ein- und Ausbooten der Besucher. Die Kajüte des Schokkers soll zum Museumsraum umgestaltet werden. Neben der Spende der NRW-Stiftung flossen 15.000 Euro aus dem Heimat- und Geschichtsverein in die Restaurierung. Insgesamt wird die Instandsetzung des Denkmals rund 50.000 bis 55.000 Euro kosten. Neben den beiden großen Spenden können die Fischereibrüder auf kleinere Spenden sowie Einnahmen aus einer Crowdfunding-Aktion zurückgreifen.

Der alte Schokker aus dem Jahr 1894 wurde 1986 zum letzten Mal restauriert. Seitdem liegt er auf der Diescholl vor Anker und ist jedem Wetter ausgesetzt, sodass einiges im Argen lag, erzählt der Brudermeister. So war das Deck verschmutzt und verrottet, die Farbisolierung blätterte ab und der 15,5 Meter hohe Mast aus Kiefernholz war in der Spitze gefault und gespalten.

Ortsansässige Firmen helfen bei der Restaurierung

Unterstützung für die Restaurierung gab es auch von ortsansässigen Firmen, darunter die Lux-Werft, Holz Mandt aus Mondorf sowie die Schreinerei Mondorf aus Bergheim, die die Inneneinrichtung erneuern wird. Hinzu kommen rund 500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit von den Mitgliedern der Fischerei-Bruderschaft. Die ist von ehemals 14 auf neun Stämme geschrumpft. Engels erinnerte daran, dass die Flussfischerei 2016 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen worden ist.

Bis 1966 sei noch im Rhein gefischt worden, und auch der Aalschokker „Maria Theresia“, der der Fischerfamilie Mertens gehörte, lag bis zu dieser Zeit in der Rheinströmung verankert und wartete nachts darauf, dass die Aale mit der Strömung den Weg in die trichterförmigen Netze, die Reusen, fanden. Mit den Beibooten wurden die Reusen entleert und gleich auf dem Schokker verarbeitet, berichtete der zweite Brudermeister Hans-Erich Engels. Die Fischerfrauen verkauften den Fang im Dorf oder aber in den benachbarten Städten Köln und Bonn sowie an die großen Hotels.

Eigentum der Bergheimer Bruderschaft

Die Diescholl, ein Altarm der Sieg, ist im Eigentum der Bergheimer Bruderschaft. Befischen darf sie die Sieg mit den dazugehörenden Siegarmen bis nach Meindorf. Von der Fischerei konnten bis in die 1950er Jahre hinein nicht nur die Fischerfamilien selbst gut leben. Auch Korbmacher, Netzstricker, Bootsbauer, Händler und Gastwirte hatten durch die Fischerei im Rhein und in der Sieg ein gutes Auskommen.

Die Zeugin dieser Zeit, der Aalschokker „Maria Theresia“, wurde im Zweiten Weltkrieg für 1500 Mark von Johann Mertens erworben, sagt Engels. „Das Flachboot, das auch an Land nicht umkippt, wurde in Holland gekauft.“ Dort seien die Boote für die Fahrten durch die Grachten genutzt worden. Der Name Schokker kommt ebenfalls aus Holland und ist nach der holländischen Insel Schokland benannt, sagen die Fischerbrüder. Matthias Engels, der Sohn, fischte mit dem Schokker noch bis 1966 im Rhein. Einen eigenen Motor hat der historische Aalschokker nicht.

Deshalb wird es noch dauern, bis er wieder auf der Diescholl vor dem Fischereimuseum vor Anker gehen kann, denn dazu brauchen die Fischer Hochwasser und der Rheinpegel bei Bonn muss auf mindestens 8,30 Meter steigen. Bis dahin liegt der Schokker im Mondorfer Hafen.

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