Kirmes in Bengen Trinkzug macht bei Flüchtlingen Halt

BENGEN · Willkommenskultur in ihrer schönsten Form zeigten die Bengener anlässlich ihrer Sankt- Lambertus-Kirmes am Wochenende gleich mehrfach.

 Hahnenkönig Sebastian Rick (l.) paradiert mit einem jungen Syrer an der Trinkzug-Station.

Hahnenkönig Sebastian Rick (l.) paradiert mit einem jungen Syrer an der Trinkzug-Station.

Foto: Martin Gausmann

Sie bezogen die zehn jungen syrischen Kriegsflüchtlinge, die seit zwei Wochen in einem von der Gemeinde Grafschaft als Flüchtlingswohnheim genutzten Wohnhaus in der Ortsmitte untergebracht sind, vollständig in die Feierlichkeiten mit ein.

Nicht nur, dass die jungen Syrer am Samstag und Sonntag bei den Kirmes-Aktivitäten rund um die Mehrzweckhalle immer mit dabei waren. Auf Initiative von Ortsvorsteher Rainer Kratz (CDU) machte der traditionelle Trinkzug am Montagnachmittag auch mit Pauken und Trompeten vor dem Flüchtlingsheim halt, wo Kratz für das obligatorische "Altärchen" mit fester und flüssiger Nahrung gesorgt hatte.

Voller Spannung fieberten die Flüchtlinge der ungewohnten Tradition entgegen, doch sie waren nicht nur Zuschauer, sondern zugleich Mitmacher. Der neu gekürte Hahnenkönig Sebastian Rick, der eigentlich immer mit den jeweiligen Damen der Trinkzug-Stationen an der Reihe der Junggesellen vorbei paradiert, schnappte sich kurzerhand einen der jungen Syrer, der zunächst große Augen machte, dann aber bereitwillig und in perfektem Gleichschritt den Spaß mitmachte.

Anschließend zeigte Ex-Fähnrich Matthias Grut mit der Schärpe des Rheinland-Meisters aller Klassen 2011 noch einmal sein Können als Fahnenschwenker ohne Fehl und Tadel. Dabei wurden die Augen der Neuankömmlinge aus Syrien noch größer, denn ein solches Spektakel zur Musik der Bengener Dorfmusikanten unter der Leitung von Andreas Sturm hatten sie überhaupt noch nie gesehen. Sie fühlten sich jedoch offensichtlich im Kreise der Bengener bestens aufgenommen.

Doch los ging die Kirmes bereits am Freitag mit einem stimmungsvollen Dämmerschoppen in der Mehrzweckhalle, bei dem auch das Kirmesfass angestochen wurde. Am Samstag startete der traditionelle Festumzug zur Musik der "Dorfmusikanten", um den Kirmesmann abzuholen.

Der wurde mit gemeinsamen Kräften zur Mehrzweckhalle gebracht, wo er während der ganzen Feiertage ein Auge auf die Machenschaften der Kirmesbesucher hatte. Am Abend spielte die Hausband "Strandlinse" zum Tanz auf. Zu später Stunde wurde der neue Hahnenkönig ermittelt, in einem spannenden Wettbewerb setzte sich Sebastian Rick mit einem gekonnten Hieb an den Hals des Gummiadlers gegen seine Mitbewerber durch.

Die Nacht war allerdings kurz, denn der Kirmessonntag beginnt in Bengen mit dem traditionellen Weckzug, bei dem die Dorfmusikanten schon um sechs Uhr in der Frühe mit viel Tamtam durch die Straßen des Ortes ziehen. Es schloss sich in die Pfarrkirche Sankt Lambertus das Kirmes-Hochamt zu Ehren des Pfarrpatrons an, das von Pfarrer Alexander Burg zelebriert wurde.

Gleich darauf ging es erneut in die Mehrzweckhalle zum Frühschoppen und zum anschließenden Mittagessen mit Biermusik der "Rheintaler". Die Kinder vergnügen sich derweil mit dem Ponyreiten, während die Herren der Schöpfung erstmals einen etwas ungewöhnlichen "Schützenkönig" ermittelten. An der Kirmes-Schießbude hatte Andreas Horn das beste Zielwasser getrunken.

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