Siegburgerin mobilisiert die Hundehalter

Gabriele Wiemar sammelt Unterschriften gegen das Hundeverbot auf Friedhöfen - Ältere Menschen sollen auch weiterhin mit dem Vierbeiner an das Grab ihres lieben Verstorbenen gehen können

  Ärgernis:  Viele Siegburger Hundehalter sind mit der Aussperrung ihres Vierbeiners nicht einverstanden.

Ärgernis: Viele Siegburger Hundehalter sind mit der Aussperrung ihres Vierbeiners nicht einverstanden.

Foto: Arndt

Siegburg. "Ich halte die Regelung für extrem seniorenfeindlich", sagt Gabriele Wiemar. Sie meint das Hundeverbot auf Siegburger Friedhöfen, das seit Neujahr gilt. Aus Mitgefühl hat die Bürgerin eine Unterschriftensammlung gestartet. Auf der Liste haben bereits 205 Menschen unterzeichnet.

Wie berichtet, hatte die Stadt zum Jahreswechsel ein Verbot für Hunde erlassen und ein Bußgeld von mindestens 35 Euro festgesetzt. Laut Verwaltung entspreche das dem Wunsch vieler Friedhofsbesucher, die sich durch die Hunde und deren Hinterlassenschaften belästigt fühlten. Außerdem nutzten viele Herrchen und Frauchen der Einfachheit halber die Anlage, um dort einfach nur Gassi zu gehen.

"In erster Linie geht es mir mit der Unterschriftensammlung um die vielen Senioren, die ihren Besuch am Grab des lieben Verstorbenen mit einem Spaziergang des Vierbeiners verbinden", sagt Wiemar. "Viele Senioren fühlen sich in Begleitung ihres Vierbeiners auf dem Friedhof einfach sicherer. Zumal die Kriminalität auch in Siegburg an diesem Ort nicht halt macht. Es sollte nicht geschehen, dass älteren Menschen durch dieses Verbot eine Bewegungseinschränkung auferlegt wird."

Auf Spaziergängen im Stadtwald hatte sie in den vergangenen Wochen die Hundehalter angesprochen und die meisten unterzeichneten gleich. Wiemar hatte von dem neuen Verbot in der Zeitung gelesen. In Gesprächen hatte sie erfahren, dass viele Menschen sich über die Regelung ärgern. "Eine alte Dame war sogar den Tränen nahe, als wir darüber sprachen", so Wiemar. Am Montag nun hat sie einen Brief an Bürgermeister Franz Huhn verfasst, in dem sie um einen Gesprächstermin bittet.

Dabei hat die Hundebesitzerin durchaus Verständnis für die Motive der Stadtverwaltung, fordert aber eine Lockerung des Verbots. "Es dürfte reichen, wenn eine Leinenpflicht besteht, und an den Eingängen des Friedhofs Hundebeutel ausliegen, um die Hinterlassenschaften selbst wegzumachen", fordert Wiemar.

Prominente Unterstützung hält die Aktive auch von Ex-Bürgermeister Adolf Herkenrath. "Ich finde es ungerecht und sehr bedrückend, dass man für Hunde Steuern kassiert und dennoch alles unternimmt, um den Freiraum dieser treuen Geschöpfe mehr und mehr einzuschränken", sagt er. "Muss man wegen Verstößen Einzelner immer gleich die große Mehrheit mit sanktionieren?"

Ein Verweis auf Friedhöfe anderer Kommunen hält er für "abwegig". "Siegburgs Friedhöfe waren immer etwas Besonderes und wurden als möglichst naturbelassene grüne Waldfriedhöfe konzipiert, ganz im Gegensatz zu vielen künstlichen Anlagen." Auch er unterstützt den Leinenzwang. "Man sollte diese Regelung korrigieren."

Tatsächlich gilt in vielen Kommunen ebenfalls ein generelles Tierverbot auf Friedhöfen. So etwa in Sankt Augustin, Troisdorf, Hennef und Niederkassel. Bei der Beratung der neuen Friedhofssatzung in Siegburg war Ende Oktober noch vom Leinenzwang die Rede. Kurz darauf brachte die CDU-Fraktion die Verschärfung auf die Tagesordnung. In der Stadtratssitzung kurz vor Weihnachten stimmten die Ratsmitglieder der CDU für das generelle Verbot, SPD und Grüne dagegen.

"Wir halten das tatsächlich für eine übertriebene Härte", sagte Grünen-Fraktionschefin Astrid Thiel. "Wir gehen davon aus, dass es reicht, wenn die Tiere angeleint werden und ein Tütenautomat aufgestellt wird." Auch FDP-Kollegin Margret Werner hatte sich in der Sitzung kritisch gegenüber dem generellen Verbot geäußert, sich mit ihrer Fraktion dann bei der Einzelabstimmung enthalten. Sie geht davon aus, dass das Thema jetzt noch einmal in die politische Diskussion im Siegburger Stadtrat kommt.

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