Gegen Folter und Todesstrafe Stadt Rheinbach distanziert sich von Hexenverfolgung

RHEINBACH · Nun ist es offiziell: Die Stadt Rheinbach distanziert sich von den Gräueltaten, die im 16. und 17. Jahrhundert auf ihrem Gebiet im Zusammenhang mit der Hexenverfolgung begangen worden sind. Einstimmig verabschiedete der Rat am Montag auf Empfehlung des Kulturausschusses eine entsprechende Erklärung.

Der Rat beauftragte die Verwaltung auch, einen Termin für eine Gedenkstunde mit Fachvortrag festzusetzen. Dort soll die Erklärung verlesen werden.

Die Grünen hatten im November die Rehabilitierung der Opfer beantragt. Allein zwischen 1631 und 1637 wurden nach Angaben des Augenzeugen Hermann Löher - nach ihm ist heute eine Straße in Rheinbach benannt - rund 130 Frauen und Männer aus Rheinbach, Flerzheim und Meckenheim gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

"Der Rat der Stadt Rheinbach bedauert, dass unschuldige Frauen und Männer aus unserer Stadt als Hexen und Zauberer denunziert, gefoltert, durch die Folter getötet oder schließlich hingerichtet wurden", heißt es in der Erklärung des Rates. Weiter stellt er darin fest, dass Folter und Todesstrafe früher wie heute Unrecht waren beziehungsweise sind.

"Als ich von der Forderung nach einer Rehabilitierung hörte, war ich etwas zwiegespalten", sagte Bürgermeister Stefan Raetz. "Einerseits fragt man sich: Muss das sein? Andererseits muss man doch sehen, dass von Rheinbacher Boden aus schreckliche Gräueltaten begangen worden sind."

Der früheste Hexenprozess ist in Rheinbach für das Jahr 1506 nachgewiesen. Die Rheinbacherin Styne Donnernails wurde seinerzeit wegen Zauberei verklagt, weil sie jemanden aufgrund einer nicht beglichenen Schuld verflucht hat. Der Ausgang des Prozesses ist nicht überliefert.

Ihren unrühmlichen Höhepunkt erlebten die Hexenverfolgungen zwischen 1631 und 1637. Hermann Löher, Rheinbacher Bürgermeister von 1627 bis 1631, war als Schöffe selbst in die Hexenprozesse involviert. Diese wurden zunehmend zu einem Instrument, mit dem die Rheinbacher Oberschicht - der auch Löher angehörte - brutale Machtkämpfe austrug. So geriet schließlich auch Löher in Gefahr. 1636 setzte er sich nach Amsterdam ab.

Geplagt von den Rheinbacher Erinnerungen, verfasste er später das Buch "Wehmütige Klage" als Plädoyer gegen die Hexenverfolgung. Der Bericht gilt heute als wertvolles Zeitdokument.

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