Unternehmer kauft die Villa von Willy Brandt

Seit 1998 stand das Anwesen auf dem Venusberg leer - Die Familie des Kanzlers und Friedensnobelpreisträgers lebte dort acht Jahre - Im Park entstehen zusätzlich vier Einfamilienhäuser

  Von Kurt Schumacher  bis Gerhard Schröder: Zahlreiche Politiker wohnten in der Villa auf dem Venusberg, in der auch viele Staatsgäste empfangen wurden. Foto: Barbara Frommann

Von Kurt Schumacher bis Gerhard Schröder: Zahlreiche Politiker wohnten in der Villa auf dem Venusberg, in der auch viele Staatsgäste empfangen wurden. Foto: Barbara Frommann

Bonn. Seit sieben Jahren steht sie leer - die Villa im Kiefernweg 12, in der einst Politgrößen wie Bundestagspräsidentin Annemarie Renger und die Bundeskanzler Willy Brandt und Gerhard Schröder wohnten.

Nur noch zwei Mal stand sie seitdem im Scheinwerferlicht: 2002 und in diesem Jahr, als dort die Filme "Im Schatten der Macht" und "Schattenväter" gedreht wurden - jeweils mit Brandt-Sohn Matthias in einer Hauptrolle. Nachdem das Bundesvermögensamt bis Ende 2004 vergeblich einen Käufer gesucht hatte, schaltete es die Bonner Bosau Immobilien-Management GmbH ein.

Und die wurde jetzt fündig: Nach Angaben der Firmenchefin Edith Bosau kauft ein Bauunternehmer aus der Region Bonn das Anwesen.

Nach dem von der Stadt Bonn genehmigten Planungskonzept des Architekten Ralph Schweitzer wird die unter Denkmalschutz stehende, 1938 für den Kaufmann Heinz Blömer errichtete Villa - Wohnfläche: 416 Quadratmeter - von Grund auf saniert. "Es entsteht wieder die weiße Fabrikantenvilla mit Putz, Holzfenstern und Fensterläden."

Abgerissen wird der in den 60er Jahren angebaute Küchentrakt, zumal er nicht zur denkmalwerten Bausubstanz gehört. An seiner Stelle wird ein Wohntrakt angebaut, so dass ein U-förmiges Hofensemble entsteht.

Sauna oder Teehaus

Ebenfalls unter Denkmalschutz steht die Pergola im südlichen Teil des knapp 11 000 Quadratmeter großen Parks; sie wird durch einen zusätzlichen Pavillon ergänzt, der - so Schweitzers Vorstellung - als Saunahaus oder Teehaus genutzt werden könnte.

Nutzer wären nicht nur die künftigen Eigentümer der Villa und des angrenzenden Wohntraktes, sondern auch die Besitzer der vier zweieinhalbgeschossigen Einfamilienhäuser, die neben der Villa errichtet werden; sie haben eine Wohnfläche von 200 bis 250 Quadratmetern und werden als Hausgruppe konzipiert. Der Architekt will zudem den Pool im Park wieder reaktivieren - zumindest als Wasserfläche.

Im Frühjahr kommenden Jahres soll der Bauantrag eingereicht werden; etwa ein Jahr später sei mit dem Bezug der Häuser zu rechnen, sagt Edith Bosau, die von einem "großen Interesse" an den Immobilien spricht: "Es gibt in Bonn nach wie vor einen guten Markt für höherwertiges Wohneigentum."

1952 hatte das Land NRW die Villa gekauft und sie dem damaligen SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Schumacher zur Verfügung gestellt. Sechs Jahre später ging das Anwesen in den Besitz des Auswärtigen Amtes (AA) über. Zunächst zog Außenminister Heinrich von Brentano dort ein, später auch seine Amtsnachfolger Gerhard Schröder (nicht verwandt mit den Ex-Kanzler) und Willy Brandt, der auch samt seiner Familie als Bundeskanzler im Kiefernweg blieb und dort Staatsgäste aus aller Welt empfing.

Nach Ende seiner Amtszeit, 1974, wurde die Villa als AA-Gästehaus genutzt, ehe Regierungschef Gerhard Schröder im Herbst 1998 dort für einige Zeit wohnte. Später, als Helmut Kohl den Kanzlerbungalow räumte, verlegte Schröder seinen Wohnsitz an den Rhein.

Am 17. September 2002 kam Matthias Brandt an den Ort zurück, an dem er seine Jugendzeit verbrachte: Gemeinsam mit Barbara Rudnik und Michael Mendel alias Günter Guillaume stand er für "Im Schatten der Macht" vor der Kamera. Und für den Streifen "Schattenväter" kam der jüngste Spross des Friedensnobelpreisträgers Anfang dieses Jahres erneut auf den Venusberg.

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