Nach illegalem Tiertransport Weitere Tierheime helfen aus

TROISDORF · Hamstern und Sittichen geht es laut Tierarzt gut. Eine Einrichtung in Köln hat dem Troisdorfer Tierheim 500 Nager abgenommen. Weitere Tierheime in Bonn und Frankfurt am Main bieten Hilfe an.

 Einer der vielen Zwerghamster im Troisdorfer Tierheim.

Einer der vielen Zwerghamster im Troisdorfer Tierheim.

Foto: Hanjo Wimmeroth

In einem Raum der Kleintierabteilung des Troisdorfer Tierheims stehen Laufställchen über Laufställchen. Dort hat der Tierschutz die verbliebenen Zwerghamster untergebracht, die in der vergangenen Woche durch einen Zufall in einem Kleintransporter in einer Siegburger Autowerkstatt entdeckt worden sind. 3200 Hamster und 220 Sittiche sollten aus Belgien kommend nach Spanien gebracht werden (der GA berichtete). 500 Tiere waren während des Transports bereits verendet.

Vorsichtig hebt eine Helferin unter den kritischen Blicken von Ralf Snyders, dem Vorsitzenden des Tierschutzvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, eines der Tierchen aus dem Gehege. Die schwarzen Knopfäugelchen schauen recht wach in die Gegend, die feinen Barthärchen an der Nase zucken munter, was es denn jetzt am frühen Nachmittag gebe. „Eigentlich sollten wir sie jetzt nicht stören. Hamster sind nachtaktive Tiere, die sich darum – wie eigentlich die meisten Tiere – nicht als Kinderspielzeug eignen“, sagt der Tierschützer. „Sie schlafen tagsüber, und wenn dann mit ihnen gespielt wird, haben sie Dauerstress und Schlafentzug.“

Anders aber als zum Beispiel die vom Aussterben bedrohten Feldhamster, sind die aufgefundenen Zwerghamster, sogenannte dsungarische Zwerghamster (Phodopus sungorus), aber auch mal ein wenig tagaktiv. Ihren Namen haben sie, weil sie 1773 in der Nähe des Flusses Irtisch in der damaligen Soongarischen Steppe entdeckt wurden. Heute liegt ein noch vorhandener Teil dieser Steppe in einem Teil der chinesischen Provinz Xinjiang. Auch in Kasachstan und der Mongolei sind die Tiere in der Natur zu finden. Die sieben bis zehn Zentimeter kleinen Hamster haben einen dunklen Strich (Aalstrich) auf dem Rücken und eine graubraune Fellfarbe. Die Farbe kann im Winter zur besseren Tarnung zu fast ganz weiß wechseln.

Wut macht sich breit

„Den Tieren geht es gut“, sagt Franz Wirth. Der promovierte Veterinär ist der Tierarzt des Tierheims. Er beklagt indes, dass sich viele der 500 tot gefundenen Hamster gegenseitig umgebracht haben. „Da waren unterschiedliche Gattungen von Zwerghamstern in die Transportboxen gesperrt. Das geht nicht gut, die Tiere sind untereinander aggressiv.“ „Das war nur der Versuch, mit den Tierchen Geschäfte zu machen“, sind die Tierschützer sauer. „Da wären auch noch mehr eingegangen“, zeigt sich Veterinär Wirth wütend.

Denn die Transportkästen für die Hamster und die Sittiche waren zugenagelt, sodass der Transporteur sie nicht einmal mit Wasser hätte versorgen können. „Wir mussten die Kästen regelrecht aufbrechen“, ergänzt Snyders. Für die Mitarbeiter des Tierheims war und ist es immer noch eine Riesenarbeit, die rund 1500 Hamster und die Sittiche zu versorgen, die noch im Troisdorfer Tierheim sind. „Einen guten Teil der Nager haben wir bereits vermitteln können. Allein das Tierheim in Köln-Zollstock hat uns 500 abgenommen. Das erleichtert hier die Arbeit, aber in den zurückliegenden Tagen waren unsere Helfer völlig überlastet“, blickt Snyders zurück. Und Wirth ergänzt, dass wenigstens durch großzügige Spenden, wie etwa von der Fachmarktkette Fressnapf, sofort geeignetes Futter und Einstreu für die Tiere gespendet wurde. „Da kommen wir auch schon mal an unsere Grenzen“, klagt Snyders, „aber unsere Mitarbeiter und freiwilligen Helfer haben ganz toll mitgespielt“, folgt auch gleich ein Lob.

Neben dem Tierheim Zollstock haben die Tierheime in Bonn und Frankfurt am Main ihre Hilfe angeboten. „Das ist eine großartige Solidarität“, sagt Snyders, „wir hätten auch nicht anders gehandelt. Aber nach Möglichkeit sollen die Tiere ortsnah vermittelt werden, um ihnen Transportstress zu ersparen. „Wir schauen uns aber genau an, wem wir Hamster oder Sittiche anvertrauen“, erklären Snyders und Wirth.

Wer gerne ein Tier aufnehmen möchte, kann sich per Email an das Tierheim in Troisdorf wenden. Die Adresse für Vermittlungen lautet: vermittlung@tierheim-troisdorf.de.

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