In der Bütt Vier Frauen, die an Weiberfastnacht auftreten

RHEIN-SIEG-KREIS · Morgen sind sie wieder außer Rand und Band, die jecken Wiever. In vielen Dorfsälen treffen sie sich zu ihren Sitzungen - auch um in unsachlicher Weise über die Männer herzuziehen. Einige Frauen gehen schon seit Jahren in die Bütt. Wir stellen sie vor.

 Das Karnevals-Gen liegt bei Gerti Raaf (links) und Heidi Gummersbach in der Familie.

Das Karnevals-Gen liegt bei Gerti Raaf (links) und Heidi Gummersbach in der Familie.

Foto: Wolfgang Henry

BORNHEIM-HEMMERICH

Clowns im Treppenhaus, Clowns an den Wänden, Clowns an den Fenstern und auf den Regalen - betritt man das Haus von Johann und Agnes Kiel in der Hemmericher Petersbergstraße, ist man im Nu von einer Horde fröhlicher Faxenmacher umzingelt.

"Ich sammle Clowns und habe so viele, dass ich sie gar nicht alle aufstellen kann", erklärt Agnes Kiel. Selbst auf der Dunstabzugshaube in der Küche turnen die kleinen, bunt gekleideten Pappnasen-Kerlchen herum. Auch die Hausherrin lässt sich nicht lange bitten und schlüpft bereitwillig in ihr Kostüm, das sie in ihrer Rolle als "Frau des Jahres" schon oft getragen hat.

In der fünften Jahreszeit läuft die 71-Jährige zur Höchstform auf. Erst kürzlich wurde ihr stetiger Einsatz für das karnevalistische Brauchtum belohnt: Vom Bund Deutscher Karneval wurde sie mit dem goldenen Verdienstorden mit Brillanten ausgezeichnet.

Auch in diesem Jahr steigt die fitte Rentnerin wieder "in die Bütt" - obwohl es eine Bütt beim Damenkomitee Rot-Weiß Hemmerich, dessen Präsidentin Agnes Kiel 36 Jahre lang war, im klassischen Sinne gar nicht gibt. Die Sketche des Damenkomitees sind es, die beim Publikum ankommen.

Auf ihren Auftritt bei der "Weibersause" in der Gaststätte "Beim Piepsch" freut sich Agnes Kiel schon jetzt: Diesmal wird sie den "Bauerntrampel" Anna verkörpern. "Das passende Kostüm muss ich mir noch besorgen", erzählt die gebürtige Bornheimerin, die es liebt, in andere Rollen zu schlüpfen: Besonders gern mimt sie das Dummchen vom Lande, aber auch als betagtes "Tanzmariechen" oder als "Betschwester" war sie an Weiberfastnacht schon zu bewundern.

"Wir Frauen greifen andere Themen auf als die Männer", meint die gelernte Einzelhandelskauffrau. "Wir sind spontan, schlagfertig und können auch über uns selber lachen. Da brauchen wir uns hinter den Männern nicht verstecken."

ALFTER

Dieser Meinung sind auch Gerti Raaf und Heidi Gummersbach. Seit 1986 sind die Frauen im Damenkomitee Rot-Weiß Alfter aktiv. Bei beiden liegt das Karnevals-Gen in der Familie. Als die Freundinnen über Gerti Raafs Mutter ins Damenkomitee hineinschnupperten, kamen sie nicht mehr von der fröhlichen Gemeinschaft los.

1987 standen sie erstmals gemeinsam mit dem Sketch "Das Bett" auf der Bühne. Viele Rollen sollten folgen. Als Höhepunkt bezeichnen Raaf und Gummersabach den Sketch "Dinner for one op Kölsch", den sie 1998 erstmals zum Besten gaben. Aus lokalpolitischen Themen halten sich die 52-Jährigen raus - einfach lustig soll es sein, und keine Alfterer Persönlichkeit wird über die Maßen durch den Kakao gezogen.

"Wir sind ein eingespieltes Team. Weil wir uns so gut kennen, können wir leicht improvisieren und steigern uns richtig in unsere Rollen hinein, wenn wir merken, dass das Publikum mitgeht." Auf dem Land seien es oft die Frauen, die das karnevalistische Brauchtum hochhalten. "Aber auf den großen Sitzungen dominieren die Männer."

BORNHEIM-HERSEL/UEDORF

Auch in Bornheims Rheinorten Hersel und Uedorf ist es eine Frau, die ihr ganzes Herzblut in den Fastelovend steckt. In der vergangen Session hatte die Uedorferin Andrea Kuhl als Prinz Andrea I. im Dreigestirn neben Doris Müsseler (Bauer) und ihrer Tochter Mareike Kuhl (Jungfrau) die Hosen an.

Seit acht Jahren moderiert sie an Weiberfastnacht die Konfettisitzung in der Rheinhalle. Auch die Damensitzung des Turnvereins Hersel, in dem sie seit 20 Jahren als Frauenturnwartin aktiv ist, bringt sie locker über die Bühne. "Es macht mir Freude, anderen Freude zu machen", erklärt die 53-Jährige. "Ich kann das Publikum gut animieren, Stimmung machen und gute Laune vermitteln."

Nicht nur für launige Reden ist Andrea Kuhl bei der Konfettisitzung, die der Turnverein gemeinsam mit dem Tambour-Corps Germania Hersel organisiert, zuständig. Mit ihrer Tanzgruppe, den "Golden Girls", hat sie sich zum 20-jährigen Bestehen gemeinsam mit ihrer Tochter Mareike einen Jubiläumstanz ausgedacht, der die Zuschauer sicher begeistern wird.

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