Übung der DRK-Wasserwacht Niederkassel Das Boot beherrschen, um Menschen zu retten

Niederkassel · Die Wasserwacht den Deutschen Roten Kreuzes probt den Ernstfall in einer Rettungsübung im Mondorfer Hafen. Praxisfortbildungen finden zwei Mal im Jahr statt.

 Übung am Mondorfer Hafen. Die Wasserwacht des DRK probt regelmäßig, um für den Ernstfall so gut wie möglich vorbereitet zu sein.

Übung am Mondorfer Hafen. Die Wasserwacht des DRK probt regelmäßig, um für den Ernstfall so gut wie möglich vorbereitet zu sein.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Rettungsmanöver in überfluteten Häuserschluchten sind von anderer Qualität. Die meisten Mitglieder der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)  haben am eigenen Leib erfahren, welchen Gefährdungen sie bei außerordentlichen Wasserrettungen ausgesetzt sind. Sie waren fast alle Mitte Juli während des Sturzfluteinsatzes irgendwo in Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz dabei. Nun haben sie bei einer Übung im Mondorfer Hafen ihre Hochwassereinsätze nochmals besprochen und bewertet.

Zweimal jährlich lädt der DRK-Landesverband Nordrhein zu einer Praxisfortbildung ein. Sechs Ausbilder kümmerten sich jetzt um die zehn Bootsführer und 14 Fließwasserretter. Vom DRK Niederkassel waren Lars Linden und Kai Schmidt als Ausbilder dabei, die weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten aus den Kreisverbänden Aachen, Essen, Rhein-Sieg, Krefeld, Euskirchen und Düsseldorf an.

Intensität und Länge des Flut-Einsatzes konnten nicht simuliert werden

Sebastian Ide – Ausbilder Fließwasserrettung – aus Neunkirchen-Seelscheid, fand sofort einen Unterschied zur tatsächlichen Rettungsarbeit während der Flutkatastrophe: „Wir standen im Dreckwasser, Fäkalien und Diesel um uns herum. Dagegen ist das Wasser hier im Rhein sauber. Intensität und Länge des Einsatzes können nicht simuliert werden. Wir waren gefühlt zehn Tage an einem Stück draußen, auch das lässt sich nicht nachstellen“.

Tatsächlich ist die Wasserrettung Hochwasser nur ein Teil der Aufgaben der DRK-Wasserwacht. Küste, Binnensee oder Schwimmbad, dazu Großveranstaltungen wie etwa die Kieler Woche – alles völlig anders als Hochwasserrettung. Das bestätigt auch Christoph Lindner. Der Landesbeauftragte für Wasserrettung und Fließwasserrettung verweist auf den Wert einer konzentrierten Zusammenkunft vor allem nach einem schwierigen Einsatz. „Wir sind alle Ehrenamtler, müssen aber professionelle Leistung erbringen. Dies ist auch unser eigener Anspruch, da müssen derartige Fortbildungen einfach sein“.

 Auch der sichere und geschickte Umgang mit dem Schlauchboot muss regelmäßig trainiert werden.

Auch der sichere und geschickte Umgang mit dem Schlauchboot muss regelmäßig trainiert werden.

Foto: Hans-Werner Klinkhammels

Die Übung bietet Gelegenheit, ganz unterschiedliche Bootstypen zu fahren

So sieht es auch Kai Schmidt von der örtlichen Wasserwacht des DRK Niederkassel: „Die einzelnen Einheiten dürfen und sollen so oft üben, wie sie möchten. Aber die heutige gemeinsame Fortbildung ist immens wichtig. Allein wegen der unterschiedlichen Bootstypen, die hier gefahren werden können. Normalerweise übt jeder Kreisverband mit dem eigenen Boot. Hier bietet sich die Möglichkeit, andere Boote zu nutzen, weil die Verbände ihre Boote zur Übung mitgebracht haben.“

Die einzelnen Gruppen tragen ihre Fahrzeuge zu Wasser. Jetzt wird es spannend. Fünf praktische Übungen sind zu absolvieren. Fünf Fixpunkte, benannt nach dem phonetischen Nato-Alphabet: Alpha, Bravo, Charlie, Delta und Echo. Es geht um den Patiententransport von Boot an Land, um das Halten der Position mit einem Schlauchboot beispielsweise an Häuserwänden. Geübt wird auch das Anlegen mit einem Boot und gleichzeitiges Aufstellen einer Leiter an eine höhere Hauswand sowie die Rettung einer Person aus dem Fließgewässer.

Alle drei Jahre müssen die Bootsführer ihre Fähigkeiten belegen und zeigen, dass sie den Anforderungen gewachsen sind. So wird bei dieser Fortbildung, die beinahe zehn Stunden dauert, jeder unter die Lupe genommen. Seitens der Ausbilder gibt es immer wieder Hinweise und Tipps. Auch eine theoretische Einheit ist eingebunden. Hier geht es vor allem um Strömungskunde und den Einsatz von Motorrettungsbooten in turbulentem Wasser. Gefahrenerkennung und Schwimmen in Häuserschluchten sind weitere Themen, die aufgrund der vergangenen Starkregenfälle und den daraus folgenden Rettungsaktionen nicht fehlen durften.

Klimawandel und Starkregen sindschon seit 2011 auf dem Plan

Zusammengestellt wurden die fünf Stationen aufgrund von Erkenntnissen, die nach den Juli-Einsätzen anhand eines Fragebogens und einer Onlinekonferenz vom Landesbeauftragten  Christoph  Lindner abgefragt wurden. Jetzt galt es die speziellen Einsatzmöglichkeiten nochmals zu verdeutlichen und zu trainieren.

Letztendlich waren die Mitglieder der DRK-Wasserwacht über die Fluteinsätze nicht wirklich verwundert. Nochmal Sebastian Ide: „Klimawandel und Starkregen sind bei uns schon seit 2011 auf dem Plan – die aktuelle Situation ist für uns keine Überraschung“.

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