Siegburger Straße in Oberpleis verwaist

Der Edeka-Markt am Busbahnhof schließt und prüft neuen Standort - Alle wollen mehr Verkaufsfläche

Siegburger Straße in Oberpleis verwaist
Foto: Frank Homann

Oberpleis. Am Samstag ist Feierabend im Edeka-Markt Oberpleis. "Wir schließen am Samstag. Alles muss raus. Danke für die langen Jahre", steht auf den Schildern im Schaufenster. 15 Jahre war die Filiale am Busbahnhof beheimatet. 15 Jahre war auch Ilse Schonauer, die stellvertretende Filialleiterin, dort.

Vorher hatte sie mit ihrer Familie ein kleines Lebensmittelgeschäft in Heisterbacherrott geführt. Die Räume waren damals zu klein, um sich behaupten zu können, und sie war froh, dass sie in Oberpleis eine Anstellung fand. "Früher war das ein großer Laden. Jetzt ist er zu klein", sagt sie.

Sie und ihre festangestellten Kollegen werden ihre Arbeitsstellen behalten, allerdings an einem anderen Arbeitsplatz - in anderen Edeka-Filialen in Siegburg, Uckerath, Wahlscheid oder Overath.

"Die Frage ist, ob man im Wettbewerb bleibt", sagt Dieter Quantius, bei Edeka für die Standortentwicklung verantwortlich. Im Vergleich zum anderen Vollsortimenter am Ort, dem Rewe-Markt an der Dollendorfer Straße, sei man nur "der zweite Sieger".

Das steht im Gutachten Laut dem neuen Einzelhandels- und Zentrenkonzept, das am Mittwoch im städtischen Planungsausschuss vorgestellt wird, weisen die zurzeit 48 Betriebe in der Ortsmitte von Oberpleis eine Verkaufsfläche von 7 553 Quadratmetern auf und erzielen einen Jahresumsatz von 34,8 Millionen Euro.

Größter Betrieb ist der Rewe-Markt mit einer Verkaufsfläche von 1 200 Quadratmetern. Bei sechs Betrieben liegt die Verkaufsfläche zwischen 300 und 800 Quadratmetern, darunter auch der Aldi-Markt am Offermannsberg.

Außerhalb der Ortsmitte finden sich in Oberpleis weitere 21 Betriebe mit einer Verkaufsfläche von 5 970 Quadratmetern. Dazu zählen der Aldi-Markt an der Königswinterer Straße und der Netto-Markt an der Herresbacher Straße.Der Konkurrent ist besser an den Verkehr angebunden, hat ausreichend Parkplätze und verfügt über eine größere Verkaufsfläche. Der Abschied von Edeka aus Oberpleis könnte allerdings nur ein Abschied auf Zeit sein. Im Ort wird bereits über einen Umzug an den jetzigen Standort des Aldi-Marktes am benachbarten Offermannsberg spekuliert, weil Aldi unmittelbar gegenüber neu und größer bauen möchte.

"Wir interessieren uns dafür und prüfen das zurzeit", bestätigt Quantius. Wenn es dazu kommt, soll das bisherige Aldi-Gebäude auf eine Verkaufsfläche von mindestens 1 200 Quadratmeter vergrößert werden - dann hätte Edeka doppelt soviel Platz wie in der Filiale, die am Samstag schließt.

Mit den 600 Quadratmetern am Busbahnhof wäre mancher Drogeriemarkt schon zufrieden. So ist an dieser Stelle eine Rossmann-Filiale im Gespräch. Gerade mal 50 Meter weiter eröffnete vor zwei Wochen der Drogeriemarkt Schlecker XL, ein Tochterunternehmen der bekannten Drogeriekette. An den beiden Eröffnungstagen mit zahlreichen Sonderangeboten rannten die Kunden dem neuen Laden die Türen ein.

Vor den Produktpaletten bildeten sich zum Teil lange Schlangen, während Filialleiterin Roswitha Retzlaff und ihr Personal die Kunden mit Kaffee bei Laune hielten. "Die Regale waren zum Teil leer, und wir mussten erst einmal nachbestellen", berichtet Retzlaff. Auch Schlecker hat sich mit dem Umzug von der Siegburger Straße an den Busbahnhof vergrößert, von rund 200 auf rund 500 Quadratmeter.

Dafür verwaisen die Siegburger Straße und der Kirchplatz immer mehr. "Früher war alles im Unterdorf, jetzt ist alles im Oberdorf", sagt ein Geschäftsmann, der nicht genannt werden will. Die fehlenden Parkplätze und die Verlagerung von Publikumsmagneten wie Banken und dem Rewe-Markt auf die andere Seite des Zentrums werden immer wieder als Gründe genannt.

Dass jetzt auch noch der Schlecker-Markt, der bisher potenzielle Kunden anzog, weggezogen ist, bereitet den Geschäftsleuten zusätzliche Sorge. Zumal der Mietvertrag für das nun leere Ladenlokal nach ihren Informationen erst in 18 Monaten ausläuft.

"Aber nicht nur in Oberpleis stirbt der Einzelhandel. Das werden die Leute wohl erst feststellen, wenn es ihn nicht mehr gibt. “Die Geiz ist geil„-Mentalität ist einfach da", sagt Peter Gesell, dessen Friseursalon an der Siegburger Straße liegt. Mehr Parkplätze und eine Tempo-30-Zone wären auch für Annemie Hillen extrem wichtig.

Das Schuh- und Lederwarengeschäft ihrer Familie an der Siegburger Straße gibt es bereits seit 65 Jahren. Damals wie heute lebt sie von treuen Kunden. "In so kleinen Orten wie Oberpleis müssen Sie Stammkunden haben. Da gibt es kaum Laufkundschaft", sagt sie. Aber auch die Stammkunden kämen nur, wenn sie Parkplätze vorfinden.

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