Vollbeladene Wagen müssen auf die Waage
Polizei, Bundesamt für Güterverkehr und ADAC kontrollieren an der Autobahn-Raststätte in Siegburg
Rhein-Sieg-Kreis. Die Hinterreifen des blauen Kleinwagens liegen verdächtig tief im Radkasten. Auch ein Blick ins Wageninnere verheißt nichts Gutes: Ob Kofferraum, Beifahrersitz oder Rückbank, das Auto ist beinahe bis unters Dach beladen mit Flaschen.
Ein klarer Fall für die Beamten der Kölner Autobahnpolizei. Sie geben der Fahrerin ein Zeichen und geleiten sie auf der A 3 in Richtung Frankfurt zur Raststätte Siegburg. Auf dem Parkplatz muss sie samt Wagen erst einmal auf die Waage. Die zeigt an, ob das zulässiges Gesamtgewicht überschritten wird.
Mit einer Schwerpunktaktion kontrollierten Autobahnpolizei, Bundesamt für Güterverkehr und ADAC am Donnerstag zu Beginn der Reisewelle Wohnmobile, Camper, Busse und vollbeladene Autos. Und sie lieferten Sicherheitshinweise und Informationen rund ums Reisen. "Wir wollen niemandem die Urlaubsreise vermiesen", sagt Michael Tangermann, Verkehrssicherheitsberater der Autobahnpolizei. "Aber wenn wir Verdacht auf einen Sicherheitsmangel haben, müssen wir dem nachgehen."
Es sei mitunter abenteuerlich, was Reisende ihren Autos zumuten: vier Personen, ein Hund, ein voller Kofferraum, auf dem Dach vier Fahrräder und noch einen Anhänger hintendran. "Manchmal reicht es schon, wenn das Gepäck sinnvoll umgeladen wird", so Tangermann. Oder die Fahrer an die Angleichung des Reifendrucks erinnert werden.
Doch im Fall der Getränke-Transporteurin war es mit Umladen nicht mehr getan. "Völlig überladen", urteilte Verkehrssicherheitsberater Rainer Reckermann. Allein die Hinterachse hatte 900 Kilogramm zu tragen. Eine Überladung beeinflusse die Lenkeigenschaft und verlängere den Bremsweg, so Reckermann. "Die Hinterreifen hatten bereits Berührung mit dem Radkasten."
Hinzu komme die Gefahr durch die nicht gesicherten Flaschen: "Wenn die Frau eine Vollbremsung hingelegt hätte, wäre ihr ein Sechserpack in den Nacken geflogen." Damit endete die Heimfahrt der Hessin vorerst in Siegburg. Erst als eine Bekannte mit einem zweiten Wagen eintraf und ihr einen Teil der Ladung abnahm, durfte sie weiterfahren.
Weniger Glück hatte der Fahrer eines Kleintransporters. Sein Aufbau Marke Eigenbau hatte die zugelassene Maximalhöhe von 2,30 Meter überschritten. Die Konsequenz: Der Wagen musste stehen bleiben. "Wir haben ihm die Betriebszulassung entzogen", sagte Reckermann.
Nicht auf Polizeigeheiß, sondern aus eigenen Stücken hatte ein Camper den Kontrollpunkt angefahren. "Er hatte seinen Wagen für den Urlaub gepackt und wollte wissen, ob er es richtig gemacht hat", so Tangermann. Das sei im Sinne der Beamten: "Wir wollen die Reisenden im Vorfeld sensibilisieren." Angesichts des Busunglücks am Montag auf der Zufahrt zum Meckenheimer Kreuz hatten die Beamten Busse besonders im Visier. "Wir kontrollieren den technischen Zustand und die Lenkzeiten der Fahrer", sagte Tangermann.
Zudem verteilten die Polizisten Infoblätter an die Fahrgäste. "Wenn jemandem auffällt, dass der Busfahrer müde wirkt, soll er ihn ruhig an seine Pause erinnern." Ebenso an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Nur wenn sie den technischen Standards genügen, dürfen Busse 100 Stundenkilometer fahren.
An allen 16 Bussen, die seine Kollegen bis 17.30 Uhr kontrolliert hatten, gab es laut Reckermann eine Beanstandung: "Sie waren zu schnell oder ihre Ausrüstung war nicht im optimalen Zustand." Meist seien es abgelaufene Feuerlöscher oder Verbandskästen gewesen. In vier Fällen wurden die Busfahrer allerdings anzeigt.