Siegburg ist bei der Pro-Kopf-Verschuldung Spitzenreiter

Der Rhein-Sieg-Kreis, die Städte und die Gemeinden haben zusammen mehr als zwei Milliarden Euro Verbindlichkeiten. "Positives Schlusslicht" ist Swisttal.

Rhein-Sieg-Kreis. In nur einem einzigen Jahr haben die Kreisverwaltung und die 19 Städte und Gemeinden im Rhein-Sieg-Kreis 124,4 Millionen Euro neue Schulden gemacht. Damit kletterten die Verbindlichkeiten der öffentlichen Hand im Kreis auf die neue Rekordmarke von 2,037 Milliarden Euro. Das geht aus der neuesten Statistik des Landes zur kommunalen Verschuldung hervor.

Damit haben die öffentlichen Verwaltungen auf jeden Bürger im Kreis eine Pro-Kopf-Verschuldung von 3 404 Euro angehäuft. Im Landesdurchschnitt liegt die Pro-Kopf-Verschuldung dagegen "nur" bei 3 202 Euro. Allerdings gibt es regional gravierende Unterschiede.

Die Gebietskörperschaft Rhein-Sieg-Kreis hat allein 220 Millionen Euro Schulden, was bei rund 600 000 Bewohnern eine Pro-Kopf-Verschuldung von 368 Euro ausmacht. Das kleine Swisttal mit seinen gut 18 000 Einwohnern hat 7,2 Millionen Euro Schulden und weist eine Pro-Kopf-Verschuldung von 399 Euro auf. Damit ist Swisttal unter den Städten und Gemeinden im Kreis das "positive Schlusslicht" in der Schuldentabelle.

In einer völlig anderen Liga spielt die Stadt Siegburg: Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 8 225 Euro liegt Siegburg nicht nur im Kreis an der Spitze, sondern hat auch landesweit Oberhausen (Pro-Kopf-Verschuldung: 8 184 Euro) vom ersten Platz verdrängt. Auch in absoluten Zahlen liegt die Kreisstadt unangefochten an der Spitze. Der Schuldenberg ist auf 327 Millionen Euro angewachsen.

Der Abstand zu den "Verfolgern" Windeck, Hennef und Rheinbach ist beträchtlich. Windeck hat 93 Millionen Euro Schulden, was pro Einwohner 4 537 Euro ausmacht. In Hennef stehen 208 Millionen Euro Verbindlichkeiten und eine Pro-Kopf-Verschuldung von 4 528 Euro zu Buche. Rheinbach bringt es bei Verbindlichkeiten von 105 Millionen Euro auf 3 859 Euro Schulden je Einwohner.

Im Siegburger Rathaus sorgt der hohe Schuldenberg - der im vergangenen Jahr immerhin um rund 57 Millionen Euro gewachsen ist - allerdings nicht für Panik. Denn Bürgermeister Franz Huhn betont immer wieder, dass ja das Vermögen der Stadt deutlich höher sei als der Schuldenberg. Kämmerer Andreas Mast rechnet vor, dass den Schulden von 327 Millionen Euro zum Jahreswechsel ein Vermögen von rund 440 Millionen Euro gegenübergestanden hat. "Das sind alle städtischen Gebäude wie Schulen, Kindergärten oder das Rathaus, aber auch Kanäle und Straßen", erläutert Mast.

Dass die Schulden im vergangenen Jahr so sprunghaft angestiegen sind, ist laut Mast ein "Einmaleffekt durch den Verkauf des Krankenhauses an den Helios-Konzern". Durch den Verkauf der Immobilie sind die bei der inzwischen aufgelösten städtischen Tochterfirma, Krankenhaus-Besitzgesellschaft, "geparkten" Alt-Schulden der Klinik auf die Stadt zurückgefallen. Die stammen noch aus Zeiten, als das Krankenhaus in städtischer Trägerschaft war und nur knapp an der Pleite vorbei schlitterte.

Besonders auffällig ist auch, dass in vielen Städten und Gemeinden die Kassenkredite beträchtlich aufgestockt wurden. Eigentlich sind diese dazu da, die kurzfristige Liquidität einer Kommune zu sichern, um etwa laufende Kosten wie Löhne und Rechnungen zahlen zu können.

Aber immer häufiger nutzen Städte und Gemeinden die Kassenkredite, um ihre Haushalte quasi durch die "Hintertüre" zu finanzieren. Auch dort ist Siegburg wieder Spitze. Zum Jahreswechsel lag der Kassenkredit bei 73 Millionen Euro - und erreicht damit bald schon die Höhe des Haushaltes, die bei rund 86 Millionen Euro liegt.

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