Stich ins Herz

Im Streit um eine Frau tötet ein Bad Honnefer seinen besten Freund. Vor dem Bonner Landgericht muss er sich seit Montag wegen Totschlags verantworten.

Bad Honnef/Bonn. Es fließen viele Tränen an diesem Vormittag im Bonner Landgericht. Da ist der Angeklagte, ein 41-jähriger Handwerker aus Bad Honnef, angeklagt, seinen besten Freund mit einem Stich ins Herz getötet zu haben.

Schon als er den Gerichtssaal betritt, ist der Mann mit dem dunkelblonden Zopf in Tränen, er wird auch die nächsten Stunden immer wieder weinen, seine linke Hand schützend vors Gesicht gehalten. Da sind die Zeuginnen: die 28-jährige Frau, die ihren Mann bei der Tat verlor, und die 39-Jährige, die offenbar der Grund war für den tödlichen Streit zwischen Freunden.

So viel steht nach dem ersten Verhandlungstag fest: Es ist ein Drama, das sich in der dritten November-Woche in einer Freundes-Clique in Bad Honnef abgespielt hat. Offensichtlich wurde es am Montag, dem 22. November. Da besuchte die Clique gemeinsam ein Konzert in Köln.

Und, so schilderte es die Witwe des 33-jährigen Getöteten, da habe die 39-jährige Biotechnikerin, eigentlich mit dem Angeklagten liiert, das spätere Opfer plötzlich auf den Mund geküsst und erklärt, sie habe sich in ihn verliebt. Schon zuvor habe sie gemerkt, dass das Opfer häufig mit der Frau telefoniert habe. Er habe gesagt, er habe Probleme mit sich selbst, über die er mit der Freundin sprechen könne. Mit ihr, seiner Frau, habe das nichts zu tun.

Nach dem Konzertbesuch habe ihr Mann auf der Rückfahrt aus Köln dann über Freisprechanlage bei dem Angeklagten angerufen. Sie habe gehört, dass die Rede von einem Gewehr war, das der Angeklagte weglegen solle. Ob er es gegen ihren Mann oder sich selbst verwenden wolle, sei unklar geblieben.

"Wie ein Holzhammer" sei die Nachricht, dass seine Freundin in einen anderen verliebt sei, für ihn gewesen, schilderte der Angeklagte vor Gericht. 16 Jahre seien die beiden zusammen gewesen, nach dem Tod seiner Mutter sei ihre Familie zu seiner Familie geworden, sie lebten im Haus ihrer Mutter.

"Ich war eigentlich immer glücklich", so der Handwerker. Das Opfer sei sein bester Freund gewesen, noch kurz vor der Tat hätten sie eine Motorradtour in die Dolomiten unternommen. Die Tage nach dem Konzert waren für den Handwerker eine Tortur. Er schlief kaum, fragte seine Freundin immer wieder, ob es nicht doch wieder gut werden könne zwischen ihnen.

Am Mittwoch habe er seinen Freund angerufen und ihm vorgehalten, was er ihm antue. Einen Tag später sei seine Freundin abends weggefahren. Er sei zum Haus seines Freundes gefahren, weil er sie dort vermutete. Tatsächlich sah er sie auf dem Parkplatz in ihrem Auto warten. Als sie ihn bemerkte, fuhr sie weg. Später kam sein Freund nach Hause, stellte sich mit seinem Auto neben seines, die beiden stiegen aus.

Er komme gerade von einem Gespräch mit seiner Frau und habe alles geklärt, habe sein Freund ihm berichtet. Was denn mit seiner Freundin sei, fragte der Angeklagte daraufhin. Die habe er 20 Mal gefragt, antwortete sein Freund. Sie habe gesagt, es sei nichts mehr mit ihnen beiden.

Es kam zu einer Rangelei, sein Freund habe gesagt "Jetzt hau doch endlich richtig zu". "In dem Moment habe ich mein Messer genommen und zugestochen", so der Angeklagte. Sein Freund sei zusammengebrochen und habe gefragt "Was hast du gemacht?"

Er habe ihn gehalten und Feuerwehr sowie Polizei verständigt. Auch die Mutter seiner Freundin rief er an. Seine Freundin eilte daraufhin zu dem Parkplatz, sah, dass das Opfer tot war und schrie ihren Freund an: "Wie kannst du so etwas machen?" Eine Antwort darauf hat der Angeklagte auch knapp fünf Monate nach der Tat vor Gericht nicht. "Ich weiß es nicht", sagt er und schluchzt. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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