Spezialeinheit und Präventionskonzepte Wie die Feuerwehren in der Region Waldbrände verhindern und bekämpfen

Rhein-Sieg-Kreis · Seit vier Jahren rüsten sich die Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis gegen die Waldbrandgefahr. Das Dürrejahr 2018 war der Auslöser für die Gründung einer Spezialeinheit. Der wichtigste Faktor im Kampf gegen Waldbrände sind allerdings weder Löschteiche noch Schneisen.

Ein geländegängiger Unimog soll künftig alle Feuerwehren bei Waldbränden unterstützen wie hier in Oberkassel.

Ein geländegängiger Unimog soll künftig alle Feuerwehren bei Waldbränden unterstützen wie hier in Oberkassel.

Foto: Stefan Hermes

Als NRW-Landesinnenminister Herbert Reul kürzlich angesichts der dauerhaften Dürreperioden mit einem neuen Konzept zur Waldbrandbekämpfung an die Öffentlichkeit trat, da konnte der Rhein-Sieg-Kreis schon auf Erfahrungswerte zurückgreifen. Das Land will Förster, Waldbesitzer und Feuerwehr an einen Tisch bringen. Wichtigste Präventionselemente sind Kameras, Waldschneisen und Löschteiche. Aber der allerwichtigste Faktor ist: die Kommunikation.

Und in dieser Hinsicht ist der Rhein-Sieg-Kreis spätestens nach dem Dürresommer von 2018 tätig geworden, hat geplant und entwickelt. Daraus ist 2019 die sogenannte Waldbrandeinsatzbereitschaft erwachsen, ein Netzwerk aus Vertretern der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis, die strategisch und materiell für die besonderen Herausforderungen von Bränden im Unterholz gerüstet sind.

Waldbrand-Gefahr im Rhein-Sieg-Kreis: Erste Konferenz 2020

Im Jahr 2020 folgte die erste Waldbrandkonferenz mit Vertretern der Feuerwehren, des Landesbetriebes Wald und Holz und den Revierförstern. „Der Kerngedanke ist, die Ortskunde der Waldbesitzer und -bewirtschafter mit dem Wissen der Feuerwehr zusammenzubringen“, sagt Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg dem General-Anzeiger. Gemeinsam hat man einen „Rahmeneinsatzplan Waldbrand“ erstellt. Die einzelnen Feuerwehren haben danach Karten und Einsatzstrategien für ihre Gebiete vor Ort entwickelt.

Wo bekommt man Löschwasser her? Welche Wege sind für die Löschfahrzeuge befahrbar? Wo ist welche Baumart angepflanzt? Das sind nur ein paar Fragen, die die Einsatzkonzepte beantworten. "Das ist ein kontinuierlicher Prozess, wir passen unsere Einsatzpläne immer wieder an neue Gegebenheit ein", so der Kreisbrandmeister.

Waldbrand-Gefahr im Rhein-Sieg-Kreis: Technik und Strategie ausgeweitet

Das gilt auch für die technische Ausstattung der Feuerwehren. Im Kreis gibt es inzwischen zwei Großtankfahrzeuge, die beide mehr als 10.000 Liter Wasser fassen. Eines steht in Hennef, ein anderes in Königswinter. „Die Waldbrandeinsatzbereitschaft ist auf Knopfdruck alarmierbar, das ist ein wichtiger Aspekt“, so Engstenberg. Der kam auch kürzlich zum Einsatz, als es einen größeren Waldbrand in Windeck gab. Da gab es auch Unterstützung aus der Luft. Zwei Hubschrauber der Landespolizei kamen aus Dortmund. Der eine als Erkundungsflieger, der andere als Löschflieger mit Außenwassertanks. Das war für die Wehren eine Hilfe. Sie setzen außerdem eine Drohne ein, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist und Informationen bietet, wo etwa noch Glutnester vorhanden sind.

Waldbrand-Gefahr im Rhein-Sieg-Kreis: Löschrucksäcke aus Mittelmeergebieten

In den vergangenen Jahren haben die Feuerwehren in der Region nach und nach Löschrucksäcke angeschafft, die es den Feuerwehrleuten ermöglichen, mobil und flexibel zum Brand vorzustoßen. Die werden schon lange in mediterranen Gebieten eingesetzt. „Ein Waldbrand gehorcht anderen Gesetzen als ein Hausbrand“, sagt der Kreisbrandmeister. So könne es sinnvoll sein, den eigentlichen Brandherd zunächst gar nicht zu bekämpfen, sondern abhängig von Windrichtung und Topografie in einiger Entfernung eine Löschschneise zu errichten, die das Feuer nicht passieren lässt.

So etwas will gelernt sein, deshalb spielt das Thema Waldbrandbekämpfung zunehmend mit in die Fortbildungsinhalte der Freiwilligen Feuerwehr hinein. Die Anschaffung von Ausrüstung geht weiter. So kaufen die Löschgruppen unter anderem leichtere Schutzbekleidung, die auch noch bei Außentemperaturen von 40 Grad getragen werden können, ohne einen Hitzschlag zu bekommen. Und das Land NRW plant die Anschaffung von Waldbrandlöschfahrzeugen vom Typ Unimog, die sehr geländegängig sind und Löschwasser in unwegsame Gebiete liefern können.

Unterdessen schickt die Bezirksregierung abhängig vom Trockenheitsindex regelmäßig Aufklärungshubschrauber los, die auch die Wälder im Rhein-Sieg-Kreis nach möglichen Brandherden inspizieren. Denn wenn ein Brand erst einmal ausgebrochen ist, dann kann jede Minute entscheidend sein.

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