Benefizkonzert für Flüchtlinge in Bad Breisig Von neuem Wein und neuem Denken

BAD BREISIG · Das Thema war lange geplant: "Vom neuen Wein in nicht alten Schläuchen" lautete es in Anklang an ein Gleichnis aus dem Lukasevangelium.

 Der Wormser Domorganist Dan Zerfaß spielte in der Niederbreisiger Dorfkirche Sankt Marien.

Der Wormser Domorganist Dan Zerfaß spielte in der Niederbreisiger Dorfkirche Sankt Marien.

Foto: Martin Gausmann

Und die Akteure bei der Breisiger Abendmusik schafften es, das Programm passend zu machen für den guten Zweck, dem sie das Konzert in der Niederbreisiger Pfarrkirche Sankt Marien angesichts der aktuellen Lage widmeten. Unter Leitung von Carmen Scheuren machten der Wormser Domorganist Dan Zerfaß und der Junge Chor Bad Breisig Musik und las Gemeindereferentin Christel Fassian-Müller Texte. Der Erlös kommt der Flüchtlingshilfe im Breisiger Land zu.

"Heimat haben, Dach über´m Kopf, Bett und Tisch und Stuhl. Menschen an meiner Seite sprechen die gleiche Sprache, teilen die gleichen Bilder....Fremd sein, auf der Flucht sein, ohne Bett und Stuhl und Tisch, fremde Menschen, fremde Sprache, fremde Bilder. Zuhause vermissen, Heimat suchen, da sein wollen."

Assoziationen wie diese zu "Heimat" und "Flüchtig sein" brachte Fassian-Müller in einem Gedicht aus eigener Feder zu Gehör. In einem anderen Text sprach sie aber auch von "Gesichter die da klopfen, direkt an unsre Tür. Plötzlich sind sie hier. Bleiben nicht mehr in unsren Bildschirmen verborgen, und wir können sie nicht mehr nur bedauern um ihrer Sorgen".

Das Engagement vieler Bürger, aber auch Ressentiments machte sie zum Thema. Das Gefühl, dass etwas Neues in Deutschland entstehe und das Plädoyer, neu zu denken: "Nun müssen wir geben acht, dass dieser neue Wein, wird nicht vergehn in alten Schläuchen, in beängstigenden deutschen Bräuchen."

Neu denken und die Orgelneu erleben ließ auch der Organist. Erfüllte er mit Dietrich Buxtehudes Präludium g-moll und Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge C-Dur die generellen Erwartungen des Zuhörers von einem Instrumentalisten an der Barock konzipierten Orgel der Pfarrkirche, überraschte er im zweiten Teil mit Werken aus der Romantik und dem 20. Jahrhundert.

Hatte er mit Bachs Werk noch alte Hörgewohnheiten bedient, stellte er sie mit Charles Villiers Stanford auf den Kopf: Es folgte keine strenge Fuge auf ein fröhliches Präludium, sondern auf ein kurzes, lyrisches Präludium eine virtuose Fuge, die der verspieltere Part war und so gar nicht dem üblichen Charakter einer Fuge entsprach.

Geradezu engelhaften Gesang von beschwichtigender Wirkung bot dazu der Junge Chor mit Leonard Cohens "Halleluja" und dem Abendlied "Angels watching over me, my Lord" in Gospel-Manier. Die zwölf jungen Frauen und zwei jungen Männer hatten mit "Herr ich bringe dir die Welt" auf die Geborgenheit aller Menschen bei Gott verwiesen. Zum Schluss stellten sie in deutscher, englischer und französischer Sprache alle auf sehr melodiöse und eingängige Art unter den Schutz des Herrn: "Gottes Segen behüte dich nun, Gottes Segen in all deinem Tun." Dazu spielte Scheuren Klavier und Daniela Netz Flöte.

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