Über den Dächern Bad Honnefs

Die Arbeiten an Sankt Johann Baptist dauern deutlich länger als geplant. Nun wird es über ein Jahr dauern. Und teurer wird es auch: Die Kosten explodierten auf weit über das Doppelte.

 Bei der Arbeit: Den ungewöhnlichen Ausblick auf Bad Honnef genießen können die Dachdecker nicht. Es gibt zu viel zu tun.

Bei der Arbeit: Den ungewöhnlichen Ausblick auf Bad Honnef genießen können die Dachdecker nicht. Es gibt zu viel zu tun.

Foto: Frank Homann

Bad Honnef. "In drei bis vier Wochen ist das Gerüst weg." Eine gute Nachricht von Architekt Christoph Füllenbach. Jetzt erklingt hinter dem grünen Strahlschutznetz an der Südwand der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist noch das Kratzen der Kellen.

Eigentlich sollte bereits zum letzten Weihnachtsfest die Sanierung der Außenhülle von Querhaus und Sakristei beendet sein. Der fast hundert Jahre alte Anbau hielt jedoch unangenehme Überraschungen bereit. Und der ausdauernde Winter funkte noch außerdem dazwischen. Minustemperaturen legten die Baustelle lahm.

"Mit vier bis fünf Monaten hatten wir nach dem Baubeginn im September gerechnet." Nun wird es über ein Jahr dauern. Und teurer wird es auch. Waren ursprünglich 175 000 Euro Sanierungskosten angesetzt, so explodierten die Kosten auf weit über das Doppelte. 403 000 Euro werden fällig für die viel umfangreichere Maßnahme als gedacht.

Wenn bald Leitern und Bohlen weggeräumt sind, knöpfen sich die Handwerker noch den Sockelbereich vor. Aber es ist Land in Sicht. "Die Basaltplatten in diesem Bereich sind viel größer und das Fugenmaterial ist nicht so mürbe", erklärt Füllenbach den Unterschied zu der bisher bearbeiteten Fläche.

Als die Fachleute nämlich das Mauerwerk der Kirche überprüften, da fielen sie bald vom Glauben ab. Zwar schien die Fassade nach außen massiv. Aber bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass die Bruchsteine teilweise lediglich eine Tiefe von sieben, acht Zentimetern haben. Sie waren nur vorgemauert, sind Blendwerk sozusagen der insgesamt etwa 70 Zentimeter dicken Kirchenmauer.

"Das Fugenmaterial war sehr leicht und bröselte. Das war das Problem." Die Fugen wurden ausgekappt, teilweise fielen die Steine heraus, denn auch der verbindende Mörtel zwischen Wand und Bruchsteinen zeigte Alterserscheinungen. Spezialkleber und Edelstahlanker geben ihnen nun Halt. Vier Stück auf den Quadratmeter. "Wir haben Versuche gemacht und die Haftung geprüft", erläutert der Architekt den Stresstest.

Auch beim Mörtel überließen Füllenbach und die beauftragte Firma nichts dem Zufall. Das Bindemittel wurde speziell auf den von den Vorfahren verwendeten Stein abgestimmt. Zum Einsatz gelangt Trasskalkmörtel. Die Spritz-Mörtel-Kolonne geht dabei so vor: Der Stein wird mit dem Mörtel überspritzt und nach diesem Arbeitsgang abgestrahlt.

Dadurch entsteht ein bündiges Fugenbild mit dem Stein. Das sieht nicht nur gut aus, sondern verhindert auch das Eindringen von Wasser. "Wir sind zufrieden mit dem Restaurierungsergebnis", sagt Ralf Weber, der Vorarbeiter der Firma Schorn aus Köln, die auf Kirchen- und Gewölbebau spezialisiert ist.

Mit Tuff aus der Eifel wurden die Pfeiler neu abgedeckt. Als die Honnefer ihre Kirche um das Querhaus erweiterten, da holten sie sich damals Weiberner und Ettringer Tuff. Genau aus diesen beiden Brüchen schaffte Christoph Füllenbach auch diesmal das Material herbei. Aber nicht nur Steinmetze und Gerüstbauer kommen an Sankt Johann Baptist zum Einsatz.

Der Kirche wird auch aufs Dach gestiegen. "Wir haben die Schieferflächen durchkontrolliert und Schäden ausgebessert. Die Traufbleche der Rinnen wurden erneuert. Das war alles geplant." Aber aus der Nähe betrachtet stellte sich heraus, dass die Kupfer-Kehlen des Querhauses nicht mehr passabel waren. Ein Sachverständiger riet zum Austausch. Wegen des Materials ein teures Unterfangen. Die elf Fenster wurden renoviert.

Die drei künstlerisch wertvollen Pauli-Fenster hinter dem Hauptaltar baute eine Fachfirma dazu extra aus, kontrollierte die Gläser. Diese Fenster, die nach Entwürfen des Kölner Kirchenmalers Franz Pauli 1960 entstanden, erhielten neue Edelstahlwindeisen. Die Behandlung der anderen Fenster geschah an Ort und Stelle. Kaum sichtbare Edelstahlnetze schützen sie künftig etwa vor Steinwürfen. Zum Schluss wird auch noch die Blitzschutzanlage überholt und erweitert. Damit künftig die Kirche vor unangenehmen Einschlägen gewappnet ist.

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