Drogendealer vor Gericht Zum Mocca gab’s noch Kokain

Sankt Augustin · Das Bonner Landgericht verurteilt Quintett wegen Drogenhandels in einem Café zu Haftstrafen. Der Kronzeuge war ausschlaggebend.

 Vier der fünf Angeklagten verließen das Bonner Landgericht nach dem Prozess mit Haftstrafen auf Bewährung.

Vier der fünf Angeklagten verließen das Bonner Landgericht nach dem Prozess mit Haftstrafen auf Bewährung.

Foto: dpa/Oliver Berg

Während der eigentliche Drahtzieher, ein 51-jähriger Deutscher mit türkischen Wurzeln, sich um ein umfassendes Geständnis drückte und auch die drei wegen Beihilfe angeklagten Frauen aus Georgien nur das Nötigste erzählten, also nur „minimale Geständnisse“ ablegten, blieb der Kronzeuge bei seiner umfassenden und detailreichen Einlassung.

Im Urteil sollte sich das jetzt für ihn auszahlen. Zwei Jahre auf Bewährung bekam der 40-Jährige, der seit seiner abgebrochenen Karriere als Klima-Ingenieur in Dubai in dauerhafter Geldnot gelebt und das Angebot, für monatlich rund 2000 Euro ein zwielichtiges Lokal aufzumachen, gerne angenommen hatte. So bot der Mann sieben Monate lang neben Chai oder Mocca auch Kokain-Tütchen mit einem halben oder einem Gramm der Droge an.

Strippenzieher legt ein

strategisches Geständnis ab

Hingegen muss der Initiator und Strippenzieher, der den Drogenhandel organisiert hatte, in Haft: Drei Jahre und zwei Monate, hieß es im Urteil des Kammervorsitzenden Jens Rausch. Dabei hatte der 51-jährige Angeklagte durch sein strategisches Geständnis durchaus noch Glück: Denn der einstige Metallarbeiter aus Ostanatolien hatte behauptet, dass die ihm zur Last gelegten 720 Gramm Kokain ein einmaliger Vorrat gewesen waren, der nach und nach verkauft worden sei. „Auch wenn wir ihm die Darstellung nicht glauben“, sagte der Kammervorsitzende, „so können wir die Version nicht widerlegen.“ Damit war der Vorwurf eines bandenmäßigen Handelns juristisch vom Tisch – und auch eine Haftstrafe von mindestens fünf Jahren.

„Das ganze Gefüge“, so Rausch, lasse sich nicht mit einem einmaligen Vorrat begründen. Vor allem die ausgeklügelte Organisation der drei Frauen aus Georgien spreche dagegen. Die Angeklagten im Alter zwischen 35 und 48 Jahren – eine davon hochschwanger – hatten die Aufgabe, das Kokain zu bunkern, es zu portionieren und das Drogencafé regelmäßig mit frischem Stoff zu beliefern. Da sich auch die Frauen in der zweiten Reihe sehr sparsam geäußert hatten, wurden sie alle drei zu Haftstrafen zwischen einem und zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Der ganze Fall war – nach ersten Hinweisen – am 31. Januar 2020 aufgeflogen. Ein Sondereinsatzkommando (SEK) hatte bei der Durchsuchung des verdächtigen Cafés und zahlreichen Wohnungen nicht nur Drogen, sondern auch Geld und Waffen sichergestellt – und schließlich die fünf Angeklagten festgenommen.

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