Lieblingswörter der Rheinländer Verliebt in Plüschprumm und Poppesköchekäppesje

Die LVR-Sprachforscher Georg Cornelissen und Peter Honnen sprechen in einem Interview mit dem General-Anzeiger über die Lieblingswörter der Rheinländer

 Dr. Georg Cornelissen ist Leiter der Abteilung Sprachforschung im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.

Dr. Georg Cornelissen ist Leiter der Abteilung Sprachforschung im LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte.

Foto: Roland Kohls

Über die Dialektforschung sprachen Georg Cornelissen und Peter Honnen mit Rolf Kleinfeld und Jörg Manhold.

Sie untersuchen und dokumentieren die rheinische Mundart. Warum verschwindet der Dialekt allmählich?

Georg Cornelissen: Die Mundart hat fälschlicherweise einen schlechten Ruf. Er wurde lange mit schlechter Bildung in Verbindung gebracht. Dabei weiß man heute, dass gerade Menschen, die zweisprachig aufwachsen, später viel besser mit weitere Fremdsprachen klarkommen.

Tut man sich überall schwer mit dem Bekenntnis zum Dialekt?

Cornelissen: Nein, in Köln selbst ist der Dialekt, oder das Kölsch, zu einem Teil der Identität geworden. Hier sprechen auch Honoratioren mit Stolz ihre Mundart.

Vielerorts engagieren sich Menschen für den Erhalt der rheinischen Sprache. Auch Laien widmen sich der Sprachforschung. Hilft Ihnen das?

Peter Honnen: Jeder, der sich der Pflege der Mundart widmet, ist gewissermaßen unser Komplize. Leider gibt es in der Schule zu wenig Heimatkunde, und so langsam sterben die Menschen aus, die den Dialekt noch mit der Muttermilch aufgesogen haben. Die meisten, die jetzt den Dialekt pflegen, haben ihn erst später erworben, vielleicht auf dem Fußballplatz oder in der Kneipe.

Hin und wieder, wenn wir eine Dialektglosse schreiben, melden sich Menschen, die die Schreibweise von dem ein oder anderen Wort kritisieren. Wie bewertet der Wissenschaftler das?

Honnen: Der Dialekt ist eine gesprochene Sprache, es gibt da keine Schreibregel. Tatsächlich haben wir alle in der Schule gelernt, dass es bei der Rechtschreibung nur Richtig oder Falsch gibt. Das ist aber reine Konvention und eine Vereinbarung für das Hochdeutsche. Wenn man das Rheinische verschriftlicht, nähert man sich an das Klangbild an. Das wird sofort verständlich, wenn man sich klarmacht, dass Begriffe für ein und dieselbe Sache an verschiedenen Orten auch variieren können.

Das macht sicher auch Schwierigkeiten bei der Dokumentation?

Cornelissen: Bei der schriftlichen Dokumentation einer Mundart muss man immer Kompromisse eingehen. Deshalb widmen wir uns verstärkt der Aufgabe, die Mundart auch mit Tonaufzeichnungen zu dokumentieren und zu erhalten.

Sie haben das Mitmachwörterbuch der rheinischen Umgangssprache erfunden und auf Ihrer Homepage etabliert. Da haben Sie auch nach dem schönsten rheinischen Wort gefragt. Wie lautet das Ergebnis?

Honnen: Das "typischte" Wort war nach dieser Erhebung lustigerweise der Jütschklomp, eine Art Jaucheheber. Den kennt man im Bonner Raum aber gar nicht. Hier sind die Favoriten eindeutig das niedliche Poppesköchekäppesje - eine sehr gelungene Bezeichnung für den Rosenkohl. Die Schörreskarr, also Schubkarre, die man ja aus den Schörreskarrennen kennt, die Seckoomes, wie man hier die Ameise nennt, das wunderschöne Wort Plüschprumm für den Pfirsich und das Wörtchen uselich, das ja unverzichtbar ist, wenn man ungemütliches Wetter beschreiben will. Und nicht zu vergessen: Fisternöll.

In der Serie "Sprechen Sie Rheinisch?!" erläutern die Sprachwissenschaftler des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte drei Mal wöchentlich die Herkunft und Bedeutung interessanter rheinischer Begriffe. Haben auch Sie ein Lieblingswort, dann mailen Sie uns unter rheinisch@ga.de.

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