Taxifahrer überrollt nach Streit einen Fahrgast

Der 17-Jährige schwebt in Lebensgefahr - 64-Jähriger verfolgt zwei junge Männer mit seinem Wagen über den Fußweg vor der Kirche in Spich - Fahrer macht keine Aussage

  Tatort Spich:  Die Feuerwehr hat nach dem Vorfall an der Kirche Sankt Maria Himmelfahrt ein Stück des Jägerzauns entfernt, um das Unfallfahrzeug zu bergen.

Tatort Spich: Die Feuerwehr hat nach dem Vorfall an der Kirche Sankt Maria Himmelfahrt ein Stück des Jägerzauns entfernt, um das Unfallfahrzeug zu bergen.

Foto: Arndt

Troisdorf. War es eine besonders brutale Form der Selbstjustiz oder ein tragischer Unfall? Das haben zurzeit die Ermittlungsbehörden zu klären. Laut Polizeibericht ist es am frühen Samstagmorgen gegen 1.30 Uhr zu dem Unglück gekommen.

Ein Kölner Taxifahrer war in Troisdorf mit zwei Fahrgästen, zwei 17-Jährigen, in Streit geraten weil die die Taxifahrt von der Weihnachtsfeier in Köln nach Spich nicht zahlen wollten. Der 64-jährige Taxifahrer hatte die Jugendlichen zur Niederkasseler Straße in Spich befördert. An der Ecke Niederkasseler/Kochenholzstraße in Höhe der Kirche Sankt Maria Himmelfahrt kam es zum Streit.

Die beide Fahrgästen liefen - wie sie es schon vorher verabredet hatten - weg in Richtung Parkplatz. Der Taxifahrer verfolgte sie mit seinem Mercedes und fuhr dabei über einen schmalen Fußweg. Möglicherweise stolperte einer der Jungen. Jedenfalls überrollte ihn das Taxi nach einem Bremsmanöver, und er wurde schwer verletzt unter dem Fahrzeug eingeklemmt.

Der Taxifahrer selbst verständigte sofort über Notruf 112 die Rettungsleitstelle. Umgehend kamen Rettungswagen, Notarzt und die Feuerwehr. Nach wenigen Minuten konnte der Verletzte unter dem Auto geborgen und reanimiert werden. Dabei hatten die Feuerwehrleute das Fahrzeug per Hand angehoben und legten es auf die Fahrerseite.

Der 17-Jährige wurde lebensgefährlich verletzt in die Uniklinik nach Bonn gebracht. Dort diagnostizierten die Ärzte eine Schädelfraktur, Quetschungen an der Lunge und Verletzungen der Wirbelsäule. Am Sonntag schwebte er noch in Lebensgefahr, er wurde in künstliches Koma versetzt.

Zur Ermittlung des Tathergangs wurden noch in der Nacht ein Staatsanwalt und ein Kfz-Sachverständiger an die Unfallstelle geordert. Die Beamten stellten das Taxi sowie die Kleidung des Taxifahrers zur weiteren Spurensuche und Beweisfindung sicher. Außerdem wurden dem Jungen und dem Fahrer Blutproben entnommen. Ein Test ergab, dass der 64-Jährige keinen Alkohol getrunken hatte. Die 20 Feuerwehrleute beendeten ihren Einsatz um 3.20 Uhr.

Der zweite Junge war während des Vorfalls zunächst ganz von der Unfallstelle weggelaufen, kehrte aber nach rund einer Stunde wieder zurück und stand den Beamten für weitere Aussagen zur Verfügung. Der Taxifahrer wurde noch im Laufe des Samstagmorgens vernommen.

Er machte aber keine Angaben und will sich zunächst anwaltlich beraten lassen. Danach wurde er auf freien Fuß gesetzt, weil keine Fluchtgefahr bestehe. Nach seiner ersten Aussage noch in der Nacht geht die Polizei davon aus, dass er den jungen Mann nicht umfahren wollte.

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