Volle Schaffnerkassen und Sammelbüchsen

Frithjof, der liebe Jung, begrüßte am Mittwoch 85 Tollitäten samt Gefolge im Siegburger Kreishaus - Schiri Wagner verkauft günstige Elfmeter

  Da waren alle dabei:  85 Tollitäten aus dem Rhein-Sieg-Kreis feierten gestern beim Prinzenempfang ausgelassen im Kreishaus. Die Jecken-Invasion geriet zeitweise am Kreisel Bonner Straße ins Stocken, und doch kamen alle rechtzeitig an.

Da waren alle dabei: 85 Tollitäten aus dem Rhein-Sieg-Kreis feierten gestern beim Prinzenempfang ausgelassen im Kreishaus. Die Jecken-Invasion geriet zeitweise am Kreisel Bonner Straße ins Stocken, und doch kamen alle rechtzeitig an.

Rhein-Sieg-Kreis. Der liebe Jung, seine Landratlichkeit Frithjof I., hatte alle Hände voll zu schütteln. Schließlich musste der kühne Kreishausregent 85 Tollitäten aus dem In- und Umland samt Gefolge ordentlich willkommen heißen. Und obwohl er tatkräftige Bützenhilfe seiner Vizinnen Uta Gräfin Strachwitz und Monika Lohr erhielt, war die Jecken-Invasion beim 30. Prinzenempfang des Kreises so groß, dass sich immer wieder kleinere Rückstaus bis hinter den Kreisel an der Bonner Straße bildeten.

22 Prinzenpaare, 13 Dreigestirne, vier Soloprinzen und eine Einzelprinzessin machten ihre Aufwartung. Viele hatten gleich den Bürgermeister ihrer Heimatgemeinde mit eingepackt und nach Siegburg entführt. Seine Landratlichkeit genoss sichtlich das Bad in der Menge, und bekam doch nicht genug: "Nächstes Jahr hole ich noch das Kölner Dreigestirn hierher", verriet er exklusiv dem General-Anzeiger-Reporter.

Sprach''s und enteilte auf die Bühne im großen Kreissaal. "Ihr leev Jecken, mir sammeln hück für ''ne jute Zweck, also seid nicht jeizig, zeigt Hätz und füllt die Spendenbüchs", versuchte sich der gebürtige bayer und gelernte Düsseldorfer in kölscher Heimatzunge.

Seinen Zweck verfehlte der Appell indes nicht: Die Sammelbüchsen von Inge Wolf und Heinz-Willi Herchenroth zu Gunsten der Flutopfer in Südasien füllten sich rastlos. Da standen auch Politiker und Verwaltungsmitarbeiter nicht im Abseits.

Seine eigene "Kasse" hatte VRS-Geschäftsführer Norbert Reinkober dabei. Unter dem Motto: "Op de Siechstreck jit et neue Bahne, äwwer ohne Schalter kannste nit zahle", hatte er eine nicht mehr up-to-date Wechselgeldkasse umgehängt. "Die stammt von meinem Vater, der war Busfahrer in Leverkusen", verriet der Nahverkehrschef, der also quasi der Profession seines Vaters treu geblieben ist.

Parteipolitische Flexibilität zeigte einmal mehr Kreisumweltdezernent Michael Jaeger: War er vergangenes Jahr noch mit der Gerhard-Schröder-Maske unterwegs, versteckte er sich diesmal hinter einem Stoiber-Antlitz.

Trotz schwerer Finanzmisere in die Offensive ging Kreiskämmerer Schmalhans Ganseuer. Er verteilte munter seinen "Pleitegeier-Orden 2005". Allerdings war der - mit Verlaub - extrem billig gemacht: bunt bedrucktes Papier in Plastikhülle eingeschweißt. "Und selbst dafür hatte ich einen Sponsor", sagte der Haushälter, der zurzeit sogar mit den Zahlen hinter dem Komma zu kämpfen hat.

Eine neue Einnahmequelle für das Kreissäckel hatte Pressesprecher Thomas Wagner ausgemacht. Er ging als Fußball-Schiedsrichter mit zeitgemäßem Bauchladen. "Platzverweis für Gegner 5 000 Euro, Elfmeter nach Schwalbe 10 000 Euro", hatte er anzubieten. "Das war ein Elfmeter - wetten?"

Nicht auf vage Wetten, sondern nur auf knallharte Fakten verließ sich Cheforganisatorin Marie-Luise Reddmann. Sie hatte im Vorfeld 520 Portionen Erbsensuppe, 800 Liter Bier, zehn Kisten Sekt und Anti-Alkoholisches in rauhen Mengen geordert. Überhaupt war sie es, die am Mittwoch im Kreishaus alle Strippen zog. Auf der Bühne moderierte Conferencier Heinz-Josef Nüchel zu den Keyboardklägen von Simone Mück. Für Extrem-Stimmung sorgte Karnevalsröhre Claudia Roland mit ihren Gesangseinlassungen. Da waren sogar Ehrenlandrat Franz Möller und Ex-Oberkreisdirektor Walter Kiwit knatschverdötsch.

Die oppositionelle Gegenveranstaltung zum Prinzenempfang des Landrats fand in den Zimmern der SPD-Kreistagsfraktion statt. Dort lauerten Geschäftsführer Achim Tüttenberg und Verkehrsexperte Dietmar Tendler unbescholtenen Tollitäten auf und hängten ihnen den SPD-Orden um.

Nach unbestätigten Berichten, hatten viele Karnevalisten Tüttenberg durch sein seriöses Auftreten als Chirurg erst gar nicht erkannt. Und ehe sich die Jecken versahen, prangte an ihrer Brust der Gegenentwurf zum Kreisorden "Der liebe Jung is wieder da." Die Spezialdemokraten kontern: "Mir passen op de Jung op".

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