Slotracingfreunde Swisttal Vater und Sohn sind gemeinsam am Drücker

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Bei einer neuen Rennserie der Slotracingfreunde Swisttal gehen Familienduos auf die Jagd nach Hundertstelsekunden.

 Eher dezent im Hintergrund halten sich die Väter, wenn die jüngsten Slotracingfreunde in Heimerzheim an den Start gehen. Die jungen Carrerabahnpiloten trainieren für eine neue Vater-Sohn-Serie, bei der am Samstag, 21. März, erstmals die Startampel angeht.

Eher dezent im Hintergrund halten sich die Väter, wenn die jüngsten Slotracingfreunde in Heimerzheim an den Start gehen. Die jungen Carrerabahnpiloten trainieren für eine neue Vater-Sohn-Serie, bei der am Samstag, 21. März, erstmals die Startampel angeht.

Foto: Axel Vogel

Nur wenige Bruchteile von Sekunden sind es, doch die haben es in sich. Die Frage ist so spannend wie eine Tatortfolge, und sie entscheidet nicht selten über Leben und Tod: Wer sein hochgezüchtetes Rennauto auf der belgischen Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps kurz nach Start und Ziel auf die gefürchtete Bergaufkurve Eau Rouge ("Rotes Wasser") zusteuert, fragt sich, ob er nicht doch kurz vom Gas gehen sollte, wenn ihm sein Leben lieb ist.

Viele große Motorsportler sind in Eau Rouge tödlich verunglückt - wie das deutsche Talent Stefan Bellof. Fabien (8) aus Roisdorf stellt sich die Frage auch gerade. Er trägt keinen Helm auf dem Kopf, denn seinen Rennwagen bewegt er mit einem Drücker über den Modellnachbau von Spa, der in einer Heimerzheimer Gewerbehalle aufgebaut steht - Bergauf- und Bergabpassagen inklusive. Fabien weiß: Kurzes Lupfen am Gasknopf in Eau Rouge bringt bessere Rundenzeiten.

Der Achtjährige ist der jüngste Renncrack an der 55 Meter langen, sechsspurigen Strecke von Bahnbetreiber Jürgen Landsberg von der Interessengemeinschaft Slotracingfreunde Swisttal. Um die Jüngsten für diesen Motorsport im Miniformat zu begeistern, haben die Swisttaler Slotracer eine neue Rennserie "Scaleauto-Junior" erfunden.

Hier können Väter, Opas oder Onkels mit Söhnen, Enkeln oder Neffen gemeinsam auf die Jagd nach Hundertstelsekunden gehen. Denn eins haben die Formel 1 und die Spielautos aus glasfaserverstärktem Kunststoff gemeinsam: Wer vorne sein will, muss um jeden Sekundenbruchteil Schnelligkeit kämpfen.

Im Bayern-Trikot an der Rennstrecke

Fabien ist eigentlich Fußballer, wie er betont. Sein rotes FC-Bayern-Trikot trägt er beim Renntraining an der Modellrennbahn, beim TuS Roisdorf kickt er mit Leidenschaft in der F-Jugend. Doch eines schönen Tages nahm ihn Papa Markus Ortloff (40) mit zum Slotracing nach Heimerzheim. "Es ist schön, dass wir was gemeinsam unternehmen. Ich musste ihn nicht lange fragen, ob er mal probieren wollte", berichtet Markus Ortloff.

Die Regeln der neuen Serie, die am Samstag, 21. März, 13 Uhr, erstmals an der Breniger Straße in Heimerzheim an den Start geht, ist denkbar einfach. Zuerst fahren die Kinder ein Rennen über drei Minuten, die Papis fungieren derweil als Streckenposten, falls der Filius doch mal zu lange den Gashahn durchdrückt und aus der Kurve segelt, setzen sie die Miniboliden wieder in die Spur.

Dann treten die Altvorderen gegeneinander an. Sechs Rennen ergeben einen Lauf, nach dem zweiten Lauf wird zusammengezählt, welches Duo die meisten Runden gefahren hat. Sechs Rennen gibt es, damit jeder Fahrer mal auf jeder der sechs Spuren gefahren ist.

Was Landsberg am Slotracing fasziniert: An seiner Strecke steht der Uni-Professor neben einem Arbeitsuchenden, ein Technikfreak neben einem Techniknerd, der einfach nur Benzin im Blut hat. "Und alle haben ihren Spaß", berichtet der Reisemobilunternehmer." Neben der 55 Meter langen Spa-Strecke aus Holz ist in der Halle noch eine 36 Meter lange Carrerabahn zu finden.

Die Halle ist vollgestopft mit Rennpostern, Automarkenfahnen und anderen Renndevotionalien. An langen Tischen sitzen die Tüftler und basteln emsig an ihren Renngefährten. "Das Tuning überlassen wir anderen", sagt Markus Ortloff und lacht. "Wir haben ein fertig gekauftes Auto, was wir nur ein bisschen verändert haben."

Penible technische Abnahme

Nur: Jede Veränderung muss dem Reglement entsprechen. Wer meint, vermeintliche Wundermaterialien in seinen Flitzer bauen zu müssen, kann damit rechnen, vor dem Rennen an der peniblen technischen Abnahme zu scheitern, wie Landsberg erklärt. "Vor dem Start kommen die Autos in einen Parc fermé", sagt der Heimerzheimer. Schummeleien sind so nicht möglich, meint der Streckenchef, der selbst gerne am Drücker ist und mit einem kleinen NSU TT oder einem Mini auch selbst "großen" Motorsport betreibt.

Wie sein Vater Markus kann sich Fabien eher fürs Fahren denn fürs geheimnisvoll anmutende Basteln begeistern. "Das macht richtig Spaß", sagt der Achtjährige, während seine Augen konzentriert dem Wagen, einem weißen BMW, folgen. "Der BMW ist schneller als der orange-silberne Porsche, den mein Papa und ich zuerst gefahren sind", meint Fabien. Obwohl er der Jüngste im Feld ist, lässt er den Miniboliden fliegen. "Ich bin erstaunt, wie schnell die Kinder sind", sagt Markus Ortloff anerkennend.

Aus Holland, Italien, England, Tschechien und sogar aus dem kanadischen Toronto kommen Slotracer zu ihm nach Heimerzheim. Das hat sich irgendwie verselbstständig", sagt er schulterzuckend. Froh ist er, dass Slotracing ein erschwingliches Hobby ist. Das Auto gibt es für maximal 100 Euro, ein Satz Reifen kostet 10,50 Euro. "Damit fahre ich ein Vierteljahr." Die Kontaktschleifen sind für einen Euro je Paar zu bekommen. "Da fährt man relativ lange mit."

Und wer gewinnt bei Ortloffs die Familienwertung?: "Papi ist noch ein bisschen schneller", findet Fabien. "Ich kann auch nicht jeden Donnerstag trainieren." Der Achtjährige plant, häufiger am Drücker zu sein. "Dann werde ich wahrscheinlich besser sein", sagt er mit Bescheidenheit in der Stimme.

Weitere Informationen und Termine der IG Slotracingfreunde Swisttal können im Internet unter www.1a-slotpiste.de eingesehen werden.

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