Siegburg Stefan Rosemann tritt als Bürgermeisterkandidat der SPD an

SIEGBURG · Die Machtverhältnisse in Siegburg sind klar - entsprechend undankbar ist die Aufgabe, gegen den amtierenden CDU-Bürgermeister anzutreten. Als übermächtig will der Kandidat der SPD, Stefan Rosemann, Franz Huhn dennoch nicht bezeichnen: "Damit würde ich zugeben, ich könnte ihn nicht schlagen, und das tue ich nicht", sagt er.

 Die Zukunft seiner Heimatstadt Siegburg mitgestalten will Stefan Rosemann.

Die Zukunft seiner Heimatstadt Siegburg mitgestalten will Stefan Rosemann.

Foto: Holger Arndt

Der 42-jährige Vorsitzende des SPD-Stadtverbands tritt selbstbewusst auf, ohne zu poltern. Er wolle die Zukunft seiner Heimatstadt Siegburg mitgestalten, sagt er und übt deutliche Kritik an der aktuellen Politik der CDU - ohne diese zu diffamieren.

Das führe zu Vorwürfen der anderen Parteien: "Uns unterstellt man ja, dass wir nicht schnell genug ins warme Bett kommen können" - also ins Bündnis mit der CDU. Das schließt Rosemann keineswegs aus, sagt jedoch auch: "Solange die Inhalte und Positionen der CDU zu einzelnen Themen so bleiben, wie sie sind, werden wir keine Koalition eingehen." Sein größter Kritikpunkt: "Ich glaube, dass wir hier in Siegburg ein Demokratiedefizit haben."

Symbol dafür sind für Rosemann die Stadtbetriebe, die als Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) und hundertprozentige Tochter der Stadt der demokratischen Kontrolle nicht so unterstellt seien wie etwa die Fachausschüsse. "Wir würden versuchen, die AöR so umzugestalten, dass dieses Demokratiedefizit aufgelöst wird", sagt Rosemann.

Der verheiratete Vater zweier Söhne kennt die Verwaltung bereits von innen: Der Sozialwissenschaftler arbeitet im Jugendamt des Kreises. Im Siegburger Rathaus, glaubt er, müsste mancher noch lernen, "wie man richtig kommuniziert. Mit ein paar Bürgerveranstaltungen ist es nicht getan." Bei wirklich kritischen Themen, etwa der Erhöhung der Abwassergebühren, würden die Siegburger nicht einbezogen.

Rosemann übt Kritik mit Sachverstand und deutlichen Worten. Er scheue sich nicht, anderen auf die Füße zu treten, sagt er über sich selbst - jedoch stets mit dem nötigen Respekt. Und natürlich mit dem pragmatischen Gedanken daran, dass gegebenenfalls Verhandlungen mit der CDU zu führen sind. Diese werde, davon ist Rosemann überzeugt, wenn sie die absolute Mehrheit verliere, ebenso pragmatisch "überlegen, warum das so ist, und dass sie vielleicht auf manchen Positionen nicht beharren kann".

Im Wahlkampf bekomme er viel Zuspruch, sagt der SPD-Kandidat - auch von Bürgern, die bisher immer CDU gewählt hätten. Sein Bekanntheitsgrad sei bereits deutlich gestiegen, erzählt der Leiter der Handballteilung des Siegburger TV und Fan des 1. FC Köln: "Neulich öffnete mir jemand bei einem Hausbesuch in der Nordstadt und rief sofort: Ich kenn' Sie von Facebook!" Trotzdem, räumt er ein, bleibe seine Aufgabe schwierig.

"Franz Huhn ist Amtsinhaber und hat als solcher den Bonus, immer in offizieller Funktion unterwegs und überall bekannt zu sein." Das sei ein Vorteil - "es macht aber das, was er in seinen Amtsgeschäften tut, nicht besser". Stefan Rosemann will es besser machen - wenn nicht als Bürgermeister, dann jedenfalls als Ratsmitglied. Er steht auf Listenplatz zwei, hofft aber, seinen Wahlkreis in Kaldauen direkt zu gewinnen. "Das ist der alte Wahlbezirk von Franz Huhn", sagt er, "vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen."

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