"Verliere ich die Fläche, bin ich zerstört"

Vorwürfe gegen die Biologische Station: Landwirte sollen mit System aus Vertragsnaturschutz gedrängt worden sein.

 Blickt sorgenvoll in die Zukunft: Der Hennefer Landwirt Willi Limbach auf seiner umstrittenen Fläche im Ahrenbachtal.

Blickt sorgenvoll in die Zukunft: Der Hennefer Landwirt Willi Limbach auf seiner umstrittenen Fläche im Ahrenbachtal.

Foto: Axel Vogel

Rhein-Sieg-Kreis. Die Landwirte Walter Wolski, Hans-Willi Hilberath und Willi Limbach bewirtschaften Land in unterschiedlichen Teilen des Rhein-Sieg-Kreises: Wolski in Weilerswist, Hilberath in Ramershoven und Willi Limbach im Ahrenbachtal bei Hennef. Einen beträchtlichen Teil ihrer Einkünfte bestreiten sie aus dem Vertragsnaturschutz (VNS).

Im Wesentlichen geht es dabei darum, dass Landwirte für die Pflege ökologisch wertvoller Flächen einen finanziellen Ausgleich erhalten. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Biologische Station in Eitorf, und mit der haben alle drei ein Problem: Sie sehen sich von ihr an den Rand ihrer Existenz gebracht.

Biologische StationBiologische Stationen gibt es in ganz NRW. Träger ist auch im Rhein-Sieg-Kreis ein eingetragener Verein, in dessen Vorstand der Kreisumweltdezernent Christoph Schwarz sitzt. Zu den Aufgaben der Biologischen Station gehört etwa die Pflege von Schutzgebieten, wozu auch das Instrument des Vertragsnaturschutzes zählt.

Zudem übernehmen die fünf Mitarbeiter der Biologischen Station in Eitorf die Umweltbildung etwa in der Jugendarbeit sowie spezielle Aufgaben im Interesse des Landes, beispielsweise die Kartierung von Schutzgebieten. Die Einnahmen der Station stammen vor allem aus Fördergeldern, deren Mittel zu 80 Prozent vom Land NRW kommen und zu 20 Prozent vom Rhein-Sieg-Kreis. Hinzu kommen Einnahmen aus dem eigens gegründeten Biotoppflegebetrieb, den die Biologische Station nach den Maßgaben des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet.

Gleich mit drei unerfreulichen Schreiben müssen sich die Verantwortlichen für die Biologische Station auseinandersetzen. Neben einem Brief von Willi Limbach haben die Landwirte Wolski und Hilberath ihre Rechtsanwälte in Gang gesetzt.

Die Erbitterung ist bei Limbach groß. In seinem Fall geht es um eine sechs Hektar große Grünfläche am Peschberg, die er seit Langem in Absprache mit der Biologischen Station nach den Maßgaben des VNS bewirtschaftet.

Nach einem längeren Prozess des Mobbings, so sagt er, habe ihm Dieter Steinwarz, Geschäftsführer der Biologischen Station, die Fläche nun in rabiater Weise entzogen. Eine Katastrophe für den Landwirt: "Verliere ich die Fläche, ist meine Existenz zerstört."

Ein Missverständnis, vermutet allerdings Christoph Schwarz, Umweltdezernent in der Kreisverwaltung, und in der Eigenschaft auch im Vorstand des Trägervereins der Biologischen Station. Limbach habe die Flächen nie gepachtet gehabt, sondern immer schon die Biologische Station, die wiederum Limbach mit der Pflege beauftragt habe. "Und das kann so weiterlaufen", sagt Schwarz.

Unfair behandelt fühlt sich auch Schäfer Wolski: "Parallel zu den Diffamierungen meines Mandanten sind alle seine Pachtverträge hinter seinem Rücken auf die Biologische Station umgeschrieben worden", schrieb sein Anwalt im Oktober an die Landwirtschaftskammer NRW. Der Brief liegt dem General-Anzeiger ebenfalls vor.

Dabei geht es um rund 12,3 Hektar Weidefläche im Siebengebirge. Nach Ablauf der Fünf-Jahres-Verträge zum Juni 2008 sei sein Mandant "von heute auf morgen" von den Flächen verwiesen worden und damit in "absolute Existenznot geraten".

Warum die Verantwortlichen der Station das taten? Es sei ihnen "offensichtlich und in erster Linie um den Zugang zu den Geldern aus dem VNS und anderen Förderprogrammen gegangen", so Wolskis Anwalt. Für den Juristen ein "skandalöses" Verhalten, weil die Station ein gemeinnütziger Verein sei, der sogar laut eigener Satzung "nicht in Konkurrenz zu privatwirtschaftlichen Unternehmen treten darf".

Auch Wolskis Darstellung sei falsch, findet Umweltdezernent Schwarz: "Die Verträge mit Wolski sind nicht mehr verlängert worden, weil es durch die Beweidung der Obstwiesen zu erheblichen Schäden an den Obstbäumen gekommen ist." Die Biologische Station sei als Pächter erst ab Mitte 2009 an seine Stelle getreten, um eine fachgerechte Pflege der Obstwiesen sicherzustellen.

VertragsnaturschutzInsgesamt werden im Kreis über 1 000 Hektar unter den Bedingungen des VNS bewirtschaftet. Im Wesentlichen geht es darum, dass Landwirte für die Pflege ökologisch wertvoller Flächen einen finanziellen Ausgleich erhalten. Das Verbindungsglied zwischen den Eigentümern der Flächen, die der öffentlichen Hand wie auch Privatleuten gehören können, und den Landwirten, welche die Flächen pflegen, ist die Biologische Station.

Seinen Mandanten aus der Bewirtschaftung von 24 Hektar Weideflächen bei Ersdorf gedrängt sieht auch der Anwalt von Schäfer Hilberath. Der Jurist gibt Kontra: Er beklagt, dass Steinwarz "die Missachtung seiner Aufgaben" so weit getrieben hätte, "seinen Mitarbeiter Burkhard Lennartz zu entlassen".

Dabei oblag Lennartz das Management des Biotoppflegebetriebs, den die Biologische Station 2005 zur Sanierung und weiteren Vermittlung von rund 100 Hektar Brachland gegründet hatte. Laut informierten Kreisen war man bei der Biologischen Station und dem Kreis mehr als unzufrieden mit der Arbeit des Fachmanns für den VNS. Lennartz betont, dass er seine Arbeit getan habe.

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