Umzugspläne Stadt will Grundschule ins Schulzentrum Niederpleis verlagern

SANKT AUGUSTIN · Die Stimmung ist explosiv, und die Stadtverwaltung erntet massive Kritik für ihre Pläne mit der Grundschule Freie Buschstraße und dem Schulzentrum Niederpleis. Grund für den großen Ärger bei Lehrern, Schulleitungen und Eltern ist die Absicht der Verwaltung, die Grundschule ins Schulzentrum zu verlagern und die dort ansässige Realschule zu teilen.

Im angestammten Gebäude sollen Räume frei gemacht werden für die Grundschule, und die Realschüler sollen mit Ausnahme der fünften Klassen ins Hauptgebäude zum Albert-Einstein-Gymnasium (AEG) und zur Hauptschule ziehen. Was Politik und Schulen besonders ärgert: Die Verwaltung lässt mit ihrem Beschlussvorschlag für den Schulausschuss am Dienstag, 6. März, schon die Katze aus dem Sack, ohne Schulen und Eltern zu beteiligen und vor der abschließenden Beratung der eigens dafür eingerichteten Arbeitsgruppe "Baumaßnahmen an Schulen". Immerhin: Der Zeitplan des Umzuges wird in "Abstimmung mit der Schule konkret festgelegt", heißt es aus dem Rathaus.

Die Verlagerung der stabil zweizügigen Grundschule steht schon seit längerem im Raum. Bisher hatte sich die Verwaltung geziert, eine klare Aussage zu treffen. Der Grund für die Umsiedlungspläne liegt im stark sanierungsbedürftigen und zum Teil denkmalgeschützten Schulgebäude an der Freien Buschstraße. Sanierung und Brandschutz sowie Einrichtung einer Mensa und Ausbau zum strukturierten Ganztag sollen rund 5,7 Millionen Euro verschlingen. Zu teuer für die Stadt.

Teurer Umzug

Aber auch der Umzug samt Umbau und Einrichtung der Grundschule im Schulzentrum soll schon vier Millionen Euro teuer sein. Fassungslos reagierte Bettina Steinhauer, Schulpflegschaftsvorsitzende an der Realschule Niederpleis auf die Absichten. "Es ist vollkommen unverständlich, wie eine gut funktionierende Schule in ihrer Einheit demontiert werden soll", schreibt sie an die Verwaltung. Es sei nicht tragbar und auch nicht zumutbar, dass die Realschule auf zwei Gebäude aufgeteilt werde. Weder Schulleitung noch Schulpflegschaft seien an diesem wichtigen Entscheidungsprozess beteiligt worden, heißt es weiter.

Die Verwaltung will überdies prüfen lassen, ob es nicht Sinn macht, Real- und Hauptschule zu einer Sekundarschule zusammenzuführen. "Ich blicke dieser Entwicklung mit großer Sorge entgegen", schreibt der stellvertretende Realschulleiter Stephan Becker an die Arbeitsgruppe und Bürgermeister Klaus Schumacher. Zumal die Schule nicht umfassend genug beteiligt worden sei, kritisiert Becker. Er bietet indes seine Mitarbeit an, mit Blick auf die vielen unberücksichtigten organisatorischen und pädagogischen Aspekte sowie andere offene Fragen.

AEG unzufrieden

Die AEG-Schulleitung reagiert mit Befremden auf die Pläne der Verwaltung. Das AEG soll acht Räume an die Realschule abgeben und kritisiert die Planungsgrundlagen des Gutachters, Wolf Krämer-Mandeau von der Projektgruppe Bildung und Region. Schon die Zahlenangaben seien fehlerhaft, rechnet Schulleiterin Anne Marie Wähner vor, dass dem Gymnasium nicht 76, sondern nur 71 Räume zur Verfügung stehen, bei steigendem Bedarf in der Sekundarstufe II und mit Blick auf den Ausbau zum Ganztag.

Die Realisierung der Pläne hätte zur Folge, dass das AEG etwa 20 Prozent seiner eigenen Schüler vom Besuch der Sekundarstufe II ausschließen müsste und keine Haupt- und Realschüler mehr aufnehmen könnte. "Im Schulzentrum Niederpleis steht keine Raumkapazität für eine Grundschule zur Verfügung", schreibt Wähner an die Verwaltung und merkt an, dass die höchst problematische pädagogisch-soziale Situation von Grundschulklassen neben Klassen der Sekundarstufe in ein und demselben Flurtrakt unreflektiert geblieben sei.

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