Unverpacktläden im Rhein-Sieg-Kreis Wie Händler für eine verpackungsfreie Zukunft kämpfen

Rhein-Sieg-Kreis · Unverpackt-Läden im Rhein-Sieg-Kreis kämpfen wie viele kleine Einzelhändler stetig ums Überleben. Die Besitzerin des Unverpackt-Geschäftes in Lohmar hat diesen Kampf jetzt aufgegeben. Andere Inhaberinnen hingegen haben noch große Pläne für das Einkaufen der Zukunft.

Magdalena Ebert in ihrem Laden in Eitorf.

Magdalena Ebert in ihrem Laden in Eitorf.

Foto: Christine Siefer

Drei Frauen, drei Unverpackt-Läden und drei unterschiedliche Situationen. Während Bettina Roth schweren Herzens ihren Laden „Fräulein Jule“ in Lohmar-Wahlscheid Mitte November schließen wird, hat Magdalena Ebert ihren Teeladen „Naturlieb“ in Eitorf gerade erst zum Unverpackt-Shop umgerüstet. Und Regina Hopp-Konrad kämpft gegen schwindende Käuferzahlen im „Einfach lose“ in Troisdorf-Spich und träumt von einem Standort in der Innenstadt. Alle drei Unternehmerinnen eint der Wunsch nach einem verpackungsfreien, regionalen und nachhaltigen Einkaufen, dem sie mit ihren Unverpackt-Konzepten den Weg ebnen wollten.

Bettina Roth war die Vorreiterin im Rhein-Sieg-Kreis als sie 2018 ihr Geschäft eröffnete. Der Laden lief gut an. Treue Stammkunden, die regelmäßig Lebensmittel grammgenau in selbstmitgebrachte Gefäße oder Pfand-Behälter füllen, waren schnell gefunden. Doch dann kam die Pandemie, jetzt Krieg und Inflation. „Seit März 2020 sinken unsere Umsätze kontinuierlich. Und seit Frühjahr 2022 gab es erneut einen massiven Einbruch. Diese Einbußen von 60 Prozent können wir nicht mehr auffangen“, gibt Bettina Roth auf ihrer Homepage bekannt. Die Rücklagen seien erschöpft, die Kräfte auch.

Einige ihrer Stammkunden haben bereits Ideen für eine Alternative, erzählt sie: „Es gibt den Wunsch nach einem Dorfladen, der auch Begegnungsstätte ist.“ Auf die Frage, ob sie dann Teil eines neuen Konzeptes würde, antwortet sie mit einem klaren Nein: „Ich bin erst einmal durch mit der Selbstständigkeit, ich unterstütze gerne privat, aber beruflich sehne ich mich jetzt erst einmal nach einem festen Job.“

Regina Hopp-Konrad in ihrem Laden in Troisdorf-Spich.

Regina Hopp-Konrad in ihrem Laden in Troisdorf-Spich.

Foto: Christine Siefer

Den stetigen Kampf ums Überleben kennt auch Regina Hopp-Konrad. Die 43-jährige Inhaberin des „Einfach lose“ in Troisdorf-Spich hatte mitten in der Pandemie eröffnet, sich gut etabliert und erlebt nun auch einen starken Kundenrückgang. Sie hadert vor allem mit dem Standort an der Spicher Hauptstraße. „Hier gibt es kaum Laufkundschaft, neue Kunden zu gewinnen ist schwer“, erklärt sie. Ein leer stehendes Ladenlokal in der Troisdorfer Fußgängerzone hat sie sich bereits ausgeguckt. Mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne sammelt sie jetzt Geld für einen Umzug. Doch das Ziel von 10.000 Euro ist noch lange nicht erreicht und die Frist läuft bereits am 11. Oktober ab.

Doch aufgeben will sie noch nicht, dazu schweben ihr noch zu viele Ideen im Kopf herum. „Eine Frischetheke für vegane Käse und Wurstalternativen und ein kleines Café würden das Konzept abrunden“, erzählt sie. Um neue Kunden zu gewinnen und Investoren auf sich aufmerksam zu machen, möchte Regina Hopp-Konrad im Oktober verschiedene Workshops anbieten.

Neueröffnung in Eitorf

Magdalena Ebert hat erst Anfang September ihren Teeladen offiziell als Unverpackt-Laden wiedereröffnet. Die Situation der anderen Geschäfte habe sie nicht abgeschreckt. „Die kleinen Läden haben es generell schwer in diesen Zeiten“, sagt die 34-Jährige und ergänzt, dass ihr jedoch auch viel Dankbarkeit entgegengebracht würde, dass sie trotzdem etwas Neues aufbaue. Nachdem sie im vergangenen Jahr den Teeladen von der Vorbesitzerin übernommen hatte, sei ihr aufgefallen, dass bereits viele Stammkunden ihre eigenen Behälter, beispielsweise Teedosen, mitbrachten. Da lag die Erweiterung des Angebots um Grundnahrungsmittel, Kräuter sowie Süßwaren und Naturprodukte nahe. Dabei versucht die Gründerin von „Naturlieb“ auch auf Kundenwünsche einzugehen. „Man kann zwar nicht allem gerecht werden, aber das ist sehr wertvoll für kleine Läden und auch für die Kunden“, sagt Magdalena Ebert.

Auch Bettina Roth glaubt trotz des Aus ihres „Fräulein Jule“ weiterhin an das zukunftsweisende Konzept des Einkaufserlebnisses kleiner Läden mit Unverpackt-Angebot. „Seit ich selber hauptsächlich in kleine Geschäfte vor Ort gehe, macht mir das Einkaufen auch wieder mehr Spaß.“

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