Naturschutz Tümpel für die Gelbbauchunken im Kreis

Hennef · Das Naturschutzgroßprojekt Chance7 zwischen Siebengebirge und Sieg macht gute Fortschritte: Die Qualität naturnaher Biotope wird verbessert, seltene und gefährdete Arten unterstützt.

 Christoph Rothenwöhrer kennt die Lebensgewohnheiten der Gelbbauchunke ganz genau.

Christoph Rothenwöhrer kennt die Lebensgewohnheiten der Gelbbauchunke ganz genau.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Seit fünf Jahren werden Maßnahmen im Rahmen des Naturschutzprojektes Chance 7 im Rhein-Sieg-Kreis umgesetzt, nun haben die Verantwortlichen eine erste Zwischenbilanz gezogen. Und die sieht positiv aus: An vielen Stellen konnte durch die Umsetzung von Maßnahmen die Artenvielfalt erhöht werden.

Das Projekt wird vom Bund gefördert und erstreckt sich über Teile des gesamten Rhein-Sieg-Kreises sowie die Bundesstadt Bonn. „Die Planungen dazu laufen seit Ende 2010, im Jahr 2015 wurde mit der Umsetzung begonnen“, so Abteilungsleiter Georg Persch. Dabei beruht die Arbeit der Naturschützer auf zwei Prinzipien: zum einen dem der Freiwilligkeit. „Wir reißen keine Flächen mittels Zwangsmaßnahmen an uns“, betont Persch. Das andere Prinzip ist das der Akzeptanz. „Wir benötigen eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung“.

Zugriff auf 420 Hektar Flächen

Entscheidend für den Erfolg der Naturschützer ist der Zugriff auf Flächen. „Das Fördergebiet umfasst rund elfeinhalbtausend Hektar“, erläutert der fachliche Projektleiter Christoph Rothenwöhrer. Wie Chance 7 an die benötigten Areale kommt, erklärt der Doktor der Biologie so: „Wir haben drei Möglichkeiten. Grunderwerb, Pacht über dreißig Jahre sowie über Duldungsverträge.“ Bis jetzt habe man Zugriff auf 420 Hektar, davon 200 Hektar durch Grunderwerb, fügt er hinzu.

Dies sei schon eine große Fläche im ballungsnahen Raum, ergänzt Dieter Steinwarz, Leiter der biologischen Station Rhein-Sieg-Kreis, mit der das Naturschutzprojekt eng zusammenarbeitet. Diese Areale werden beispielsweise für Vögel, Echsen oder Wildkatzen, aber auch Amphibien, wie etwa die Gelbbauchunke – eine der priorisierten Zielarten des Projekts –, benötigt.

Ein Netz aus Amphibientümpeln für gefährdete Unken

Es gibt derzeit fünf isolierte Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Unkenart. Damit es zum genetischen Austausch kommt, muss ein Netz aus Amphibientümpeln erstellt und müssen die Lebensräume optimiert werden. Das geschieht über Nord-Süd- und West-Ost-Achsen, von Niederpleis bis Asberg, von Rheinland-Pfalz bis zum Ravensteiner Bachtal oder zur Sieg. Dort werden immer wieder Tümpel und Kleingewässer nach dem Trittsteinprinzip angelegt. „Die Gelbbauchunke wandert bis zu einem Kilometer, sie lebt meist an Land, den Tümpel benötigt sie als Laichgewässer“, so Rothenwöhrer. „Entweder verlieren wir die Art, oder wir erhalten sie künstlich, beispielsweise mittels Betonwannen als Tümpel“, erklärt Projektreferent Ralf Badtke.

Im Schlepptau der Gelbbauchunke profitieren viele andere Tiere wie Kröten, Insekten oder auch Ringelnattern von den Maßnahmen der Naturschützer. Beim Thema Unken ist Rothenwöhrer in seinem Element. „Die Wiederansiedlung ist wichtig. Von der biologischen Station Bonn erhielten wir zuletzt austrocknungsgefährdeten Laich, der von uns wärmebehandelt (zum Schutz vor dem Chytridpilz) und aufgezogen wurde. 95 Prozent der Kaulquappen schaffen es nicht über den Winter, nur fünf Prozent erreichen das zweite Jahr. Die Wiedereinsiedlung muss über mehrere Jahre erfolgen, sonst macht sie keinen Sinn, ist nicht erfolgreich. Das ist Voraussetzung, denn wir werden an unseren Erfolgen gemessen. Der Bund will schließlich wissen, wofür er Geld ausgibt und dass es gut angelegt ist.“ Insgesamt stehen 14 Millionen Euro zur Verfügung. Aktuell sind bereits sechs Millionen investiert worden, davon alleine 2,5 Millionen für Grunderwerb, so Persch.

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