Sprengstoff-Experten verlassen Swisttal

Verteidigungsminister Franz-Josef Jung löst Wiweb-Dienststelle in Heimerzheim auf - 50 Mitarbeiter sind betroffen

Sprengstoff-Experten verlassen Swisttal
Foto: Wolfgang Henry

Swisttal-Heimerzheim. Schon lange wurde gemunkelt, am Mittwochbend hat Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) entschieden: Er löst das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk-, Explosiv- und Betriebsstoffe (Wiweb) in Swisttal-Heimerzheim auf und überträgt dessen Aufgaben der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition in Meppen.

Vom Umzug sind 50 Mitarbeiter betroffen. Rüdiger Wolf, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, gab es dem Parlamentarischen Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Röttgen, am Donnerstag schriftlich: "Der Personalabbau wird sozialverträglich und ohne Kündigung vorgenommen."

Auf Nachfrage des General-Anzeigers sagte Fregattenkapitän Uwe Tautges vom Pressestab des Verteidigungsministers, ein konkreter Termin für die Schließung des Wiweb sei noch nicht festgelegt. Nach Informationen des General-Anzeigers ist für den Umzug jedoch bereits der Jahreswechsel 2008/09 anvisiert. Das InstitutDas Wehrwissenschaftliche Institut für Wehr-, Explosiv und Betriebsstoffe hat seinen Hauptsitz in Erding. Die Dienststelle Heimerzheim wurde 1972 als Chemisch-Technisches Institut auf einem 14 Hektar großen Gelände auf dem Großen Cent, einer Lichtung im Kottenforst, eröffnet. Zwischenzeitlich waren dort 150 Mitarbeiter beschäftigt, nun sind es nur noch 50 Planstellen. Die Chemiker und Physiker prüfen die Pulver für die Munition der Bundeswehr. Das Institut nimmt auch Aufträge aus der Privatwirtschaft an, etwa faus der Rüstungsindustrie, und arbeitet gutachterlich für die Staatsanwaltschaft.Tautges: "Zunächst sind noch die Beteiligungsverfahren mit den Interessenvertretungen abzuschließen. Es wird angestrebt, möglichst viele von den 50 Mitarbeitern für eine Tätigkeit in Meppen zu gewinnen, um die kontinuierliche Wahrnehmung der Fachaufgaben zu gewährleisten.

Sollte im Einzelfall eine Anschlussverwendung in Meppen ausscheiden, werden Unterbringungsmöglichkeiten bei anderen Bundeswehrdienststellen genutzt werden." Wie geht es nun weiter mit dem Komplex mitten im Wald, zu dem auch eine Kläranlage und drei Versuchsbunker gehören?

Dazu Tautges: "Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wird die Liegenschaft der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums der Finanzen zur Verwertung zugeführt. Anfragen von Kaufinteressenten liegen derzeit nicht vor."

Für Röttgen kam die Entscheidung des Ministers nicht überraschend. Am Donnerstag sagte er: "Jetzt gilt es, sich mit den Folgen zu beschäftigen. Dabei darf und wird der Bund die Gemeinde Swisttal nicht alleine lassen.

Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Dafür bin ich dankbar, weil mir dieser Aspekt besonders wichtig ist." Staatssekretär Wolf und er seien sich einig, "dass der Bund jetzt in der Verantwortung ist, gemeinsam mit der Gemeinde und dem Kreis eine Nachnutzung zu sichern".

Er werde sich mit Wolf und der Landtagsabgeordneten Ilka von Boeselager (CDU) zum Ortstermin in Heimerzheim treffen, um die Vorstellungen im Hinblick auf das weitere Vorgehen auszutauschen und abzustimmen. Auch die Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Ulrike Merten (SPD), will sich für eine sinnvolle Nutzung des Geländes einsetzen.

Sie hält ein Engagement der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg für denkbar: Schließlich sei die Kooperation zwischen Wiweb und FH in der Vergangenheit sehr erfolgreich gewesen, und das Gelände verfüge über "eine hervorragende Infrastruktur".

Der nordrhein-westfälische Minister für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Andreas Pinkwart, kündigt an, der Wissenschaftsrat werde sich noch im Oktober mit dem Thema Wiweb befassen.

Pinkwart: "Danach wird sich prüfen lassen, ob eine nachhaltige Nutzung der Liegenschaft rechtlich möglich und vor allem wirtschaftlich realistisch ist." Auch Ilka von Boeselager und der Swisttaler Bürgermeister Eckhard Maack sind sich einig: "Die Wiweb-Gebäude dürfen nicht lange leer bleiben."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Endlich Klarheit"

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