Rat stimmt für gemeinsames Gewerbegebiet Ausweichmöglichkeit für Autozulieferer ZF in Grafschaft
Bad Neuenahr-Ahrweiler · Nach der Flut könnte der Autozulieferer ZF aus Bad Neuenahr-Ahrweiler auf die Grafschaft ausweichen. Dafür müsste dort ein Gewerbegebiet erweitert werden. Der Rat der Kreisstadt stimmte nun dafür, dabei mit den Nachbarn zu kooperieren.
Die Gemeinde Grafschaft habe nach der Flutkatastrophe auf herausragende Weise Unterstützung nicht nur für Bad Neuenahr-Ahrweiler geleistet, zeigte sich Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen (CDU) beeindruckt. Er zollte der Nachbarkommune in der jüngsten Ratssitzung große Anerkennung. „Das Engagement unserer Nachbarn ist ohne Beispiel, wir sind uns der Solidarität der Grafschaft sicher und sind dankbar für das, was bisher geleistet wurde und immer noch geleistet wird.“ Einstimmig dankt das Gremium deshalb der Nachbarkommune für ihren enormen Einsatz und zeigte sich grundsätzlich sehr offen für die Intensivierung bestehender sowie für den Aufbau weiterer interkommunaler Kooperationen. „Gemeinsame Themenfelder dienen der nachhaltigen Entwicklung der Region – gerade in dieser schwierigen Zeit“, sagte Orthen.
Eine große Mehrheit des Stadtrats befürwortete die Zusammenarbeit mit der Grafschaft bezüglich eines neuen Werkstandortes für den Autozulieferer ZF Friedrichshafen AG sowie der dafür notwendigen Entwicklung eines weiteren Gewerbegebietes von etwa 7,5 Hektar. Lediglich die Grünen stimmten dagegen, weil sie weitere Flächenversiegelungen ablehnen. Orthen machte darauf aufmerksam, dass die Kreisstadt ohne Arbeitsplätze und ohne Gewerbesteuereinnahmen keine Zukunft haben werde, die man mit der Situation vor der Flut vergleichen könne.
Bauleitplanverfahren im Endstadium
Nachdem die ZF-Werksleitung im vergangenen Oktober beschlossen habe, das stark von der Flut betroffene Werk Ahrweiler zu schließen, sei in Gesprächen der beiden Bürgermeister sowie der Vorsitzenden aller Fraktionen aus der Grafschaft und der Kreisstadt über Lösungsansätze gesprochen und nach geeigneten Flächen gesucht worden. Nachdem eine potenzielle Fläche im Innovationspark Rheinland verworfen wurde, dreht sich mittlerweile alles um eine Erweiterung des Gewerbeparks Gelsdorf. Dort befinde sich das Bauleitplanverfahren bereits im Endstadium, die Fläche erfülle alle geforderten Rahmenbedingungen der ZF-Geschäftsführung für einen geplanten Neubau. Land und beide Kommunen seien deshalb bestrebt, diese Fläche schnellstmöglich bebaubar zu machen. Um die Vorgaben der Landesplanung zu erfüllen, soll zu diesem Zweck ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen, was aber von den zuständigen Gremien in der Grafschaft und in der Kreisstadt noch in einem weiteren Schritt beschlossen werden muss.
Stimmen aus den Fraktionen
„Gemeinsam unsere Region weiterentwickeln“, das müsse das Ziel sein, erläuterte Peter Ropertz den Standpunkt der CDU-Fraktion. Vorrangig gehe es aber auch um die Sicherung von 292 Arbeitsplätzen. Die Entwicklung des ins Auge gefassten interkommunalen Gewerbegebietes müsse selbstverständlich unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und des Hochwasserschutzes erfolgen. Ohnehin begreife die CDU die interkommunale Zusammenarbeit als Chance, die Region insgesamt voranzubringen.
Auch SPD-Fraktionschef Werner Kasel befürwortete alle Überlegungen, die Arbeitsplätze von ZF in der Region zu halten. Leider gebe es keinen adäquaten Standort in der Stadt, so dass man auf die Zusammenarbeit mit der Grafschaft angewiesen sei. „Die Bündelung von Kräften kann nur positive Auswirkungen haben“, fügte er hinzu. Dem schloss sich auch Alfred Förner (FWG) an: Jetzt liege der Ball bei ZF.
Rolf Deißler (FDP) sah eine grundlegende Weichenstellung und konnte sich vorstellen, über das derzeitige Projekt hinaus künftig mehr interkommunale Gewerbegebiete zu erstellen. Es sei wichtig und gut, über den Tellerrand hinauszuschauen, fand auch Dr. Jürgen Lorenz (Wählergruppe Jakobs), hob aber auch die Bedeutung landwirtschaftlicher Produktionsflächen hervor.
Christoph Scheuer (Grüne) sah das ähnlich und erklärte, die Grünen-Fraktion werde den eingeschlagenen Weg nicht mitgehen. Denn die Region verliere durch die Versiegelung wertvolle Ackerflächen, die man künftig noch für die Ernährung der Bevölkerung brauche, mahnte Scheuer mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.
Orthen hielt dem entgegen: Wenn das ZF-Werk an einer anderen Stelle in einer anderen Kommune errichtet werde, sei der Flächenverbrauch exakt gleich groß – nur eben anderswo. Außerdem müsse man mit Blick auf die Ökologie auch die Fahrten zur Arbeitsstelle und zurück mit bedenken, was für einen Standort in der Region spreche.