Öko-Tannen im Rhein-Sieg-Kreis Warum Weihnachtsbäume im herkömmlichen Anbau das Klima belasten

Rhein-Sieg-Kreis · Lange Transportwege verschlechtern die CO2-Bilanz von vielen Weihnachtsbäumen in der Region. Doch es gibt ökologische Alternativen: Fair Trees und Bio-Bäume aus zertifierten Betrieben.

 In der Baumschule Roth in Neunkirchen-Seelscheid verkauft Eva Engels Weihnachtsbäume mit Wurzel.

In der Baumschule Roth in Neunkirchen-Seelscheid verkauft Eva Engels Weihnachtsbäume mit Wurzel.

Foto: Marie Schneider

Grüne Zweige, der Duft von Harz, die Lichterkette und die bunten Kugeln: Für viele Deutsche gehört der Christbaum zu Weihnachten wie die Krippe und Geschenke. Knapp 5,5 Millionen dieser Bäume werden laut Eberhard Hennecke, Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger des Landesverbands Gartenbau NRW, jährlich in NRW verkauft, etwa 28 Millionen sind es in ganz Deutschland. Rund zehn Jahre lang wachsen sie – um nach zwei bis vier Wochen meistens im Müll zu landen.

Für den Klima- und Umweltschutz ist ein Weihnachtsbaum nicht gerade förderlich. 18.000 Hektar nehmen die Sonderflächen für den Anbau der Bäume in Nordrhein-Westfalen ein. „Das Land kann sich selbst versorgen“, erklärt Hennecke. Das ist zunächst einmal positiv: „Wenn man beim Kauf schon auf den Klimawandel reagieren möchte, dann sollte der Baum wenigstens aus der Region kommen“, so Hennecke.

Manche Bäume kommen aus Dänemark

Denn lange Transportwege verschlechtern die CO2-Bilanz der Tannen. Es sei nicht auszuschließen, dass einige Bäume in der Region beispielsweise aus Dänemark importiert seien. Die Schätzungen zur Anzahl importierter Bäum liegen laut Hennecke in NRW bei fünf bis zehn Prozent. Wer auf die Herkunft des Baumes achtet, kann also bereits CO2 einsparen. Einige Baumschulen, Förstereien und Gärtnereien bieten Weihnachtsbäume im Topf an, damit die Käufer die Möglichkeit haben, sie nach Weihnachten wieder einzupflanzen. „Sie werden mit dem Wurzelwerk ausgerissen und dann eingetopft“, erklärt Klaus-Dieter Scholz, Mitarbeiter bei Pflanzen Breuer in Hennef, wo neben den herkömmlichen Tannen auch solche im Topf verkauft werden. Ein Problem: Das Wurzelwerk wird beim Eintopfen beschädigt, sodass es keine Garantie gebe, dass die Bäume nach dem Wiedereinpflanzen nach den Festtagen überhaupt weiterwachsen können.

„Das ist keine Pflanze, die im Garten wieder eingepflanzt werden kann“, sagt auch Hennecke. Es gehe den Käufern solcher Modelle insbesondere um die längere Haltbarkeit. Scholz spricht immerhin von einer 60- bis 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass die Bäume im Garten weiterwachsen.

Bäume nach dem Fest wieder einpflanzen

Und auch Eva Engels von der Baumschule Roth in Neunkirchen-Seelscheid erzählt, dass ihre Familie schon „seit Jahren“ den gleichen Baum an Weihnachten schmückt. Im Kübel halte er sich lange Zeit und könne jedes Jahr zur Weihnachtszeit für ein paar Tage ins Haus gestellt werden. „Viele Leute kaufen auch aus Kostengründen einen Baum mit Wurzel“, so Engels. Da Käufer ihn im besten Fall mehrmals benutzen können, sparen sie damit Geld.

Die konventionellen Bäume werden unter Benutzung von Dünger und Pestiziden auf Sonderflächen angebaut. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Robin Wood ist dies eine enorme Belastung für Böden, Gewässer und Tiere, insbesondere Insekten. Doch in der Region gibt es auch Bäume, die ohne die Verwendung von Pestiziden und Mineraldünger groß geworden sind. „Der Biobaum gehört ganz klar mit zu unserer Branche“, findet Hennecke. Die Verkaufszahlen zeigen allerdings, dass bisher weit unter fünf Prozent der verkauften Tannen ein Siegel von Demeter, Bioland, Naturland, Biokreis oder das Bio-Siegel der Europäischen Union tragen.

Wegen Bioanbau in diesem Jahr nur Schnittgrün

„Wir arbeiten in unserem Betrieb seit 40 Jahren ökologisch. Vor einigen Jahren haben wir uns dann zertifizieren lassen“, sagt Miriam Storck, die Weihnachtsbäume mit dem Ökosiegel von Bioland in Hennef verkauft. In diesem Jahr bot sie nur Schnittgrün an, da die nächsten Bäume noch nicht ausgewachsen sind: „Ich denke in vier Jahren ist es wieder soweit.“ Die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren stark angestiegen, das Thema Nachhaltigkeit sei inzwischen viel diskutiert. Für Storck ist neben dem Umweltschutz noch ein anderer Grund ausschlaggebend für den Anbau von Biobäumen: „Die Nadeln sind von einer Wachsschicht umhüllt, die bei konventionellen Bäumen die Pestizide aufnimmt. Wenn der Baum dann in einem warmen Raum steht, löst sich diese Schicht und die Pestizide verteilen sich in der Raumluft.“

Auch größere Verkaufsstellen wie Bauhaus in Hennef oder der Baumarkt toom in Troisdorf bieten Ökobäume an. Bei toom gibt es außerdem sogenannte „Fair Trees“ zu kaufen. „Die haben wir schon seit Jahren. Sie sind nachhaltig gezüchtet“, erklärt Angestellte Antonia Lidtke. Der Baumarkt achtet zudem auf sichere Arbeitsbedingungen für die sogenannten Zapfenpflücker. Das Saatgut für die Weihnachtsbäume pflücken Arbeiter in Georgien jedes Jahr an ausgewachsenen Nordmanntannen ab. Durch die Fair Trees wird laut toom dafür gesorgt, dass die Arbeiter sichere Kletterausrüstung und guten Arbeitsschutz bekommen.

So schön der Weihnachtsbaum aussehen mag, eine komplett CO2-neutrale Variante gibt es nicht. Vielleicht ist dies die Gelegenheit, eine neue Tradition zu begründen: mit der Familie einen Weihnachtsbaum basteln.

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