"Sozialmafia": Vereine profitieren

Das ZDF berichtete kürzlich in seiner Reihe "ZDF.reporter" kritisch über Maßnahmen in mindestens 23 Ländern von Polen bis Portugal, von Namibia bis Kirgistan und von Rumänien bis Russland.

Bonn. (mel) Das ZDF berichtete kürzlich in seiner Reihe "ZDF.reporter" kritisch über Maßnahmen in mindestens 23 Ländern von Polen bis Portugal, von Namibia bis Kirgistan und von Rumänien bis Russland.

Kurz zusammengefasst: Deutsche Jugendämter würden jedes Jahr Hunderte von Problemkindern zwischen elf und 17 Jahren ins Ausland schicken, damit diese dort als letzte Chance doch noch auf den rechten Weg gelangen.

Nach einer Studie der Universität Lüneburg werden jährlich 26 Millionen Euro für solche Maßnahmen ausgegeben, jeder Platz kostet 4 000 bis 6 000 Euro im Monat. Schwer kontrollierbare Vereine, die in den Gastländern mit Betreuerfamilien zusammenarbeiten, würden von dem lukrativen Geschäft profitieren. Sogar der Begriff "Sozialmafia" fiel in dem ZDF-Beitrag. Auch die pädagogische Wirkung sei zumindest umstritten.

Die Kritik lässt Probsthof-Leiter Ulrik Dyckerhoff für seine Einrichtung nicht gelten. Seine Erfahrungen seien andere. "Bei der Rückführung nach Deutschland haben sich circa 70 Prozent der Jugendlichen gefangen und werden in Maßnahmen integriert, 30 Prozent gleiten wieder ins Milieu ab." Es gebe aber durchaus freie Träger, von deren Methoden er sich distanziere. "Wir sind hingegen eine anerkannte Jugendhilfeeinrichtung. Wir haben ein Konzept, das ganz eng von den Fachkräften vor Ort begleitet wird."

Die Kosten liegen laut Dyckerhoff ähnlich wie bei einer Heimunterbringung in Deutschland. Zu bezahlen sind die Betreuerfamilien, die Lehrer, die Koordinatoren, die Flüge und häufig auch Kosten im medizinisch-therapeutischen Bereich. Da käme schon einiges zusammen. Eine genaue Zahl will er nicht nennen. Die durchschnittlichen Kosten für eine Heimunterbringung im Bereich des Königswinterer Jugendamtes liegen bei rund 4 000 Euro.

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