Informationsveranstaltung zum neuen Heim an der Herresbacher Straße Verwaltung rechnet mit 600 Flüchtlingen

OBERPLEIS · Am Ende gab es sogar Beifall. Nach mehr als zwei Stunden zum Teil emotionaler Debatte bei der Bürgeranhörung zum neuen Bebauungsplan "Herresbacher Straße/Quodengarten" gingen die Bürger offensichtlich nicht gänzlich unzufrieden nach Hause.

An der Herresbacher Straße ist ein weiteres Heim für rund 80 Flüchtlinge geplant. Dagegen hatten sich 110 Oberpleiser in einem Bürgerantrag gewandt. Ihre größte Sorge: die Beeinträchtigung ihrer Wohnqualität. An der Versammlung nahmen, zieht man die Kommunalpolitiker einmal ab, rund 40 Bürger teil. Die meisten von ihnen äußerten sich überwiegend sachlich und machten ihre Ablehnung nur unterschwellig deutlich. Ihre Anregungen wurden von der Verwaltung protokolliert und werden am 4. November zusammen mit dem Bürgerantrag den Planungsausschuss beschäftigen.

So wollten die Bürger zum Beispiel wissen, warum das in Frage stehende Grundstück aus der Planung für das Naturschutzgroßprojekt "Chance 7" herausgenommen wurde. Sie wollen auch sicherstellen, dass im Plangebiet kein weiteres großes Mehrfamilienhaus gebaut wird. Stattdessen wurde vorgeschlagen, die 80 Flüchtlinge auf zwei kleinere Häuser zu verteilen. Dadurch könnte die Firsthöhe und die Zahl der Geschosse des bisher geplanten Gebäudes reduziert werden.

Die Anwohner möchten auch, dass ihr Sicherheitsempfinden berücksichtigt wird und nächtliche Ruhestörungen wie in den 1990er Jahren, als auf der gegenüberliegenden Seite der Herresbacher Straße zwei Aussiedlerheime gebaut wurden, sich nicht wiederholen. "Ich will nicht mehr nachts um 1 Uhr aufstehen müssen, um den Leuten zu sagen, dass sie ruhig sein sollen", sagte ein Bürger. Man wolle auch nach 22 Uhr noch einen Ansprechpartner haben. "Die Form muss dieses Mal eine andere sein als wir sie schon kennen", so der Anwohner. Ein weiterer Bürger forderte ein Gesamtkonzept für die Straße.

Die Verwaltung nahm all dies zur Kenntnis. Mit den beiden Dezernenten Heike Jüngling und Theo Krämer, der auch moderierte, hatte sie angesichts der vorab geäußerten Kritik ein hochkarätiges Aufgebot geschickt. Beide verdeutlichten die Ausnahmesituation, in der sich die Stadt befindet. "Wir gehen inzwischen von einer Gesamtzahl von vielleicht 600 Flüchtlingen in Königswinter aus", sagte Jüngling. Das wären doppelt so viele wie der aktuelle Stand von rund 300. Dazu kommen die rund 100 in der Notunterkunft.

Man habe lange versucht, dezentrale Unterbringungen zu favorisieren. "Angesichts der Zuweisungszahl geht uns aber die Luft aus. Bei zu vielen Dezentralitäten können wir die Versorgung nicht mehr steuern." Krämer machte deutlich, dass von 35 geprüften Grundstücken für neue Flüchtlingsheime nur zwei übrig geblieben seien.

Ein Bürger hatte errechnet, dass künftig an der Herresbacher Straße bis zu 400 Menschen auf engem Raum leben werden, rechnete dabei allerdings fälschlicherweise ein weiteres Flüchtlingsheim an dieser Stelle mit ein. "Da brennt's. Das kann ich Ihnen ganz offen sagen", meinte er. "Es gibt keinen Plan für ein zweites Gebäude", korrigierte ihn Krämer.

Auch die Konflikte zwischen unterschiedlichen Ethnien, die ein Anwohner befürchtet, versucht die Stadt durch eine geschickte Verteilung zu lösen. Jüngling: "Wir sollten auch nicht davon ausgehen, dass gefährliche Menschen zu uns kommen. Diese Menschen sind geflohen und suchen bei uns Hilfe", sagte die Dezernentin. Bei zurzeit 400 Flüchtlingen in der Stadt habe es bisher noch keinerlei kriminelle Handlungen gegeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort