Aus dem Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises Vorratshaltung im Wandel der Zeit

RHEIN-SIEG-KREIS · Ira Schneider zeichnet im aktuellen Kreisjahrbuch den Weg vom Einwecken über Discounter bis hin zu Unverpackt-Läden nach. Einkaufen ist das Thema

 Vorratshaltung in den 1960er-Jahren: Eine Mutter füllt mit ihrem Kind die Speisekammer auf.

Vorratshaltung in den 1960er-Jahren: Eine Mutter füllt mit ihrem Kind die Speisekammer auf.

Foto: picture alliance / dpa/Lothar Heidtmann

Die Hamsterkäufe während der Corona-Pandemie haben aktuell gezeigt, dass Krisen eng mit dem Bedürfnis, einen Vorrat anzulegen, verbunden sind. Doch während der Bedarf heutzutage größtenteils in Supermärkten und Discountern gedeckt wird, setzten die Menschen früher auf Selbstversorgung. Ira Schneider erzählt, wie sie sich selbst mit allem versorgten, was sie zum Leben brauchten. Viele hielten Hühner, Schweine und Kühe und legten einen Obst- und Gemüsegarten an. Was übrig blieb und nicht sofort verzehrt werden konnte, landete nicht im Müll: Die Lebensmittel wurden eingekocht oder eingeweckt und damit haltbar gemacht.

Hamsterkäufe können immer wieder vorkommen

Das änderte sich erst grundlegend, als der Kühlschrank in die Wohnungen einzog und Lebensmittel-Discounter aufkamen, schreibt Ira Schneider. Statt einkochen sei einfrieren in Mode gekommen, und die Vielfalt im Supermarkt habe eigenen Anbau und Vorratshaltung praktisch überflüssig gemacht. Den Weg dahin zeichnet sie in ihrem Jahrbuchbeitrag nach. Sie blickt auf die Kolonial- und Gemischtwarenläden, die ab Ende des 19. Jahrhunderts ein breiteres Sortiment an Lebens- und Genussmitteln führten. Sie beleuchtet die regionale Nahversorgung nach dem Zweiten Weltkrieg, die seit den 1970er-Jahren wachsenden Supermärkte und Discounter und auch die Arbeit der Tafeln, bei denen überschüssige Lebensmittel heute landen. Am Beispiel von Familien aus der Region zeigt Ira Schneider auf, was Menschen wirklich zum Leben brauchen. Die erzählten ihr, wie sie früher selbst geschlachtet und auch Getränke hergestellt haben.

Von Wegwerf bis Nachhaltigkeit

Auch heute sind viele Menschen wieder zu mehr Nachhaltigkeit übergegangen, resümiert Ira Schneider. So stellt sie auch „Bio-Pioniere im Rhein-Sieg-Kreis“ vor, die mit Hofläden und Gemüsekisten regional angebaute Produkte anbieten – und zunehmend Zulauf finden. Oder auch den Siegburger Wochenmarkt, den es seit 900 Jahren gibt – und der gerade in Zeiten von Covid-19 regen Zulauf erlebt habe. „Hier kann man den erforderlichen Mindesabstand einhalten und gleichzeitig Nähe zu regionalen Erzeugern, tagesfrischen Produkten und soziales Miteinander erfahren“, so Schneider. Und nicht zuletzt die „Unverpackt-Läden“, die wie „Fräulein Jule“ in Eitorf oder „Siegburg unverpackt“ in der Kreisstadt dem Verpackungsmüll den Kampf angesagt haben. Und für alle, die selbst auf das Fermentieren von Lebensmitteln setzten möchten, liefert Ira Schneider schließlich auch ein Rezept für Sauerkraut.

Das Jahrbuch „Kulinarik im Rhein-Sieg-Kreis“ ist für 13,50 Euro im Buchhandel erhältlich. Nähere Informationen gibt es auf www.rhein-sieg-kreis.de/jahrbuch.

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