Jubiläum 150 Jahre Männergesangverein Hersel: Der Jüngste ist 68

Bornheim-Hersel · Trotz Nachwuchssorgen und Finanzproblemen blickt der MGV „Aegidius“ Hersel hoffnungsvoll nach vorn. Ein Blick auf Höhepunkte von 150 Jahren Vereinsgeschichte.

 Horst Rutowski (v. l.), Alfred Kaiser und Peter Bollig kündigen ihr Fest zur Feier des 150-jährigen Jubiläums des Männergesangvereins (MGV) Hersel an.

Horst Rutowski (v. l.), Alfred Kaiser und Peter Bollig kündigen ihr Fest zur Feier des 150-jährigen Jubiläums des Männergesangvereins (MGV) Hersel an.

Foto: Petra Reuter

Der Männergesangverein (MGV) „Aegidius“ Hersel ist 150 Jahre alt geworden. Ein persönliches Highlight ist das Jubiläumsfest am Montag, 3. Oktober, für Peter Bollig. Lange war der 81-Jährige zuvor im MGV Dransdorf aktiv – bis zu dessen Auflösung. Seit vier Jahren gehört er zu den „ersten Bässen“ des Herseler Vereins, und damit, zusammen mit Hans Hupperich, zu den Neulingen im MGV. Das Geburtstagsfest ist für die beiden nach den beiden Corona-Jahren auch die erste große Festivität im Leben des Vereins.

Zeit und Ort, nämlich die Weinhandlung Antwerpen, haben die Mitglieder bewusst gewählt, denn die Sänger hatten dort am 3. Oktober 1990 ihr erstes Weinfest gefeiert. „So schließt sich für uns ein Kreislauf“, stellte der Vorsitzende Horst Rutowski fest. Der Vereinschef ist mit 68 Jahren der Jüngste dort und seit 27 Jahren dabei. Stolz ist der Elektromeister, wenn er in der Chronik seines Vereins blättert und die dort festgehaltenen Ereignisse Revue passieren lässt.

Die Ursprünge reichen noch weiter zurück

Das genaue Gründungsdatum im Jahr 1872 ist nicht mehr verifizierbar, aber es soll laut Rutowski um den 15. Juni herum gewesen sein. Die Ursprünge des Chores reichen allerdings 30 Jahre weiter zurück: 1842 beschloss Dechant Bierbaum, einen Männerchor für kirchlichen und weltlichen Gesang zu gründen, der noch im gleichen Jahr unter der Leitung von Lehrer Saß seine ersten Auftritte hatte. Eine Zäsur brachte der deutsch-französische Krieg 1870/71: Von den damals zwölf Sängern, die eingezogen wurden, kehrten nur acht wieder zurück. In Erinnerung an die vier Gefallenen gründeten die Überlebenden in Anlehnung an den Pfarrpatron Aegidius 1872 den heutigen MGV.

Eine Unterbrechung und fast das Aus brachten die beiden Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945. Aber jedes Mal schafften es die Sänger, den Verein wiederzubeleben, so 1956 auch der damalige Vorsitzende Hans-Georg Classen. Und die zehn Chorleiter haben seit den Anfängen das musikalische Repertoire der Sänger immer wieder verändert und erweitert. Besonders prägend war die 40-jährige Tätigkeit von Heinz Florin (1959-1999), aber auch Markus Ennenbach (2001-2007) hat seine Spuren hinterlassen. Seit 2008 setzt Valery Kashlyaev musikalische Akzente, „mit dem es Spaß macht, zu arbeiten“, wie Rutowski schmunzelnd anmerkt.

Auszeichnung von der preußischen Staatsregierung

Auszeichnungen für besondere Leistungen haben die Herseler im Verlauf ihrer Vereinsgeschichte immer wieder erhalten, unter anderem das „Diplom für Kunst und Wissenschaft“ (1922) der preußischen Staatsregierung und 1972 die „Zelter Plakette“ des deutschen Bundespräsidenten, die seit 1956 an Vereine verliehen wird, die sich um die Chor- und Volksmusik verdient gemacht haben. Jubiläen im Dorf, gemeinsame Vereinsfahrten, Karnevalskonzerte in den katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und regelmäßige Adventskonzerte – der Verein ist aus dem gesellschaftlichen Leben des Rheinortes nicht mehr wegzudenken.

Die beiden Corona-Jahre und das Ende der Weinfeste 2019 haben zu einem Rückgang der Einnahmen und damit zu schwierigen finanziellen Verhältnissen geführt, sodass der MGV seit drei Jahren von der Substanz lebt. Dazu kommt noch fehlender Nachwuchs. Mit vier Sängern anderer Vereine haben die Herseler vor vier Jahren zwar Zuwachs erhalten – das Alter der „Neuen“ liegt aber ebenfalls um die 80 Jahre. Jüngere Sänger haben kein Interesse an Männergesangvereinen. „Dabei ist das Singen und die Gemeinschaft toll“, schmunzelt Peter Bollig. Er freut sich, wenn Sangesbrüder Adi Behr und Hans Schöneck am Montag für 60 beziehungsweise 70 Jahre vom Kreissängerbund geehrt werden.

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