Stromnetz: Die Bad Honnef AG hofft auf neue Kunden

Energie für Rheinbreitbach - und für Bruchhausen und für Unkel. Schon seit vergangenem Sommer planen die Bürgermeister der drei Kommunen ein gemeinsames Vorgehen, liebäugelten mit dem Versorger Bad Honnef AG (BHAG) jenseits der Landesgrenze und trafen sich zu Verhandlungen.

 Im Hubsteiger: Peter Storck führt den Maschinenpark der BHAG vor, der sich auch in den Nachbarkommunen einsetzen ließe.

Im Hubsteiger: Peter Storck führt den Maschinenpark der BHAG vor, der sich auch in den Nachbarkommunen einsetzen ließe.

Foto: Frank Homann

Bei der BHAG stießen sie durchaus auf Gegenliebe. Im April gaben die Bürgermeister bekannt, dass die drei rheinland-pfälzischen Gemeinden ihre Strom-Konzessionen gerne an das Honnefer Versorgungsunternehmen vergeben würden.

Darüber hinaus wird eine Kapitalbeteiligung an der BHAG angestrebt. Das dafür eingesetzte Kapital soll zweckgebunden für den Erwerb der Stromnetze genutzt werden. Was es mit diesen Plänen auf sich hat, erläuterten Peter Storck, Kaufmännischer Vorstand der BHAG, und Vertriebsleiter Christoph Ulrich am Dienstag bei einer Informationsveranstaltung der CDU Rheinbreitbach sowie auf Anfrage des General-Anzeigers.

  • Neuvergabe der Konzession: Derzeit steht die Vergabe der Strom-Konzessionen in Bruchhausen, Rheinbreitbach und Unkel an, dies ist überhaupt der Auslöser der Neuaufstellung. Für diese Konzessionen mit 20-jähriger Laufzeit, die Betrieb und Instandhaltung der Netze beinhalten, haben sich nach öffentlicher Ausschreibung die bisherige Konzessionsinhaberin Süwag Netz GmbH und die Bad Honnef AG (BHAG) beworben.
  • Erhoffte Vorteile für die Kommunen: Vergeben Rheinbreitbach, Unkel und Bruchhausen ihre Stromkonzessionen an die BHAG, erhalten sie nicht nur die üblichen Konzessionsabgaben, sondern haben auch Anteil an den Überschüssen, sprich Dividenden der BHAG. Die Gas- und Wasserversorgung in den drei Kommunen hat die BHAG bereits unter ihren Fittichen.Käme nun noch der Strom hinzu und würden die drei rheinland-pfälzischen Gemeinden durch ihre Beteiligung an der BHAG wie geplant Miteigentümer des Versorgungsunternehmens, hätten sie Einfluss auf weiteren Ausbau und Gestaltung der lokalen Netz-Infrastruktur. Hier ist vor allem die unterirdische Verlegung der Stromkabel zu nennen. "Das Freileitungsnetz verschwindet dann eines Tages aus dem Stadtbild", verspricht Peter Storck. Baumaßnahmen für Wasser- und Gasleitungen und Stromkabel-Verlegungen könnten sinnvoll koordiniert werden.
  • Das verspricht sich die BHAG: Das mittelständische Versorgungsunternehmen erhält ein neues Geschäftsfeld, mit dem es zusätzliche Erlöse erwirtschaften kann. Im Bereitschaftsdienst Strom sind laut Peter Storck derzeit sechs Mitarbeiter tätig; bei Vergrößerung des Geschäftsfeldes um den Stromnetz-Betrieb in Bruchhausen, Unkel und Rheinbreitbach müsste personelle Verstärkung her. "Das hinzu gewonnene Versorgungsgebiet wäre fast so groß wie das derzeitige Honnefer Stromnetz", sagte Peter Storck am Dienstagabend.Er zeigte sich froh über die "Eigendynamik, die hier plötzlich entstanden ist und uns dieses Geschäftsfeld gemeinsam platzieren lässt. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Die BHAG verfüge etwa über Hubsteiger, Messwagen und großes Notstromaggregat - "alles Ressourcen, die wir gemeinsam noch effizienter ausnutzen können".
  • Die Hindernisse: Anfang Mai fiel im Rheinbreitbacher Gemeinderat noch nicht, wie erhofft, eine Entscheidung der Politiker, offiziell Verhandlungen mit der BHAG aufzunehmen. Zum Bedauern der Ratsmitglieder kam die Kommunalaufsicht Neuwied dazwischen, die zuvor eine Analyse durch ein Wirtschaftsprüfungsbüro wünscht.Die Frage ist nun zudem, wie groß der gemeindliche Anteil an der Bad Honnef AG ausfallen soll; dazu muss zunächst der Wert des Stromleitungsnetzes in den drei rheinland-pfälzischen Kommunen ermittelt werden. "Ich bin überzeugt, es wird ein langwieriger Prozess, bis man sich auf den richtigen Preis einigt, die Verhandlung wird kompliziert", so Storck. Die Kapitaleinlage der drei Gemeinden (Rheinbreitbachs Beteiligung wird bislang auf rund 2,3 Millionen Euro geschätzt) bei der BHAG würde jedenfalls zweckgebunden genutzt, um die StromNetze von der Süwag zu erwerben. Man gehe von einem Wert zwischen vier und fünf Millionen Euro aus.

Was ändert sich für den Bürger? Mancher Verbraucher glaubt, er bekomme bei Vergabe der Stromkonzession an die BHAG seine Stromrechnung künftig automatisch von dort - ein Irrtum. Der Verbraucher muss einen Anbieterwechsel, sofern erwünscht, selber vollziehen. Sogenannter "Grundversorger" - der etwa bei einem Haus-Neubau zugeschaltet ist - bleibt dasjenige Unternehmen, welches die meisten Kunden im Gebiet hat. Die BHAG rechnet sich gute Chancen aus, dies in der Nachbarschaft zu werden: "Wir haben in dem Gebiet schon weit über 1 000 Kunden gewonnen, obwohl es bis jetzt gar nicht einmal unsere eigenen Netze sind", so Peter Storck.

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