Toiletten sind mittags wieder verdreckt

Sanitäreinrichtungen an der Sinziger Grundschule sind nach Schulschluss stark verschmutzt - Zwei Kinder erkranken an Hepatitis A - Kreisgesundheitsamt lässt die WC-Anlagen vollständig desinfizieren

Toiletten sind mittags wieder verdreckt
Foto: Vollrath

Sinzig. Die Räumlichkeiten versprühen den Charme einer verlassenen Bahnhofstoilette. Gegen Mittag hat man in den Sanitäranlagen den Geruch in der Nase, den Mann und auch Frau vom Besuch der gleichen Stätten der Wiesn beim Münchner Oktoberfest her kennen - aber es geht um die Grundschule in Sinzig. Zudem sehen die Toilettenkabinen, egal ab bei den Jungen oder den Mädchen - bei denen soll es sogar noch schlimmer sein - aus, als wäre eine Horde Hunnen hindurch gezogen.

"Nachmittags werden die Toiletten jeden Tag gereinigt. Morgens sind sie dann noch sauber, wenn auch nur für kurze Zeit. Spätestens nach der ersten großen Pause zeigen sich die Sanitäreinrichtungen dann in einem stark verschmutzten Zustand. Wir kennen also das Problem, sind in gewissem Maße aber einfach machtlos", erklärt Kurt Heuser, Vorsitzender des Elternausschusses an der Sinziger Grundschule.

Zwei getrennte Fälle von Hepatitis-A, vor und nach den Herbstferien, hatten die Emotionen der Eltern zum Teil hochkochen lassen und das Thema "Sauberkeit und Hygiene auf den Toiletten" einmal mehr in den Focus gerückt. Zum Hintergrund: Das Kreisgesundheitsamt hatte mit so genannten Riegelungsimpfungen auf die beiden Hepatitis-Erkrankungen reagiert.

Da die virale Erkrankung meldepflichtig ist, hatte auch das Gesundheitsamt die Kommunikation mit den Eltern der beiden betroffenen Klassen übernommen. "In solchen Fällen geht es unter anderem auch darum, möglichst schnell zu impfen, so dass nicht noch mehr Kinder erkranken", erklärt die Ärztin Ute Teichert-Barthel, die Leiterin des Kreisgesundheitsamts. Eine Alternative zur Impfung wäre lediglich eine rund vierwöchige Quarantäne für die Schüler gewesen.

Gleichzeitig mit der Impfung hatte das Gesundheitsamt auch Wisch- und Abstrichproben in den Sanitärräumen der Sinziger Schule genommen. Diese blieben, wie alle bisherigen Proben auch, ohne Befund und zeugen somit für die vorhandene Grundhygiene an der Schule. Gleichwohl wurden alle Sanitäreinrichtungen vollständig desinfiziert. Probleme bereitet sowohl Eltern und Lehrern als auch den Experten vom Gesundheitsamt das teilweise mangelhafte Hygieneverständnis der Grundschüler selber.

"Wir haben daher auch nochmals die Aktion 'Hände waschen - na klar' an der Schule durchgeführt, die eigentlich für Kindergärten gedacht ist. Der Erfolg war teilweise doch leicht erschreckend", gesteht Ralf Fassbender, Mitarbeiter beim Gesundheitsamt.

Das mangelhafte Verständnis für Hygiene sieht Ute Teichert-Barthel aber nicht nur auf die Sinziger Grundschule beschränkt: "Solche extremen Verschmutzungen der Toilettenanlagen treten überall in der Öffentlichkeit auf. Es sind eben nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, die eigentlich wissen sollten, wie man sich auf der Toilette verhält, die kaum die Grundregeln der Hygiene kennen oder beachten."

Die Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen glaubt, dass es der missbräuchliche und verantwortungslose Umgang mit öffentlichen Einrichtungen ist, der für das Aufkommen von starken Verschmutzungen und den damit verbundenen Erkrankungen sorgt. "Wenn jeder eine Toilette so verlassen würde, wie er sie selber gerne vorfinden würde, wäre ein Großteil der Infektionsgefahren schon gebannt", lautet daher auch einer der Hinweise der Medizinerin. Sie sieht in dem Fall der Sinziger Grundschule daher auch keine "Besonderheit", sondern vielmehr die Bestätigung für ein weit verbreitetes Problem in Sachen Sauberkeit und Ordnung.

An der Grundschule in Sinzig haben die Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamtes ihre Schulungen mit dem Projekt "Hände waschen" weiter fortgesetzt. Zudem wurde entsprechendes Hygienematerial an Lehrer und Kinder verteilt.

Zum Schutz der Kinder gibt Ute Teichert-Barthel zwei einfache Hinweise. Zum einen sollten die Kinder lernen, sich regelmäßig vor dem Essen und nach dem Toilettengang die Hände zu waschen, zum anderen sollten Eltern die Kinder bei Infektionsverdacht mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Unwohlsein lieber einmal mehr vom Arzt untersuchen lassen.

Weitere Informationen zum Thema Gesundheit und Hygiene erteilen die Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamts unter der Telefonnummer (0 26 41) 97 56 10. Infos im Internet unter www.hygiene-tipps-fuer-kids.de.

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