Flüchtlinge in der Region "So kann das nicht mehr weitergehen"

BORNHEIM · Erneut sind am Wochenende Flüchtlinge in der Notunterkunft in der Turnhalle der Bornheimer Johann-Wallraf-Schule eingetroffen. In der Nacht zu Samstag hatte ein Bus zunächst 31 Personen gebracht, am Samstagabend gegen 22.45 Uhr trafen weitere 57 Menschen ein, wie Koordinator Thomas Mandt vom Sozialamt der Stadt dem Einsatzleiter der Polizei vor Ort mitteilte.

 Ankunft in Bornheim: Die Stadt hat erneut Flüchtlinge in der Notunterkunft in der Johann-Wallraf-Grundschule aufgenommen.

Ankunft in Bornheim: Die Stadt hat erneut Flüchtlinge in der Notunterkunft in der Johann-Wallraf-Grundschule aufgenommen.

Foto: Axel Vogel

Dabei äußerten die Helfer teils heftige Kritik an der Informationspolitik der Kölner Bezirksregierung mit Blick auf die äußerst kurzfristigen Informationen und die zum Teil widersprüchlichen Angaben zur Anzahl der eintreffenden Personen. Trotzdem klappte die Registrierung, ärztliche Untersuchung wie auch die Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge reibungslos - dank des Engagements von rund 60 Helfern, die sich an der Notunterkunft eingefunden hatten.

Neben Mitarbeitern der Stadt und Beamten der Polizei waren auch die Feuerwehr mit Wehrleiter Wolfgang Breuer und der Malteser Rettungsdienst mit einem größeren Aufgebot im Einsatz. Zudem halfen weitere Ehrenamtliche bei der Aufnahme der sichtlich erschöpften, aber teils auch erleichtert wirkenden Flüchtlinge.

"Wir haben der Bezirksregierung am Freitagmorgen gemeldet, dass wir 109 freie Plätze in der Turnhalle haben", sagte Bürgermeister Wolfgang Henseler am Sonntag dem GA. Entsprechend viele Personen seien inzwischen im Zuge des Asylverfahrens anderen Kommunen zugewiesen worden und hätten die Notunterkunft verlassen. Die bietet bekanntlich Platz für rund 150 Personen und soll neu im Land ankommenden Flüchtlingen eine vorübergehende Bleibe bieten, bis diese einer bestimmten Kommune zugeteilt werden.

Darüber hinaus soll Bornheim eine weitere Notunterkunft im Zuge der Amtshilfe für die Bezirksregierung für 70 Flüchtlinge zusätzlich schaffen - so wie alle Kommunen im Kreis und der Kreis selbst. Diese Information habe die Stadt am Freitag erhalten, so Henseler.

"Der ganz normale Wahnsinn"

Am Freitagnachmittag habe sie dann auch noch erfahren, dass 51 Personen am Abend zur Notunterkunft in der Turnhalle gebracht werden sollen - letztlich kamen allerdings etwa 20 Personen weniger. "Das ist wirklich irre, was unsere Mitarbeiter und auch Ehrenamtliche da leisten", lobt Henseler, dass die Helfer erneut binnen kurzer Zeit mit angepackt haben. Er habe inzwischen auch unter der Überschrift "Der ganz normale Wahnsinn" den Landtags- und Bundestagsabgeordneten Bericht erstattet.

Für die Helfer ist die Koordinierung und die Mobilisierung von weiteren Unterstützern sowie das Warten auf die Flüchtlinge jedes Mal nervenaufreibend. Vor allem die "scheinbar unverändert chaotische Informationspolitik der Bezirksregierung", wie es ein Ehrenamtlicher ausdrückte, sorge für Frustration.

Wie am Samstag vor Ort zu erfahren war, konnte die Stadt Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst zeitnah nur noch über eine Alarmierung der Rettungsleitstelle in Siegburg erreichen. "So kann das nicht mehr weitergehen", kritisierte denn auch ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes. Das ganze Verfahren sei überaus demotivierend für alle Helfer.

"Die Situation ist schon dramatisch", sagt auch Bürgermeister Henseler, vor allem mit Blick darauf, dass die Stadt zusätzlich noch über die regulären Zuweisungen mit 25 bis 35 weiteren Ankömmlingen je Woche rechnet. "Wir merken, dass wir an die Grenzen der Aufnahmemöglichkeiten stoßen." Ein Krisentreffen gibt es, wie berichtet, heute mit Landrat Sebastian Schuster, der die Bürgermeister der Kreiskommunen nach Siegburg eingeladen hat.

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