Aus dem Ausschuss Trotz Kostenexplosion wollen Politiker Hallensanierung stemmen

Wachtberg-Berkum · Die ursprünglich eingeplanten 815.000 Euro für die Hallensanierung der Niederbachemer Drachenfelsschule haben sich mittlerweile fast verdreifacht. Die Verwaltung wollte die Reißleine ziehen, aber die Politiker bestehen auf einer umfassenden Modernisierung.

Die Sanierung der Turnhalle der Niederbachemer Grundschule ist in vollem Gange, aber die Kosten schießen durch die Decke.

Die Sanierung der Turnhalle der Niederbachemer Grundschule ist in vollem Gange, aber die Kosten schießen durch die Decke.

Foto: Axel Vogel

Eltern, deren Kinder die Drachenfelsschule in Niederbachem besuchen, waren am Mittwochabend zu der Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Bau (AIB), ebenso ins Berkumer Rathaus gekommen, wie Rektorin Andrea Engels und OGS-Leiterin Ricky Jäger-Fuhr. Die Zuhörer interessierte der Tagesordnungspunkt 5, die Sanierung der Turnhalle der Drachenfelsschule. Wie berichtet, rollen seit Anfang April die Bagger. Umgesetzt wird laut Gemeinde eine komplette energetische Sanierung der Turnhalle inklusive einer Umgestaltung des Schulhofes. Außerdem bekommt die Turnhalle einen Anbau.

In der Schule freue man sich über das ambitionierte Projekt mit „Modellcharakter“, so Beigeordneter Swen Christian. Insbesondere auch wegen der geplanten Umgestaltung des Schulhofes. Dort soll etwa das Basketballfeld einem Multifunktionsplatz weichen, zudem werden die unterschiedlichen Ebenen barrierefrei gestaltet. Aus Sicht der Schulleitung ist das wichtig: Eine Schülerin ist zumindest zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen.

So weit so gut. Doch jetzt passiert bei dem Projekt das, was auch bei anderen Bauvorhaben immer wieder zum Problem wird: Die tatsächlichen Kosten übersteigen die geplanten teils deutlich. Daher sollte der AIB jetzt über mögliche Einsparpotenziale entscheiden. Die hatte Architekt Michael Scholz, Mitarbeiter des Troisdorfer Architekturbüro Haas, insbesondere bei den geplanten Maßnahmen auf dem Schulhof identifiziert. Anders als bei bereits vergebenen Gewerken, sieht er hier noch Möglichkeiten, Geld einzusparen.

Architekt Scholz war sich nach eigenem Bekunden im Klaren darüber, dass sein Job, die Streichliste zu vermitteln, kein einfacher sein würde: „Ich hätte mir einen angenehmeren Anlass gewünscht, aber der Haushalt drückt an allen Ecken und Enden.“ Von einer Investition von 2,3 Millionen Euro geht derweil Beigeordneter Swen Christian aus (siehe Infokasten). Preistreibende Faktoren waren zuletzt vor allem die stark gestiegene Inflation und die besonders stark gestiegenen Rohstoffpreise, teilt die Verwaltung den Politikern im Ausschuss mit. „Insbesondere bei Holz, Dämmung und Stahl. Hier gab es in einem Jahr Preissteigerungen zwischen 30 Prozent und 60 Prozent.“

Die gesamte Maßnahme verteuert hatten im laufenden Verfahren aber auch erweiterte Planziele. Architekt Scholz verwies beispielsweise auf den Nachhaltigkeitsaspekt, inklusive neuer Heizungs- und Photovoltaik-Anlage. Außerdem sei er auf ein weiteres Problem gestoßen: „Die Halle wird als Versammlungsstätte genutzt, was aber nicht genehmigt war.“ Das nachzuholen sei ganz wichtig gewesen. Folge daraus ist, die Umsetzung von Brandschutzauflagen und der Einbau behindertengerechter Toiletten: „Das hatte sich immer weiter addiert.“ Auch die Umgestaltung der Außenanlagen unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit wurde noch gewünscht, zudem eine Multifunktionsfläche.

Laut Architekt Scholz gehe es nun aktuell darum, weitere Mehrkosten in Höhe von 40.000 Euro, angefallen etwa im Tiefbau wegen aufwendiger Gründungsarbeiten, durch Einsparungen bei den Folgegewerken wieder einzusparen. Der neue Kostenrahmen von 2,3 Millionen solle nämlich nun eingehalten werden. Daher schlug er beispielsweise vor, auf einen neuen Hallenboden zu verzichten, weil der alte lediglich akustische Mängel aufweise. Zudem soll die Umgestaltung der Außenanlagen zu Lasten der Barrierefreiheit vereinfacht und ganz auf das Multifunktionsfeld verzichtet werden, zumindest auf einen teuren Tartanbelag, so die Vorschläge des Architekten.

Bei der anschließenden Diskussion schlug Jürgen Kleikamp (CDU) schnell Pflöcke ein: „Ich halte eine Barrierefreiheit des Schulhofes für unverzichtbar.“ Selbst der Hallenboden wird jetzt nach dem Willen der Ausschussmehrheit komplett ausgetauscht und auch der Tartanbelag auf der Multifunktionsfläche bleibt. An der Drachenfelsschule dürfe man sich freuen. Für die Gemeinde heißt das allerdings: "Die von der Verwaltung aufgezeigten Einsparvorschläge wurden durch den Ausschuss begründet abgelehnt", so Beigeordneter Christian. Dadurch werde der Ansatz steigen. Doch AIB-Vorsitzender Volker Gütten (CDU) findet: „Wenn wir den Schülern der Drachenfelsschule zukünftig etwas Vernünftiges und Nachhaltiges anbieten wollen. dann müssen wir jetzt in den sauren Apfel beißen.“

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