Siegburger Ekstase am ersten Marktag

Kaum war der elfte Glockenschlag verklungen, waren sie wieder zu hören, die vertrauten Dudelsackklänge und eindringlichen Trommelschläge. Die Siegburger hörten es, bevor sie es wirklich sahen: Das Mittelalter ist zurück, Kramer, Zunft und Kurtzweyl haben es wieder in die Kreisstadt gebracht.

 Die Wärme kommt mit den Flammen: Gaukler "Lupus" alias Michael Wolf möchte den Besuchern des Mittelaltermarktes einheizen.

Die Wärme kommt mit den Flammen: Gaukler "Lupus" alias Michael Wolf möchte den Besuchern des Mittelaltermarktes einheizen.

Foto: Axel Vogel

Siegburg. Kaum war der elfte Glockenschlag verklungen, waren sie wieder zu hören, die vertrauten Dudelsackklänge und eindringlichen Trommelschläge. Die Siegburger hörten es, bevor sie es wirklich sahen: Das Mittelalter ist zurück, Kramer, Zunft und Kurtzweyl haben es wieder in die Kreisstadt gebracht.

Drei Wochen lang flanieren nun edle Recken und holde Maiden über den Markt, tauschen ihre Silberlinge gegen feines Geschmeide, kunstvolles Handwerk oder erlesene Speisen und lassen sich ein auf Melodey und Narretey. Zum nunmehr 19. Mal nimmt der weihnachtliche Markt seine Besucher wieder mit auf eine Reise zurück in die Zeit.

Fotos Bilder vom Siegburger WeihnachtsmarktDie begann am Samstag bei eisigen Temperaturen ein wenig zögerlich. Während zarte Schneeflocken über ihren Köpfen tanzten, stimmten die Spielleute noch ihre Instrumente, die Gaukler übten sich im Keulenschwingen und Büttel Molinarius und sein Herold suchten nach edlen Gewändern für den "Ersten des Siegburger Magistrats" und "die schöne Weiblichkeit an seiner Seite".

Als Bürgermeister Franz Huhn und seine Vize Susanne Haase-Mühlbauer im stilechten Gewand zur Truppe traten, setzte die sich unter großem Jubel ein erstes Mal zur Abnahme des Marktes in Bewegung. Von dem heiteren Spiel ließen Zwei sich gar nicht beeindrucken. Markteröffnung hin oder her: Die beiden Jungen hatten sich auf den Rücken von Kuh und Wildschwein geschwungen und warteten darauf, dass ihre Väter das Karussell ans Laufen brachten. "Allerley Kreyseley" gibt es im Mittelalter nun mal nur, wenn Mann wirklich Hand anlegt.

Unweit trat der Schmied kräftig den Blasebalg, um sein Feuer anzufachen. Die erste Kundschaft stand bereit, um dem Mann mit dem Rauschebart bei seiner kraftraubenden Arbeit zuzusehen. Derweil erklärte Molinarius sich uneigennützig als Vorkoster für den Sud bereit. "Der Sud ist gut", verkündete der Herold - und weiter ging es, vorbei an Drechsler, Tuchhändlern und Taverne.

Frenetischen Jubel und Wohlwollen der Obrigkeit forderte der Herold jedes Mal, sobald Spielleute, Gaukler oder Possenreißer ihre Kunst zeigten. Egal ob die Rote Füchsin und ihr Filius Philippus, die Spielleute von Fabula, Gaukler Lupus oder Gawan, das Großmaul, alle bekamen beides - und eine Kostprobe "Siegburger Ekstase" dazu: wildes Händeklappern und Füßetrampeln.

Als "verdammt harte Konkurrenz" betrachtete Gawan den Bürgermeister. "Der redet ja noch mehr als ich", befand der Stelzenläufer, nachdem Franz Huhn den aktuellen Markt eröffnet und den nächsten per Handschlag besiegelt hatte. Unterdessen füllte sich der Markt mit Leben. Es duftete nach Mokka und Met, nach frischem Brot und allerlei Leckereien, nach Seyfen und Kräutern.

Der Steinmetz ließ den Hammer kreisen, der Korbflechter bot seine Waren feil, Bettler und Gesinde baten um Almosen. Der Fürst der Finsternis machte an seinem ersten Arbeitstag kurzen Prozess. Kaum ins Rennen geschickt, verschwand er im Haus mit dem Käse - und der "Mäuseflüsterer", der darauf gesetzt hatte, gewann zwar nicht den echten Fürsten, dafür aber eine Zaubermaus. Schließlich warten auf den grauen Mäuserich noch drei Wochen Arbeit im Mäuseroulette.

Das Mittelalter in SiegburgDas Mittelalter bestimmt bis Mittwoch, 22. Dezember, das Leben in der Siegburger Innenstadt. Mit dem elften Glockenschlag schreitet die Obrigkeit täglich zur Markteröffnung. Das Podium gehört hernach im Wechsel den Gauklern, Musici und Possenreißern, um 18 Uhr treten sie bei Fackel- und Kerzenschein gemeinsam auf die Bühne.

Mit dem Sternensingen leitet der Büttel jeden Abend das Ende des Markttages ein - den der Ruf des Nachtwächters um 20 Uhr beschließt. Überdies gibt es an den Wochenenden Entdeckertouren für Erwachsene sowie täglich ein Kinderprogramm.

Neben dem Puppentheater Pulcinella und Fredda (täglich ab 14 Uhr, am Wochenende auch ab 16 Uhr) erwarten die Kinder samstags ab 14 Uhr Ritterturniere, sonntags Sankt Nikolausspiel (14 Uhr) und Weihnachtsspiel (17 Uhr) sowie täglich Kinderführungen.

Zudem können Kinder ab sechs Jahren auf dem Mittelalterlichen Markt Geburtstag feiern. Anmeldung und Informationen bei der Tourist Information der Stadt unter Rufnummer (0 22 41) 1 94 33.

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