Ausstellung im Pumpwerk Siegburg Von Ultraviolett bis Infrarot: Stillleben im Lichte der Vergänglichkeit

Siegburg · Stilleben mit Tomate und Dinosaurier-Kopf: Die Bonner Künstlerin Simone de Saree lässt mit ihren fotographischen Arbeiten Altbekanntes in neuem Lichte erscheinen.

 Die Bonner Künstlerin Simone de Saree mit ihrem Früchtebild.

Die Bonner Künstlerin Simone de Saree mit ihrem Früchtebild.

Foto: haa

Das Pumpwerk an der Bonner Straße, am Ausgang der Stadt Siegburg, ist die „Heimat“ des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis. Mindestens zweihundert Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen dem Verein dort über drei Etagen verteilt zur Verfügung. Die ungeahnten Tiefen der Ausstellungsfläche sorgen beim erstmaligen Besuch der außergewöhnlichen Kunsträume für Faszination und Staunen. Dabei wirkt die überirdische Eintrittsebene zunächst klein und überschaubar. Doch sie ist nur die „Spitze des Eisbergs“. Der Kunstvereins-Vorsitzende Reinhard Lättgen freut sich immer wieder, den Besuchern eine „mehrfach so große“ Ausstellungsfläche, die sich in der Tiefe der Untergeschosse befindet, zu präsentieren. Er nutzt dieses Raumangebot bei Gemeinschaftsausstellungen seiner gut 300 Mitglieder.

Mit der Kunst von Simone de Saree, die sich derzeit in einer Einzelausstellung im Pumpwerk präsentiert, geht es dem Betrachter ähnlich dem Erlebnis der Raumarchitektur: Unter der Oberfläche ihrer Bilder liegen Schichten, die das Ganze neu erleben lassen. Mit Lichtwerten eingefangen, die normalerweise unsichtbar bleiben, in Schichten übereinander gelegt und auf Pergament oder Büttenpapier gedruckt, schafft die Künstlerin eine neue Begegnungsfläche mit bekannten Motiven.

Wenn der Schein trügt

Unter dem Titel „Stratifications“ zeigt sie ihre fotographischen Arbeiten, deren Tiefe sich nicht selten hinter der (unscharfen) Bildoberfläche verbirgt. Erst das Hinterfragen, der Blick durch eine ausgeschnittene Form im Pergament bringt vermeindliche Klarheit. „Liegt das Auge richtig oder trügt der Schein?“ -

Solche und andere grundlegende Fragen der Wahrnehmung beschäftigen de Saree, die sich nicht nur als praktizierende Fachärztin für Augenheilkunde, sondern auch nach ihrem Studium der Bildende Kunst in Nürnberg mit der sehenden Wahrnehmung beschäftigt, bereits seit frühesten Tagen der Kindheit.„Für mich ist es selber spannend, dass ich mich wissenschaftlich und künstlerisch mit ähnlichen Themen beschäftige“, sagt de Saree.

Mit 13 Jahren die erste Kamera umgebaut

Mit 13 Jahren habe die Künstlerin ihre erste Kamera umgebaut und mit den Bildergebnissen experimentiert. Heute nutzt sie verschiedene Kameras, wie etwa eine Fuji- Mittelformat-Kamera mit Leica „M“-Objektiv, oder auch eine umgebaute Nikon Z7-Kamera. „Die Kunst der klassischen Malerei“, so verrät Simone de Saree, beherrsche sie zwar nach alter Schule, wesentlich faszinierender aber sei der Zugang zur Kunst über die Fotografie, Druck und Graphik, womit sie dann ihrerseits aber wieder malerische Ergebnisse erzielt.

Ihre „Fotogramme“ etwa erhalten als gebleichte, getönte und mit Tee, Kaffee und Soda bearbeitete Drucke eine sensible, malerische Farbigkeit. Und diese Farbcharakteristik entfaltet auch in der Werkgruppe „Road to Mandalay“ mit ihren nach dem Zufallsprinzip gewürfelten, goldenen Quadraten ihre unvermutete Wirkung. In den hohen Räumen des ersten Untergeschosses ist es eine beinahe sakrale Assoziation, die durch die Anordnung im Triptychon verstärkt wird.

Die „Stratifications“ der Bonner Künstlerin Simone de Saree sind noch bis zum 4. November im Pumpwerk an der Bonner Straße zu sehen.

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