Flüchtlinge in Siegburg und Sankt Augustin Siegburg wappnet sich für Zuweisungen

SIEGBURG · Die Kommunen reagieren auf die steigende Zahl an Asylsuchenden: Die Kreisstadt Siegburg kauft eine Immobilie am Siegdamm, Sankt Augustin macht vorübergehend die Sporthalle Menden zur Unterkunft.

 Essensausgabe in der Siegburger Notunterkunft: 150 Flüchtlinge gehen am Wochenende, 190 neue kommen nächste Woche.

Essensausgabe in der Siegburger Notunterkunft: 150 Flüchtlinge gehen am Wochenende, 190 neue kommen nächste Woche.

Foto: PAUL KIERAS

Allein das Wort Kamp-Lintfort schürt Ängste. Dass sich dahinter kein Camp, sondern eine Stadt verbirgt, müssen die Helfer in der Notunterkunft im Schulzentrum Neuenhof immer wieder versichern. Ebenso, dass die Flüchtlinge, die Siegburg gen Niederrhein verlassen, dort genauso sicher sind wie hier.

150 Kinder, Frauen und Männer gehen, 190 neue finden kommende Woche eine erste Unterkunft in Siegburg, berichtete Bürgermeister Franz Huhn am Donnerstag im Rat. Die Stadt habe ihre Notunterkunft aufgestockt. Und sie rüstet sich für neue Zuweisungen: So stimmte der Rat dem Kauf eines Gebäudes am Siegdamm zu. Nach einem Umbau wird es zum Heim für 150 Flüchtlinge. "Das ist aber erst der erste Schritt", so Huhn. "Spätestens in zwei Wochen müssen wir wieder mit Zuweisungen rechnen", erklärte der Bürgermeister.

Dann sei die Anrechnungsquote für die Erstaufnahmestelle am Neuenhof erschöpft. Zu den derzeit in acht städtischen Unterkünften und neun angemieteten Wohnungen lebenden 300 Asylbewerbern kommen also weitere hinzu. "Es gibt Vorstellungen, dass die Städte und Gemeinden bis Ende 2016 jeweils bis zu fünf Prozent ihrer Bevölkerungszahl an hilfesuchenden Menschen aufzunehmen haben", so Huhn. Demnach hätte Siegburg mit 2000 Flüchtlingen zu rechnen. "Dafür müssen wir uns wappnen, Wohnraum, Kindergartenplätze und Kapazitäten in Schulen schaffen."

Finanzierung mit Hilfe der KfW

150 neue Plätze schafft die Stadt mit ihrer neuen Immobilie auf der Zange, die sie über Sonderprogramme der KfW finanziert. Bis Weihnachten soll es Anmietungen auf dem Phrix-Gelände geben, wo dann bis zu 180 Menschen leben könnten. An der Frankfurter Straße sollen dort, wo zuletzt die Arge ihren Sitz hatte, Container aufgebaut werden. Ähnliche Überlegungen gibt es für den Sportplatz am Schulzentrum Neuenhof. Im Gespräch sind auch das Schwesternwohnheim an der Humperdinckstraße sowie die ehemalige Hauptschule am Haufeld.

Auch mit den Eigentümern des leer stehenden Waldhotels Grunge gab es erneut Gespräche. "Eine Nutzung ist aber wirtschaftlich nicht darstellbar", erklärte Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Wie sich die Unterbringung von Flüchtlingen auf den Haushalt auswirkt, erläuterte Kämmerer Andreas Mast. Die Zuwendungen, die es bislang vom Land gab, basierten auf den 175 Flüchtlingen, die zum Stichtag in Siegburg lebten. Aktuell sind es allerdings schon 300 Menschen, weitere 300 könnten bis zum Jahresende hinzukommen.

"Die Zuwendungen decken allein durch diese Entwicklung bei weitem nicht die Kosten." Die liegen bei monatlich 775 Euro pro Flüchtling. Für den Etat 2016 mache die ungeklärte Finanzierungsfrage eine Kalkulation nahezu unmöglich: Sollten bis Ende kommenden Jahres tatsächlich 2000 Flüchtlinge in Siegburg leben, würde die Stadt 12,6 Millionen Euro für ihre Unterbringung aufbringen müssen.

Daher verabschiedete der Rat eine von der FDP initiierte Resolution: Darin wird das Land unter anderem dazu aufgefordert, die Bundesmittel zur Flüchtlingsunterbringung ohne Abzug an die Kommunen zu geben.

Die Stadt lädt für Donnerstag, 8. Oktober, ab 19 Uhr zur Bürgerinformation ins Berufskolleg, Hochstraße 1.

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