Stadt nimmt alle 330 Spielplätze in Bonn unter die Lupe

Hoher Sanierungsbedarf, aber wenig Geld in der Kasse - Politiker kritisieren fehlenden Praxisbezug

  Auch auf dem Spielplatz  auf der Waldau sollen für 20 000 Euro neue Spielgeräte errichtet werden, weil ein großer Teil inzwischen marode ist.

Auch auf dem Spielplatz auf der Waldau sollen für 20 000 Euro neue Spielgeräte errichtet werden, weil ein großer Teil inzwischen marode ist.

Foto: Malsch

Bonn. Viele erwachsene Bonner kennen den Spielplatz auf der Waldau noch aus eigener Kindheit. Auf so manches Spielgerät sind sie selbst als Knirpse geklettert, erzählen sie ihrem Nachwuchs heute ganz stolz. Bei näherem Hinsehen allerdings weicht der Stolz der Besorgnis: Unübersehbar hat an dem einen oder anderen Gerüst der Zahn der Zeit genagt.

Ein Teil der Spielgeräte auf der Waldau soll deshalb jetzt ersetzt werden. Bereits im Gang sind die Arbeiten auf dem Spielplatz im ehemaligen Bundesgartenschaugelände, der wegen seines morschen Spielgeräts sogar schon gesperrt werden musste. Jeweils 20 000 Euro zusätzlich hat die Stadtverwaltung dafür trotz schwieriger Haushaltslage im Etat bereitgestellt.

Doch auch auf vielen anderen der insgesamt 330 öffentlichen Spielplätzen in der Bundesstadt ist eine Rundumerneuerung dringend nötig, erfuhren die Bonner Kinder- und Jugendpolitiker am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. Ganz oben auf der Liste: der Spielplatz an der Pascalstraße auf dem Brüser Berg, der ebenfalls wegen morscher Spielanlagen dringend saniert werden muss.

Mitarbeiter des Jugendamtes stellten dem Ausschuss aber zunächst nur eine Rahmenplanung für die städtische "Spielplatzbedarfsplanung" vor. Das Konzept soll im Herbst vorliegen. Stadtteil für Stadtteil wollen die Mitarbeiter bis dahin die Spielplätze abgehen, sie anhand eines Kriterienkatalogs überprüfen, um anschließend der Politik entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.

Dabei wolle man unter anderem die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder in den jeweiligen Ortsteilen berücksichtigen - in vom Eigenheimbau geprägten Ippendorf bestehe sicherlich ein anderer Bedarf als in Stadtteilen, wo der Geschosswohnungsbau überwiegt. Ziel ist es, auf der Grundlage der Rahmenplanung darzustellen, welche Plätze unverzichtbar sind, welche erhalten und verbessert und welche Plätze verkauft oder umgenutzt werden können.

Die Verwaltung unterscheidet bei den Spielplätzen zwei Kategorien: zum einen die Plätze im Nahbereich für Kinder bis neun Jahren, zum anderen die Plätze mit zentraler Funktion für Kinder bis 14 Jahren. Bei diesen Plätzen sei die Ausstattung mit Spielgeräten deutlich teurer, hierfür seien rund 15 000 Euro pro Platz notwendig. Für die Spielflächen der Jüngeren müsse man jeweils rund 10 000 Euro Ausstattungskosten kalkulieren.

Im Haushalt 2006 veranschlagt sind indes lediglich 80 000 Euro für sämtliche Spielplätze in Bonn. Deshalb müsse in Zukunft verstärkt auf Spielplatzpatenschaften und -Sponsoren gesetzt werden, lautet eine Empfehlung der Verwaltung. Die Begeisterung der Politiker über die Rahmenplanung hielt sich in Grenzen.

Annette Schwolen-Flümann (CDU) zeigte sich sogar regelrecht verärgert darüber, dass nach jahrelanger Diskussion über den Spielplatzbedarfsplan bisher nicht mehr "als reine Theorie" herausgekommen sei. Sie hätte sich mehr Praxisbezug gewünscht, zum Beispiel anhand eines Modellprojekts. Auf Skepsis stieß auch bei den anderen Ausschussmitgliedern der Bericht. Vor allem die Aussage der Verwaltung hinsichtlich möglicher Verkäufe der einen oder anderen Spielfläche in Bonn sorgte für einige kritische Nachfragen.

Da allerdings konnte Jugendamtsleiter Udo Stein die Gemüter schnell beruhigen: "Wir treten doch als Jugendamt der Stadt Bonn nicht entgegen der Interessen der Kinder und Jugendlichen an, die Ziele der Haushaltssanierung zu erfüllen." Vielmehr sei das Anliegen, Spielplätze zu verkaufen, bislang stets von außen an die Stadt herangetragen worden: "In Klammer: auch von der Politik", fügte Stein hinzu.

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