Umspannanlagen außer Betrieb Warum nach Starkregen Strom und Mobilfunk in Rheinbach und Sinzig ausfallen

Bonn · In Rheinbach und Sinzig sind die Umspannanlagen ausgefallen. Wegen des Starkregens und eindringenden Wassers griff aus Sicherheitsgründen der Schutz- und Abschaltmechanismus. Das hat auch Folgen für den Mobilfunk.

 Das Umspannwerk in Sinzig: Hier wird der Strom „heruntertransformiert“ und weitergeleitet.

Das Umspannwerk in Sinzig: Hier wird der Strom „heruntertransformiert“ und weitergeleitet.

Foto: Martin Gausmann

Kein Strom, kein Telefon und mancherorts auch keine Gasversorgung – die Starkregenfälle haben zu einem großflächigen Ausfall bei der Infrastruktur geführt. Von einer dramatischen Lage spricht Edith Feuerborn, Pressesprecherin des Stromversorgers Westnetz. Besonders von dem Stromausfall betroffen sind unter anderem der Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler und da insbesondere Adenau und Altenahr sowie der Stadt Sinzig, und der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis, und zwar die komplette Stadt Rheinbach und in der Gemeinde Swisttal die Ortschaften Ludendorf, Odendorf, Miel, Buschhoven, Flerzheim und Teile von Heimerzheim.

Seit etwa 21 Uhr am Mittwoch ist die Versorgung unterbrochen, wann sie wieder aufgenommen werden kann, war am Donnerstagabend noch ungewiss. „Wir arbeiten eng mit den Krisenstäben und den örtlichen Behörden zusammen und tun unser Möglichstes“, sagte Feuerborn. Ähnlich ist die Situation an der Ahr bei den Ahrtal-Werken.

Dreistufiges System in der Stromversorgung

In Rheinbach, Witterschlick und Sinzig sind die Umspannanlagen ausgefallen, da aus Sicherheitsgründen bei dem eindringenden Wasser der Schutz- und Abschaltmechanismus griff. Das kann laut Westnetz „großflächige und länger andauernde Störungen“ zur Folge haben. Auch Ortsnetzstationen sind betroffen.

Man müsse sich das Stromversorgungssystem dreistufig vorstellen, erläutert Feuerborn: In den Umspannanlagen wird der Strom von der Hoch- oder Höchstspannungsebene (110.000 oder 220.000 Volt) auf die Mittelspannungsebene (10.000 bis 30.000 Volt) „heruntertransformiert“, so der Fachbegriff. Von dort fließt der Strom weiter zu den Ortsnetzstationen, wo er auf die Niederspannungsebene transformiert wird, also die 220 Volt in der haushaltsüblichen Steckdose. Bei Wasserschäden greifen Schutzmechanismen – erst nach sorgfältiger Prüfung durch Techniker des Unternehmens können die Anlagen wieder hochgefahren werden.

Keine großflächigen Stromausfälle in Bonn

Keine großflächigen Stromausfälle gab es dagegen in der Stadt Bonn. Laut der Stadtwerke wurde der Strom nur in kleineren Bereichen – etwa in Kessenich und Duisdorf – von Bonn-Netz bewusst abgeschaltet, damit die Feuerwehr die überfluteten Bereiche gefahrlos betreten und Wasser abpumpen konnte. Am Donnerstagnachmittag gab es nur noch vereinzelt Probleme.

Wenn der Strom ausfällt, hat das nicht nur Folgen für Elektrogeräte und Festnetz in den betroffenen Gewerbebetrieben oder Haushalten, sondern auch für den Mobilfunk: „Auch der Mobilfunk braucht Strom“, erläutert Peter Kespohl, Pressesprecher der Telekom. Denn das Handy verbindet sich mit den Mobilfunksendern, und von dort geht es über die Festnetzleitung weiter.

Probleme im Telefonnetz

Wenn der Strom ausfällt, springen bei den großen Sendern zunächst Batterien und Notstromaggregate ein, doch wenn die erschöpft sind, ist das Mobilfunksystem lahmgelegt. Ein weiteres Problem im Telefonnetz seien beschädigte Kabel, die zu Kurzschlüssen führen, so Kespohl. Die größten Probleme bei Festnetz und Mobilfunk gibt es derzeit in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Gerolstein, Prüm, Euskirchen und Wuppertal.

Daraus ergaben sich zu Beginn deutliche Beeinträchtigungen in der Krisenkommunikation, so Kespohl. Deswegen habe sich die Telekom auch zunächst auf die Entstörung der Mobilfunsender konzentriert. Allerdings: Ohne Strom kann niemand seinen leeren Handy-Akku aufladen. Am Donnerstagnachmittag waren noch 30 von zunächst 43 technischen Betriebsstellen der Telekom in NRW und Rheinland-Pfalz von Schäden betroffen.

Gasversorgung in Bad Neuenahr-Ahrweiler unterbrochen

In Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie den Orten Gelsdorf, Esch, Holzweiler, Vettelhoven, Bölingen und Lantershofen in der Grafschaft musste am Donnerstag zudem die Gasversorgung komplett eingestellt werden. „Es kann einige Tage dauern, bis die Gasversorgung wieder aufgenommen werden kann“, teilte die Netzgesellschaft der Energieversorgung Mittelrhein (evm) mit. Eine hängende Gasleitung im Bereich der Ahr war gerissen.

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