So gesehen: Frohes Fest!

Fast jede Familie pflegt Rituale zu Weihnachten. Die Hausmusik, das Glöckchen zur Bescherung, der gemeinsame Besuch der Christmette, das immer gleiche Menü zum Heiligen Abend - Rituale, sagen Experten, stärken die Gemeinsamkeit, geben Halt und Orientierung. Und sie sind einfach schön.

Manches Ritual fällt in die Adventszeit. Da wäre die Suche nach dem richtigen Christbaum. Die perfekte Größe muss er haben, dicht gewachsen sollte er sein. Oder wird es vielleicht doch das windschiefere Modell, einfach, weil es nett ausschaut und nicht einsam stehen bleiben soll? In jedem Fall ist die Entscheidung eine persönliche. Nicht umsonst sollen sich an ihr schon Konflikte entzündet haben.

Der Baumkauf ist auch in unserer Familie ein Ritual. Lange vor dem Fest führt er uns erstmals zum Weihnachtsbaumhof in Aegidienberg. Ausgerüstet mit einem wasserfesten Namensschild, geht es zum Adventsspaziergang. Es wird geschaut, gemessen und debattiert und das Exemplar der Wahl mit dem "Fähnchen" markiert. Selbstredend wird der genaue Weg dorthin abgeschritten und memoriert. Kurz vor dem Fest folgt Ritual Nummer zwei: Mit der Säge geht es in die Schonung. Und nach getaner Tat wird der Baum stolz nach Hause transportiert.

Man mag sich die Enttäuschung unserer Neunjährigen vorstellen, als Ritual Nummer zwei diesmal gründlich in die Hose ging: Anstelle des Bäumchens, das Wochen zuvor sorgsam ausgewählt worden war, erwartete uns - ein Stumpf. Das Namensschild war an einem weit größeren Exemplar befestigt worden.

Irritiert und ein bisschen fassungslos griffen wir zu einem bereits geschlagenen Exemplar. Und hoffen, dass "unser" Baum nun anderswo Kinderaugen zum Strahlen bringt. Wir wünschen von Herzen "Frohes Fest!". Trotzdem.

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