So gesehen Unwohl an der Ampel

Ich glaube ja, dass diese Kästchen an den Ampeln leer sind. Früher wäre man nie auf diese Idee gekommen: Damals hingen an den Ampeln Kästen aus massiven Stahl, und man musste einen richtigen Knopf drücken, der einen Widerstand bot und etwa einen halben Zentimeter in dem Kasten versank.

Wenn man Glück hatte, wurde die Ampel nach einigen Minuten grün, und man konnte einigermaßen gefahrlos die Straße überqueren.

Heute sind die Kästchen aus Plastik, und man muss sie streicheln. Und wenn man Glück hat, wird die Ampel nach wenigen Minuten grün und man kann einigermaßen gefahrlos die Straße überqueren.

Allerdings hat man nicht mehr die haptische Rückmeldung. Es fehlt das wohlige Gefühl für die Selbstwirksamkeit, etwas unternommen zu haben, damit die Ampel grün wird. Es ist nicht befriedigend, eine Ampel zu streicheln.

Manche der modernen Kästchen an den Ampeln geben deshalb eine leuchtende Information: "Signal kommt", behaupten sie. Quasi als Beweis dafür, dass sie nicht leer sind, dass man alles getan hat, damit die Ampel grün wird.

Doch was hilft es mir zu wissen, dass in dem Kasten Technik steckt, die in der Lage ist wahrzunehmen, dass ich den Kasten berührt habe. Die Technik soll ja schließlich die Ampel grün machen.

Aber vielleicht ist es ja ein Generationenproblem. Kinder, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind, erfahren ja ihre Selbstwirksamkeit durch Streicheln und Wischen.

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