Trotz klirrender Kälte arbeiten viele Menschen im Freien

RHEIN-SIEG-KREIS · Fünf Menschen erzählen, wie sie trotz eisiger Temperaturen draußen arbeiten und sich gegen die Kälte wehren.

 Garten- und Landschaftsbauer Klaus Klüger

Garten- und Landschaftsbauer Klaus Klüger

Foto: Henry

Kaum jemand hat noch daran geglaubt, dass er noch mal kommt. Jetzt ist er da: der Winter. Ob zugefrorene Autos oder klamme Finger - alle haben mit den eisigen Temperaturen zu kämpfen. Doch was ist mit den Menschen, die in dieser Zeit im Freien arbeiten?

Postboten, Müllmänner, Forstarbeiter, Politessen sowie Garten- und Landschaftsbauer - sie alle müssen auch bei frostigen Temperaturen ran.

Klar, dass man sich da warm genug anziehen muss - am besten nach dem Zwiebelschalenprinzip. Mehrere dünne Kleidungsstücke werden dabei übereinander getragen, damit der Schweiß weitertransportiert werden kann und die Atmungsaktivität erhalten bleibt.

Der General-Anzeiger hat fünf Menschen besucht, die bei Minusgraden unter freiem Himmel arbeiten.

  • Der Postbote: Martin Ruch-Dörfler kleidet sich nach dem Zwiebel-Prinzip. "Die ersten zehn Minuten sind die schlimmsten. Danach wird einem allein durch das Bewegen warm, so dass man eventuell doch das ein oder andere T-Shirt wieder auszieht", berichtet Ruch-Dörfler. Den Postzusteller, der in der Stadt Rheinbach Briefe und Pakete ausliefert, schreckt das Arbeiten in der Kälte aber keineswegs ab, schließlich sind er und seine Kollegen von der Deutschen Post mit spezieller Winterkleidung ausgestattet. Nur Eis und Schnee seien hinderlich, da man dann vorsichtiger arbeiten müsse. Da können sich die Touren durch Rheinbachs Straßen schon mal hinziehen.
  • Der Garten- und Landschaftsbauer: Seine ganz eigene Methode hat der Garten- und Landschaftsbauer Klaus Krüger aus Swisttal: "Über diese Zeit hinweg hilft mir vor allem ganz viel warmer Kaffee." Aber irgendwann nutzt auch der nichts mehr: Ab einer Temperatur von etwa minus zehn Grad Celsius ist es ihm und seinem einzigen Angestellten nicht mehr möglich draußen zu arbeiten. Der Boden ist dann zu sehr gefroren. Dann widmet sich Krüger seiner Büroarbeit - und genießt es, dabei im Warmen sitzen zu dürfen. Sein Mitarbeiter ist in dieser Zeit ohne Beschäftigung. Er bekommt zur Überbrückung der Schlechtwetterperiode Geld von der Bundesagentur für Arbeit. Dafür zahlt Krüger monatlich einen Beitrag von 60 Euro an die Einzugsstelle Garten- und Landschaftsbau.
  • Der Müllmann: "Ohne Thermounterwäsche geht nichts", sagt der 33-jährige Müllmann David Rinke, der für das Unternehmen Abfalllogistik Rhein-Sieg (ARS) in Bornheim unterwegs ist. Er geht mit seinem Kollegen Andreas Berger bei jedem Wetter auf Tour. Hinderlich seien vor allem Schnee und Regen, erzählen die Müllmänner. Da müsse man darauf achten, dass der Müllwagen nicht ins Rutschen kommt. Und: "Eingefrorene Mülltonnen sind sehr behindernd und verzögern das Arbeiten", sagt Rinke. Eine Arbeitseinheit dauert viereinhalb Stunden. Dann machen die Entsorger Pause - die sie natürlich zum Aufwärmen nutzen.
  • Der Förster: Kaum ein Problem ist die Kälte für Revierförster Wolfgang Bongardt, der seit 21 Jahren für das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft im Kottenforst arbeitet. Seine Devise: "Lieber kalt und trocken, als Schnee und Regen. Wenn die Sonne noch zusätzlich scheint - umso schöner."
  • Die Kälte hat für ihn wie auch für die Forstarbeiter sogar einen Vorteil: Aufgrund des gefrorenen Bodens ist es einfacher, mit den schweren Maschinen in den Wald zu fahren. Die bleiben so nicht im Matsch stecken. Die Kehrseite: Da das Holz aufgrund der Temperaturen weniger geschmeidig ist, bricht es schneller. Herabfallende Äste gefährden die Waldarbeiter. Das bestätigt Andreas Schwalb, der im Revier von Förster Bongardt mit der Säge im Einsatz ist.
  • Der Mann vom Ordnungsamt: Heiko Schwarz überwacht seit zwölf Jahren den ruhenden Verkehr in Bornheim. Parksünder aufgepasst: Auch bei klirrender Kälte dreht er seine Runde. Nach vier Stunden auf der Straße macht er eine Pause. "Wenn das Wetter so ist wie momentan, dann ist es noch angenehm. Wichtig ist nur, sich warm genug anzuziehen", sagt der 64-Jährige. Bei Glatteis habe er aber die Möglichkeit, den Dienst unter freiem Himmel abzubrechen. Im Innendienst erledigt er dann Büroarbeit.
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