Vor Augen der Kinder stach er Ehefrau in Niederkassel nieder

Bonner Schwurgericht verurteilt 42-Jährigen wegen versuchten Mordes zu neun Jahren Haft

Niederkassel. Was der Mann auf der Anklagebank seiner Frau und seinen vier Kindern angetan hat, ist kaum zu fassen: Weil seine Ehefrau ihn verlassen hatte und nicht zurückkommen wollte, beschloss er, sie zu töten.

Am 5. März stach ihr in Oberkörper und Hals und schnitt ihr beim Versuch, die Kehle durchzuschneiden ein Ohr fast ganz ab - vor den Augen des vierjährigen Sohnes. Nun lebt die schwer traumatisierte Frau mit den nicht minder traumatisierten Kindern an einem geheim gehaltenen Ort, und der 42-Jährige wird vom Bonner Schwurgericht für viele Jahre ins Gefängnis geschickt: Die Strafkammer verurteilte ihn am Montag wegen versuchten heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen zu neun Jahren Haft.

Mit tief gesenktem Kopf sitzt der 42-Jährige während der Urteilsbegründung neben seinem Anwalt. Ob er überhaupt hört, was Kammervorsitzende Claudia Gelber über ihn und seine Tat zu sagen hat, ist nicht zu erkennen: Nachdem seine Frau ihn nach ständigen Streitereien, in denen er auch gewalttätig geworden war, verlassen hatte, verfolgte er sie Tag und Nacht. Er rief sie an, tauchte in ihrer neuen Wohnung in Niederkassel auf, um sie zur Rückkehr zu bewegen.

Doch sie wollte mit den vier Kindern ein neues Leben anfangen, nachdem sie jahrelang ohnehin so gut wie allein für den Familienunterhalt gesorgt hatte. Die Abweisung machte den 42-Jährigen immer wütender. Bekannten sagte er, er werde sie und die Kinder töten: "Wir Albaner lassen uns das nicht gefallen. Eine Frau verlässt uns nicht stehend, sie wird weggetragen."

Und so klingelte er am 5. März an ihrer Wohnung. Als ihm die siebenjährige Tochter öffnete, stürmte er in das Zimmer des vierjährigen Sohnes, zog ein Messer unter seinem Mantel hervor und stach es seiner Frau mit solcher Wucht in den Oberkörper, dass ihr Rippenbogen brach. Dann warf er sie zu Boden und versuchte ihr die Kehle durchzuschneiden. Der kleine Sohn rannte nach nebenan, wo eine Freundin der Frau saß.

Die Freundin eilte ins Kinderzimmer, die Kinder hinterher. Verzweifelt kämpfte dort die 37-Jährige gegen ihren Mann an. Erst als die Freundin ihm zurief, sein Sohn gucke zu, und er sich umdrehte, schaffte es die Freundin, ihm das Messer zu entwinden. Schwer verletzt wurde die 37-Jährige in die Klinik gebracht, wo ihr das Ohr wieder angenäht wurde.

Für das Gericht steht nun fest: Der Angeklagte hat gleich mehrere Mordmerkmale verwirklicht: Er hat heimtückisch gehandelt und, so die Richterin: "Er wollte sie töten, weil er glaubte, ein Besitzrecht an ihr zu haben. Sie sollte kein selbstbestimmtes Leben führen." Es sei eine äußerst brutale Tat vor den Augen der Kinder, die wie ihre Mutter nun Therapie bräuchten. Die 37-Jährige habe Angst, dass der 42-Jährige sie nach der Haftentlassung töte.

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