Statt Absperrungen gibt es gute Ratschläge

Entlang der ICE-Trasse in Königswinter gibt es zahlreiche Gefahrenpunkte, doch die Bahn fühlt sich nicht verantwortlich - Der Bundesgrenzschutz will jetzt in den Schulen Aufklärungsarbeit betreiben

Rasant schnell  schießt der ICE aus dem Tunnel. Kinder haben dort nahezu ungehindert Zutritt. Davon überzeugte sich nun der Planungsausschuss.

Rasant schnell schießt der ICE aus dem Tunnel. Kinder haben dort nahezu ungehindert Zutritt. Davon überzeugte sich nun der Planungsausschuss.

Foto: Homann

Königswinter. "Gehen Sie sofort da weg! Da unten haben Sie nichts zu suchen!", schreit der Mitarbeiter der DB ProjektBau einer Menschengruppe am Ittenbacher ICE-Tunnel entgegen. Die Gruppe setzt sich aus örtlichen Politikern zusammen, dem Planungsausschuss der Stadt Königswinter.

Die laute Reaktion des Bahn-Mitarbeiters illustriert nach Ansicht des Oberpleiser CDU-Chefs Günther Herr genau das Problem, weshalb der Ausschuss seinen Ortstermin an der Bahnstrecke angesetzt hat: "Hier kommt man problemlos bis an den Bahnsteig - gerade für Kinder ist das Risiko groß, und nirgendwo stehen Hinweisschilder."

Das Problem beschäftigt die Bevölkerung entlang der neuen ICE-Strecke: Tunnelausgänge sind frei zugänglich, Streckenabschnitte nicht mit Zäunen abgetrennt, Schulwege führen direkt unter der Bahnlinie hindurch - viele sehen darin eine unverhältnismäßige Gefährdung des Nachwuchses. Die Bahn hat nicht für genügend Sicherheitsmaßnahmen gesorgt, so lautet die Kritik ( der GA berichtete).

Also zitierte der Planungsausschuss um seinen Vorsitzenden Josef Griese (CDU) am Mittwoch Udo Kampschulte und Karl-Heinrich Hosang als Vertreter der verantwortlichen DB ProjektBau herbei, auch zwei Abgesandte des Bundesgrenzschutzes nahmen an der Begehung teil. Das Eisenbahn-Bundesamt ließ sich hingegen entschuldigen.

Gemeinsam besichtigte die Gruppe verschiedene kritische Punkte: beispielsweise am Laagshof und am Ittenbacher Tunnel. Die Politiker gaben Kritik aus der Bevölkerung wieder: Es sollten Zäune und Absperrungen eingerichtet werden, damit insbesondere Kinder nicht so leicht an die Schienen gelangen können.

Doch die DB Projektbau reagierte abschmetternd: Es gebe keine rechtliche Verpflichtung zu einer derartigen Sicherung und es herrsche ohnehin ein Betretungsverbot der Strecke. "Wenn wir hier mit einem Zaun anfangen, müssen wir im ganzen Land tausende bauen. Das bringt nur Kosten, aber nicht mehr Sicherheit", begründete Udo Kampschulte.

Die DB Projektbau argumentiert folgendermaßen: Bahnstrecken dürfen nicht betreten werden. Es gibt sie im ganzen Land, und überall wissen die Menschen um dieses Verbot. Einzäunungen und Absperrungen sind aus Kosten-, aber auch aus Sicherheitsgründen im Notfall auf den Gleisen nicht zu machen. Letztlich appelliert Kampschulte auch an die Fürsorgepflicht der Verantwortlichen: "Es ist Aufgabe der Kindergärten, Schulen und Eltern, Kinder auf Gefahren der Strecke hinzuweisen."

In punkto Hinweise beschloss der Ausschuss nach der Begehung, von der Bahn mehr Schilder zu verlangen. Für mehr Gefahrenbewusstsein sorgen sollen Schilder an den Brücken Scheurenstraße, Zweikreuzenweg, Dollendorfer Straße, Am Keth sowie an der Grundwasserwanne Bockerother Straße, am Hochwasserrückhaltebecken Ruttscheid und an den Rettungsplätzen am Nord- und Südportal des Ittenbacher Tunnels.

Letztgenannte Stelle ist nach Ansicht einiger Ausschussmitglieder ein wahres Ausflugsziel: Man kann ungehindert über einen asphaltierten Weg bis hinab an den Not-Bahnsteig gelangen, die weißen Züge rasen mit hohen Geschwindigkeiten nur wenige Meter entfernt vorbei. Für Bahn-Mitarbeiter Karl-Heinrich Hosang ist die Sache klar: "Wenn hier jemand zu Schaden kommt, ist er selbst verantwortlich."

Am Mittwoch beschloss man, von der Bahn einen Zaun mit Tor zu verlangen. Am Libellenweg soll ein Zaun errichtet werden, weil dort ein Schulweg direkt entlang der Strecke führt. Aber auch Iris Grupp von der SPD richtete sich an die Eigenverantwortung der Anwohner: Eltern und Schulen seien gefordert, auf die Gefahren an der Strecke hinzuweisen. Der Bundesgrenzschutz wiederholte unterdessen sein Angebot, an Schulen Aufklärung zu betreiben.

Interessenten an BGS-Erziehungsmaßnahmen zur Sicherheit an der Zugstrecke können sich unter Telefon (02 21) 16 09 30 weitere Informationen besorgen.

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