Rhein-Sieg-Kreis Vier Frauen, die an Weiberfastnacht in der Bütt stehen

RHEIN-SIEG-KREIS · Am Donnerstag sind sie wieder außer Rand und Band, die jecken Wiever. In vielen Dorfsälen treffen sie sich zu ihren Sitzungen - auch um in unsachlicher Weise über die Männer herzuziehen. Einige Frauen gehen schon seit Jahren in die Bütt. Wir stellen vier vor.

 Im Schwaade sind se einfach joht: Irene Jirasek (l.) und Angelika Kaster aus Dünstekoven.

Im Schwaade sind se einfach joht: Irene Jirasek (l.) und Angelika Kaster aus Dünstekoven.

Foto: Wolfgang Henry

SWISTTAL-DÜNSTEKOVEN

Bereits seit 1990 gehen die Schwestern Angelika Kaster (48) und Irene Jirasek (44) in Dünstekoven in die Bütt. Als Billa (Kaster) und Marie (Jirasek) geben sie im Dorfsaal mit Kittel und Kopftuch ihre Krätzchen zum Besten. Sie schlüpfen in die Rollen von zwei Hausfrauen, die einen "Klaaf" über fiktive Nachbarn, Ehemänner und Kinder halten.

Dafür sammeln sie Gags aus dem Internet und formulieren sie so um, dass sie ins Dorfgeschehen passen könnten. Reale Personen werden aber nie durch den Kakao gezogen. "Wir wollen ja keinem auf die Füße treten", sagen die beiden Schwestern.

Heute treffen sich die Dünstekovener Weiber zur Generalprobe, morgen geht es dann auf die Bühne. Lampenfieber kennen die beiden Damen nicht, das wird mit einem Gläschen Sekt bekämpft, wenn es denn sein muss. Die "dicke Billa" verdankt ihre Figur nicht etwa übermäßigem Tortengenuss, sondern einem Sofakissen unterm Kittel.

MECKENHEIM

Als die "Tant us Meckem" begeistert Helma Schlicht seit Jahren an Weiberfastnacht die Meckenheimer jecken Wiever mit gereimten Vorträgen in Meckemer Platt bei der Mädchensitzung der Prinzengarde. In dieser Session werde sie mit einem "Mini-Vortrag" ihren Abschiedsauftritt geben, kündigt die 84 Jahre alte Seniorin an, die wie sie selbst sagt, "als Nachwuchskraft in hohem Alter" vor sieben Jahren ihren ersten Auftritt bei der Prinzengarde hatte.

In den ersten Jahren habe sie allgemeine Themen beleuchtet und laut über Schönheitskuren und Reklame nachgesonnen oder ihre Erlebnisse mit dem Internet und geschildert. Später seien dann auch lokale und politische Themen in ihren karnevalistischen Fokus gerückt.

Die gebürtige Bonnerin lebt seit 1962 in Meckenheim, war früher als Lehrerin tätig und bezeichnet sich selbst als "leidenschaftliche Rheinländerin". Als ältestes Kind habe sie zu Hause bereits immer die Reden halten müssen, später als Erwachsene hat sie für die Schule in Bonn-Röttgen, an der sie Mathematik unterrichtete, Karnevalssitzungen organisiert und trat auch dort als Rednerin auf.

RHEINBACH-OBERDREES

Seit acht Jahren ist Astrid Schneider Präsidentin des Damenkomitees "Goldene Herzen", aber schon seit 26 Jahren geht sie mit den Wievern in die Bütt. Wobei "Bütt" und "Bühne" in ihrem Fall durchaus synonym zu verwenden sind. "Ich bin in jedem Jahr in mehreren Rollen mit dabei", sagt sie. Und ergänzt schmunzelnd: "Im Sitzen, im Liegen, im Stehen und im Kriechen."

Eine Paraderolle hat die 56-Jährige nicht, mag eigentlich jede Rolle, ob männlich oder weiblich - wobei sie einräumt, dass "ganz feine Damen" nicht wirklich ihre Lieblingsrollen sind. "Platt" zu beherrschen ist bei den Dreeser Wievern zwar keine Eingangsvoraussetzung für eine Rolle in der Bütt oder auf der Bühne. Aber hilfreich, denn: "Wir sind natürlich zweisprachig, wir müssen beides können, Platt und Hochdeutsch", sagt Astrid Schneider.

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